Sahverdi Cetin muss sich in neuer Umgebung noch zurechtfinden.
Sahverdi Cetin muss sich in neuer Umgebung noch zurechtfinden.

„Wir müssen ein Ausbildungsverein werden.“ Sportvorstand Fredi Bobic stellte bei seiner Vorstellungspressekonferenz im Sommer sofort klar, wohin der Weg der Frankfurter Eintracht in den kommenden Jahren führen wird. Der ehemalige Bundesligaprofi drehte sofort jeden Stein um und sagte im Sommertrainingslager im österreichischen Gais: „In Stuttgart habe ich sämtliche Teams bis runter zur U15 gekannt.“ Er kündigte damals bereits an: „Das ist sehr wichtig für mich und das soll hier natürlich auch so werden.“ Seitdem hat sich bei den Hessen einiges verändert: Aymen Barkok wurde von Trainer Niko Kovac bereits fünfmal eingewechselt, erzielte dabei zwei Treffer und ist auf dem Weg zum „Mann für die Kurve“, wie ihn Aufsichtsratschef Wolfgang Steubing bezeichnete. Miguel Blanco-Lopez und Furkan Zorba nahmen bereits häufiger auf der Bank Platz. Neben Barkok und Zorba wurde für das Trainingslager überraschend Sahvedi Cetin nominiert.

Der Kapitän der U17 wurde im September erst 16 Jahre alt und darf in diesen Tagen erste Profi-Luft schnuppern. „Das ist ein guter Junge, der kann richtig gut Fußball spielen und ist bei unserer U17 ein zentraler Spieler“, nennt Bobic die Gründe, ihn mitzunehmen. Schon zu seiner Zeit als Manager beim VfB Stuttgart durften 16 Jahre alte Akteure mitreisen, damit sie sich zeigen und erste Erfahrung sammeln konnten. Für Cetin gilt: „Er weiß, dass seine Heimat der Riederwald ist. Er kann aber zeigen, wie weit er schon im Zusammenspiel mit der Profimannschaft ist. Das ist eine perspektivische Geschichte.“ Kovac fand ebenfalls lobende Worte für den zentralen Mittelfeldspieler: „Er hat große Fähigkeiten. Und wenn ein Jugendspieler die nötige Qualität hat, dann nehmen wir ihn mit.“ In Zukunft – so das Ziel von Bobic – soll es normal werden, drei bis vier Talente mitzunehmen, „wenn wir die Möglichkeit haben.“

Der Sportvorstand betont in diesem Zusammenhang die Wichtigkeit des Jugendleistungszentrums am Riederwald: „Hier wird die Basis gelegt.“ Der 45-Jährige hat die meisten Mannschaft mehrmals beobachtet, was ihm „viel Spaß und Freude“ bereitet. Er kommuniziert deöfteren mit Armin Kraaz, dem Chef des Jugendleistungzentrums und lobt die Verbindung zwischen der Profi- und der Jugendabteilung: „Wir arbeiten eng zusammen und tauschen Erfahrungen aus.“

Bobic will mit der Eintracht weiterhin an der eigenen Geschichte basteln und sich nicht mit anderen Vereinen vergleichen. Die Hessen müssen das Potenzial in der Umgebung noch viel stärker ausschöpfen und dürfen sich nicht nur auf den scheinbar großen Namen verlassen. Ein Talent wie der 15 Jahre alte linke Mittelfeldspieler Per Lockl, der im Sommer vom FSV Frankfurt zum VfB Stuttgart wechselte und dort einen Kontrakt bis 2019 unterschrieb, muss verpflichtet und frühzeitig herangeführt werden. Die Konkurrenz aus Leipzig, Wolfsburg, Dortmund oder Hoffenheim geht auf dem Markt sehr aggressiv zu Werke und schläft nicht, die Späher sind überall in der Republik unterwegs.

Bei Cetin gelang es der Eintracht Veto einzulegen. Neben dem Aspekt der Identifikation spielt freilich auch die wirtschaftliche Perspektive eine entscheidende Rolle: „Wir müssen dann keinen Spieler für fünf Jahre holen, wenn wir wissen, dass wir einen Rohdiamanten haben, der uns in den nächsten Jahren helfen und deutlich voranbringen kann.“ Bei Barkok scheint dieser Schachzug aufzugehen – können die Talente Miguel-Lopez, Zorba und Cetin demnächst schon nachziehen und somit zu Symbolen für die engere Verzahnung der zwischen Lizenzspieler- und Nachwuchsbereich werden?

Armin Kraaz warnt im Gespräch mit dem „hr Sport“ davor, den hochtalentierten Cetin zu verheizen: „Das ist jetzt nicht der Zeitpunkt, um sich mit der Bundesliga zu beschäftigen.“ Der Leiter des Jugendleistungszentrums erkennt dennoch die großen Qualitäten des Führungsspielers, der 2013 vom SV Darmstadt 98 an den Riederwald wechselte, an: „Er ist sehr mannschaftsdienlich, sehr fleißig, technisch gut und dann auch noch torgefährlich.“ Es dürfe jedoch nicht vergessen werden, dass er „erst 16 Jahre alt ist.“ Jetzt gelte es allerdings zunächst einmal, die Zeit in Abu Dhabi „zu genießen.“

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