RussAls Marco Russ im Winter 2013 wieder vor einer Rückkehr zu Eintracht Frankfurt stand, schrieb die Frankfurter Rundschau folgenden Satz über den gebürtigen Hanauer: „Außerdem ist die große Frage, wie es um seinen Fitnesszustand bestellt ist. Russ neigt dazu, es schleifen zu lassen, er neigt zu Übergewicht.“ Beim VfL Wolfsburg wurde er ein halbes Jahr zuvor aussortiert und musste in der 2. Mannschaft mitspielen. Felix Magath nervte die oftmals zu lasche Einstellung des Innenverteidigers. Es dauerte seine Zeit, bis der heute 29jährige verstanden hat, was wirklich von ihm erwartet wird. Auch bei den Hessen war er zunächst nicht gesetzt und kämpfte sich erst im letzten Saisondrittel in die Stammelf zurück, war dann aber ein wichtiger Faktor für den Einzug in die Europa-League. Seit diesem Zeitpunkt ist er aus der ersten Elf, sei es als Innenverteidiger oder defensiver Mittelfeldspieler, nicht mehr wegzudenken. Der kopfballstarke und so torgefährliche Defensivspezialist gehört inzwischen zur Marke „unverzichtbar“. Und die Zeiten, in denen er es in der Sommerpause schleifen ließ, sind passé, wie er jetzt im Interview mit BILD zugibt: „Deshalb hab’ ich diesmal viel trainiert, im Kraftraum mit meiner Frau, dazu 45 Minuten auf dem Laufband. Das merkt man jetzt.“

Auch im gestrigen Testspiel gegen Wacker Insbruck II machte der Mann mit der Nummer 4 einen fitten und wachen Eindruck und leitete das 2:0 mit einem schönen Pass in die Tiefe ein. Gerade in dieser Zeit, wo noch nicht offiziell feststeht, ob Carlos Zambrano (hier sieht es allerdings gut aus!) und Alexander Madlung (hier weniger…) überhaupt noch einmal zurückkehren, ist die Stabilität und Erfahrung des Frankfurter Eigengewächses enorm wichtig. Auch die Tatsache, dass sowohl der Kapitän der letzten Saison, Kevin Trapp (zu PSG), als auch dessen Stellvertreter, Alex Meier (noch verletzt), nicht zur Verfügung stehen, könnte Russ in der Hierarchie noch weiter nach oben klettern lassen. Vielleicht sogar als neuer Captain? „Klar, warum nicht?„, fragt er und fügt an: „Doch das ist Sache des Trainers. Ich war letztes Jahr schon einer der Stellvertreter. Alex (Meier/d. Red.) ist definitiv ein Kandidat und ich denke, ich werde auch dazu zählen. Aber am Ende ist es ja nur ein Stück Stoff am Oberarm.“ (Wer soll neuer Kapitän bei der SGE werden? Stimmt nun bei uns ab!) Bei aller Bescheidenheit weiß der robuste Verteidiger, dass es doch ein bisschen mehr ist, als nur ein kleiner Stofffetzen am oberen Bereich das Trikots. Sich selbst definiert Russ dabei nicht als Lautsprecher. So einer sei Amanatidis gewesen. „Ich renn’ jetzt nicht mit großem Maul rum und kloppe Sprüche, dazu muss schon viel passieren. Aber wenn, dann werde ich schon sehr deutlich.“

Russ, VehIn manch einer Phase der Rückrunde wurde er phasenweise wohl etwas zu deutlich. Nicht jedem im Umfeld haben die Interviews von Russ gepasst. Die Maßregelung Zambranos beispielsweise, als dieser am 22. Spieltag beim 1. FSV Mainz 05 (1:3) Gelb-Rot kassierte, schoss über das Ziel hinaus („Wir wissen, dass Carlos zum überharten Spiel neigt. Er muss das in den Griff bekommen, sonst schadet er uns nur„). Trotzdem hat der 248fache Bundesligaspieler (20 Tore) seinen Platz in der Mannschaft gefunden. Er zählt zu den Leitwölfen im Team und geht auch in den Spielen voran. Und neben dem Platz hat sein Wort ein gewisses Gewicht. Vom neuen Kader ist er dabei durchaus angetan: „Es ist noch zu früh, um etwas Genaueres zu sagen, aber die Neuen, die wir bisher haben, sind richtig klasse. Sie haben alle eine gewisse Erfahrung, zudem kennen die meisten von ihnen die Bundesliga, werden also nicht ins kalte Wasser geworfen. Das passt schon alles.“ Der Abgang von Trapp schmerzt trotz allem gewaltig. 9,5 Millionen Euro sind zwar ein schöner Trost – aber diese Lücke muss erst einmal geschlossen werden. Den Wechsel zu Paris Saint-Germain kann Russ, einen kleinen Seitenhieb gegen Bundestrainer Joachim Löw nicht versteckt haltend, verstehen: „Na klar! Kevin war zwar auch bei uns im Fokus der Nationalelf, doch im Grund ist es doch so, dass Spieler von Eintracht nie eingeladen werden. Patrick Ochs oder Sebi Jung waren zum Beispiel auch mal im Blickfeld, aber eine wirkliche Chance haben sie nie bekommen.“

Bei dem französischen Hauptstadtclub sei dies etwas anderes. Neben dem finanziell tollen Angebot ist der Reiz, bei einer der besten Clubmannschaften der Welt spielen zu dürfen, riesengroß: „Die kommen jedes Jahr in die K.o.-Phase der Champions League. Und er spielt dort mit Weltstars zusammen. Das prägt und fördert ihn in seiner Leistung.“ Die Entscheidung fiel Trapp, der eine intensive Bindung zu Frankfurt und viele Freunde hat, zwar nicht leicht, aber Russ weiß: „Es war ihm auch klar, dass er diesen Schritt gehen muss.“ Wer der Nachfolger wird? Man habe mit der Mannschaft schon intensiv gegrübelt. Der deutsche Markt aber gebe nicht mehr viel her: „Vielleicht eher im Ausland. Aber zum Glück ist das nicht meine Aufgabe„, ist der Verteidiger froh, dass er nicht in der Haut von Sportdirektor Bruno Hübner steckt. Alles in allem aber wirkt Russ gelöst wie alle anderen auch. Definitiv dazu beigetragen hat, vor allem bei ihm, der Rückkehrer an der Seitenlinie. „Viele meiner Freunde haben mich gefragt: ‚Und, wer wird neuer Trainer?’ Ich hab’ dann gesagt: ‚Wenn ich es mir aussuchen dürfte, würde ich immer Armin Veh nehmen„, gibt Russ offen zu. Veh habe einfach das richtige Gespür dafür, wie er die Mannschaft zu führen habe. Der Coach wisse, wann er auf der einen Seite die Zügel anzuziehen habe, auf der anderen Seite aber auch mal Fünfe grade sein lassen könne: „So einer tut unserer Mannschaft einfach gut.“

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6 Kommentare

  1. Für mich kommen in dieser Frage nur drei Spieler in Betracht.
    -AM14FG
    -MR
    -SR
    wobei mir AM14FG, so gern ich ihn auch habe, taktisch da vorne als „C“ nicht gut gefällt.
    Ein KT war mir als TW zu weit hinten als „C“ positioniert (wie gesagt wertungsfrei zur Person), doch ein HS beispielsweise als Stoßstürmer wäre ganz vorne auch nicht mein Fall.
    Wichtig finde ich jedoch Eckpunkte wie Mannschaftszugehörigkeitsdauer (was bei SR nun nicht gerade ausgeprägt ist) und die vollständige Beherrschung der deutschen Sprache.
    Insofern bleibt fast nur noch einer im Boot und das ist MR……
    Da ich aber keinen Einfluss auf die „C“-Frage habe, vertraue ich da AV voll und ganz einen gestandenen und besonnenen „C“ zu benennen, der auch die Übersicht auf das Spielgeschehen und die Möglichkeit auf dem Platz einzugreifen hat.
    Eloquenz und das richtige Gespür in strittigen Fragen mit dem Schiedsrichter / Trainer und Mitspielern zu reden, setze ich voraus.

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  2. Hm, für mich ist Stefan Reinartz noch nicht lange genug dabei, um Captain zu werden. Russ kann ich mir ehrlich gesagt aber auch nicht vorstellen, da ich nicht denke, dass er Stamm spielen wird. Sollte Zambrano bleiben, wird er wohl mit Abraham zusammen in der IV spielen. Im DM werden entweder bei einer defensiven Taktik Hasebe und Reinartz oder offensiv einer der beiden mit Stendera spielen.
    Wenn überhaupt steht er durch eine etwas stärkere Rotation öfter mal in der Startelf.
    Da Veh vor seinem Weggang schon Meier zum Kapitän gemacht hat, bin ich mir recht sicher, dass er das nun wieder tun wird.
    Die Frage ist daher lediglich, wer sein Stellvertreter wird, solange Meier verletzt ist.

    Hier könnte ich mir ehrlich gesagt Aigner oder Hasebe ganz gut vorstellen. Aigner ist gesetzt und nun schon länger dabei. Er ist inzwischen auch schon einer der älteren, geht immer voran und kämpft und rennt bis zum geht nicht mehr und ich habe auch das Gefühl, dass er in der Mannschaft Ansehen genießt. Bei Hasebe kommt es darauf an, ob Veh ihn in der Stammelf sieht. Sollte das der Fall sein, könnte er die Aufgabe auch gut übernehmen. Das macht er ja auch in der Nationalmannschaft, zudem hat er im DM die ideale Position.

    Aber AV wird das schon machen, da bin ich mir sicher.

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  3. Marco Russ hat es oft genug einfach schleifen lassen, anstatt wie ein Kapitän die Mitspieler mitzureißen und als Vorbild vorne weg zu gehen. Gerade in den letzten Woche der vergangenen Saison lief oder trabte er mehr hinterher, kam kaum in Zweikämpfe. Jedoch haben wir im Team nicht viele Optionen für einen „guten“ Kapitän.

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  4. bitte nicht Russ!.der gute überschätzt sich dermaßen in seinen spielerischen und leader qualitäten…. allein die feinfühligkeit zu einem solchen Zeitpunkt Lindener als klare Nummer zwei darzustellen ist n Pfund. ..

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  5. Wäre für Aigner! Finde er tritt immer mit dieser Giftigkeit auf, die ich mir von der ganzen Mannschaft wünschen würde. Kann mir nicht vorstellen das er sonst irgendwo kein Musterprofi ist.

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