Niko Kovac war nach dem Spiel gegen Leipzig zufrieden und blickt mit Spannung auf das Pokalfinale.

Es war eigentlich die alte Leier der Rückrunde, die am Samstag im Waldstadion abgespielt wurde. Lukas Hradecky verglich es nach dem Spiel gegen Leipzig treffend mit einem „Déjà-vu“. So fand Eintracht Frankfurt zunächst gut in das Spiel gegen den Vizemeister dieser Saison. Die Hessen hatten ihre Chancen, doch vergaben sie in den ersten zwanzig Minuten allesamt. Dann kamen die Leipziger durch einen leichtsinnigen Ballverlust von Taleb Tawatha in der 25. Minute das erste Mal gefährlich vor das von Hradecky gehütete Tor und schon war die Mannschaft um Trainer Niko Kovac im Hintertreffen, denn Marcel Sabitzer makierte das 0:1. Fortan hatte Leipzig das Spiel im Griff. Die Eintracht versuchte natürlich weiter irgendwie ihr Glück, wirkte oft aber uninspiriert, sodass das 0:2 durch Yussuf Poulsen (50.) nach einer Standardsituation die logische Konsequenz war, auch wenn es durch das hohe Bein des Dänen ein mehr als strittiges Tor war.

Dieses Spiel warf also zunächst mal dieselben Fragezeichen auf, die den Spielern, Verantwortlichen und Fans schon in den letzten zehn Partien im Gesicht standen. Das sollte sich nach einer guten Stunde aber ändern und schließlich mit einem kleinen Ausrufezeichen enden. So ging die Partie im Stadtwald schlussendlich mit einem 2:2-Unentschieden aus. Nebenbei konnte die Eintracht dem Klub aus Sachsen noch in die Brause spucken, denn als bester Aufsteiger der Bundesliga-Geschichte werden die Leipziger somit nicht in die Annalen eingehen. Die Adler fliegen dafür mit einem positivem Ergebnis und ein wenig Auftrieb zum Pokalfinale nach Berlin.

Die Joker stechen

Denn in der 62. Minute wechselte Kovac und stellte das System ein wenig um. Er habe erkannt „dass wir vorne zu wenig Druck aufgebaut haben“, erklärte der Trainer nach dem Spiel. Also kam erst der lange Zeit schmerzlich vermisste Jesús Vallejo für den unglücklich agierenden Tawatha ins Spiel. Gute zehn Minuten später durfte dann auch der Frankfurter Fußballgott Alexander Meier sein Comeback feiern. Schließlich kam noch Danny Blum für Branimir Hrgota ins Spiel. Bis dahin stand es noch 0:2. Doch es scheint, als habe Trainer Kovac das Glück wiedergefunden, denn er wechselte die ersten beiden Jokertore der Rückrunde ein. In der Hinrunde gelang dem Coach dieses Kunststück noch ganze sechsmal. Zunächst war es Verteidiger Vallejo, der sein erstes Bundesliga-Tor überhaupt erzielte und in der 83. Minute zum Anschluss traf. Der letzte Treffer dieser Saison sollte dann Offensivspieler Blum in der 90. Minute vorbehalten sein.

Der in der vergangenen Woche durch einige Medien und Fans angezählte Kovac, dem beispielsweise eine Plan- und Konzeptlosigkeit vorgeworfen wurde, war also plötzlich wieder der Trainer mit dem goldenen Händchen und hat alles richtig gemacht. So schnell kann es im Fußball gehen. Der Kroate sagte dazu nur lapidar: „Letzten Endes war es diesmal alles gut und richtig. Alex kommt rein und macht das ordentlich, Jesús und Danny machen die Tore.“ So einfach kann es manchmal also sein.

Besonders Blum hat nach seiner Einwechslung frischen Wind in das Spiel der Eintracht gebracht. Er machte in den gut 15 Minuten, die er mitwirken durfte, mächtig Dampf auf seiner linken Seite und betrieb so Eigenwerbung für einen Einsatz im Finale. „Das ist das, was ich von Danny erwarte“, lobte Kovac seine Leistung und sagte weiter: „Das erwarte ich aber nicht nur von ihm, sondern auch von Ante Rebic.“ Bei der Geradlinigkeit zum Tor und der Geschwindigkeit, die sie an den Tag legen können, müssten die Gegner schon „mit einem Motorrad hinterherfahren“, um sie einholen zu können, scherzte der Trainer, der sich von Blum wünscht, dass der Spieler die Sommerpause gut nutzen wird und gesund bleibt, sodass er in der nächsten Saison hoffentlich „noch mehr solche Spiele abliefern kann.“

Drei Rückkehrer und ein Leidtragender

Feierte ein gelungenes Comeback und durfte seinen ersten Bundesliga-Treffer bejubeln: Verteidiger Jesús Vallejo.

Das ist natürlich auch Kollege Vallejo zu wünschen – ganz egal, ob er bleibt oder zurück zu Real Madrid geht. Er wurde besonders in der Rückrunde vom Verletzungspech verfolgt und verpasste deshalb zwölf der 21 Spiele in diesem Kalenderjahr. Kovac hat in dieser Spielzeit gar nicht mehr mit einem Einsatz des Spaniers gerechnet: „Ich war der Meinung, dass die Saison für ihn gelaufen gewesen wäre.“ Das ist sie aber nicht und somit wird der 20-jährige Innenverteidiger zu einer ernsthaften Alternative für das Pokalendspiel gegen Borussia Dortmund, denn: „Wir haben jetzt zum Beispiel die Möglichkeit, mit Michael Hector vor der Abwehr zu spielen. Das war schon immer eine Überlegung von uns.“ Was die Rückkehr Vallejos in der Defensive bedeutet, lässt sich im Fall von Kapitän Meier auf die Offensive übertragen. Für beide sei es in erster Linie darum gegangen, „dass sie das Gefühl zum Raum, zum Gegner, zum Rasen und der Geschwindigkeit bekommen. Das kann man im Training so nicht simulieren.“ Beide hielten glücklicherweise durch und werden wohl mit nach Berlin fahren.

Leidtragender durch Vallejos Comeback im Spiel gegen Leipzig war Marco Russ. Dieser hatte es nicht einmal in den Kader geschafft und musste mit einem Platz auf der Tribüne vorliebnehmen. Dennoch freut sich der Trainer natürlich über das Mehr an Optionen, das ihm nun zur Verfügung steht: „Ich nehme gerne in Kauf, dass ich jetzt zu viele Alternativen habe. Leider müssen sich dann aber einige hinten anstellen. Das ist so. Ich muss die Entscheidung aber fällen, was mir in dem Fall leid für Marco tut. Wir fällen die Entscheidungen aber nicht gegen einen Spieler, sondern für die Mannschaft.“

Bei all den Comebacks um Meier und Vallejo wurde beinahe übersehen, dass es noch einer am letzten Spieltag zurück schaffte und erst zum dritten Mal überhaupt in dieser Saison im Kader stand: Slobodan Medojevic, der sich über die gesamte Spielzeit mit Kniebeschwerden rumplagen musste. Doch auch er scheint rechtzeitig vor dem Pokalfinale eine ernsthafte Alternative zu werden, wie Kovac betätigte: „Ich hatte überlegt, Medojevic ein paar Minuten zu geben. Er ist ein defensiver Mittelfeldspieler, davon haben wir nicht allzu viele.“ Zwar hätten es die, die momentan auf dieser vakanten Position in die Bresche springen müssen – also Spieler wie Mijat Gacinovic oder Guillermo Varela – gut gemacht, „aber mit Medojevic haben wir einen, der diese Position spielen kann. Vielleicht nicht über 90 Minuten, aber wenn es sein muss, wird er es sicherlich zehn bis 20 Minuten hinbekommen“, erklärte Kovac weiter.

Beyreuther erstmals bei den Profis

Für viele Beteiligte im Eintracht-Lager war das Spiel gegen Leipzig also ein gelungener Test, um den Traum vom großen Coup, dem Pokalsieg, wahr werden zu lassen. Für einen erfüllte sich ein anderer Traum jedoch bereits gestern. Die Rede ist von U19-Spieler Deji-Ousman Beyreuther. Der 17-Jährige wurde gestern zum ersten Mal von Kovac für die Profis nominiert und durfte zumindest von der Ersatzbank Bundesliga-Luft schnuppern. Für den Linksverteidiger sei das ein Stück weit eine Belohnung gewesen. „Er ist ein interessanter Junge“, sagte Kovac über das Talent vom Riederwald, wobei der Trainer nicht auf das Alter seiner Spieler schaut, denn wenn es einer „gut macht und ich gute Ansätze sehe, dann sagen wir: ‚Komm her!‘.“ 

Das war im Fall von Beyreuther nun der Fall. Er sei begeistert und überwältigt von der Atmosphäre im Stadion gewesen, beschrieb Kovac die Gefühle des Neulings, und hofft nun, dass die Berufung in den Kader eine Motivationsspritze für ihn war, sodass sein Schützling weiter hart und noch mehr an sich arbeiten wird. Also versüßte der Coach dem 1,80 Meter großen Abwehrspieler aus Göttingen im Anschluss daran seine Karriereaussichten noch etwas: „Dann darf er irgendwann auf dem Platz stehen und früher oder später das Trikot vielleicht auch mal von Beginn an tragen.“ Am Samstag in Berlin gegen den BVB wird das sicherlich noch nicht der Fall sein. Kovac bieten sich durch die vielen Rückkehrer auch so wieder genug Alternativen, um eine schlagkräftige Truppe auf den Rasen des Olympiastadions zu schicken. Dennoch wird auch Beyreuther mit ziemlicher Sicherheit dem Finale entgegenfiebern.

Adler im Anflug auf Berlin!

Alle Augen können nach dem letzten Spieltag also endlich guten Gewissens in die Hauptstadt gerichtet werden, wo zweifelsohne der Höhepunkt der Eintracht-Saison stattfinden wird. Kovac ist sich jedenfalls bewusst, worum es geht, so sagte der gläubige Christ scherzhaft: „Es wird sich an diesem Tag nicht alles um den evangelischen Kirchentag drehen, sondern auch um das Pokalendspiel.“ Die Hausaufgaben seien jedenfalls gemacht und die Woche bis ins kleinste Detail geplant. „Wir werden die Spannung sukzessive aufbauen“, hob der Fußballlehrer hervor. Ob das nötig sein wird, sei mal dahingestellt, denn der Coach sagte auch: „Das kommt ja von allein.“ Sobald die Mannschaft in Berlin gelandet sei, werde sich die Spannung mit jeder einzelnen Minute automatisch steigern, weiß Kovac und fügte an: „Dann werden die Jungs sehen, was es heißt, ein Endspiel um den Pokal zu spielen.“ Nicht nur die Mannschaft, sondern eine ganze Stadt und Fans aus aller Welt freuen sich darauf!

Wie immer könnt ihr die Leistung der Eintracht-Spieler gegen Leipzig hier bewerten.

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3 Kommentare

  1. Hört sich das eventuell nach einem Abschied von Rebic an? Nach der Hübner Kritik, folgt die von Kovac.

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  2. Auch wenn er für mich nach seiner ersten Saison immer einer der Schlechtesten war, hier etwas zu diesem Ehemaligen:
    Barcelona-Eibar
    0:1 Takashi Inui7., Linksschuss, Vorlage Capa
    0:2 Takashi Inui61., Linksschuss, Vorlage Sergi Enrich
    1:2 Juncà63., Eigentor
    Messi verschießt Elfer 70.
    2:2 Luis Suárez73., Rechtsschuss, Vorlage Paco Alcácer
    3:2 Lionel Messi75., Elfmeter
    Spiel läuft aktuell noch.
    Da Real gleichzeitig gewinnt bringt es Barca eh nichts mehr in Bezug auf die Meisterschaft.

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  3. @2: Ja die alten Akteure zu verfolgen ist manchmal ganz interessant. Inui schießt (fast) Barca ab, Kittel hat sich in Ingolstadt so ziemlich in den Kader gespielt, Aigner hätte gestern fast 1860 den sicheren Ligaverbleib gesichert mit seinem Tor und Luca Waldschmidt befreit den HSV.
    Bis auf Aigner (und ein wenig Kittel, bei dem man aber eh nie wusste ob er unverletzt mal 3 Spiele am Stück durchhält) halte ich die Abgänge allerdings für verschmerzbar.

    Um zum Artikel zurückzukommen – schön, dass wir wieder alternativen haben. Schön auch, dass vielleicht jetzt durchgedrungen ist, dass Blum doch ein wichtiger Baustein sein kann und besser ist als die meisten anderen, die wir auf der Position getestet hatten. Die Einwechslung von Vallejo war bei Gott kein Geniestreich. Es sollte jedem klar sein, dass er spielen muss wenn er kann. Dass er auch Tore schießt ist natürlich super. Das Russ auf die Tribüne muss und Beyreuther und Medojevic somit auf der Bank sitzen halte ich nur teilweise für nachvollziehbar. Medo hat oft genug gezeigt, dass er uns nicht helfen kann und er wäre ohne Verletzung sicher längst weg. Ich vermute, dass wir ihn nicht mehr im Eintracht Trikot sehen werden. Für Beyreuther ist es natürlich ne schöne Sache…aber Russ somit auf die Tribüne zu verfrachten halte ich für fast etwas „respektlos“ auch wenn ich seine Form und Fitness von hier natürlich nicht einschätzen kann. (Auch wenn man sagen muss, dass dies so ziemlich das einzige Spiel war, wo 2 Einwechslungen ganz sicher schon vor dem Spiel feststanden und die dritte quasi auch schon vorher abzusehen war….)

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