Niko Kovac versicherte von Beginn seiner Amtszeit an, dass er daran glaubt, dass die Eintracht die Klasse halten wird.
Niko Kovac versicherte von Beginn seiner Amtszeit an, dass er daran glaubt, dass die Eintracht die Klasse halten wird.
Eintracht Frankfurt am 16. April 2016: Nach der 0:3-Niederlage gegen Bayer 04 Leverkusen sinkt die Hoffnung der Fans und Medien auf den Klassenerhalt. Zwar hat die Eintracht zum wiederholten Male kein schlechtes Spiel gegen einen Europapokalanwärter gezeigt, in den entscheidenden Momenten aber versagten die Nerven und die SGE musste den Platz als Verlierer verlassen. Zudem spielten alle anderen Abstiegskandidaten an diesem Tag gegen die Eintracht. In der Tabelle stehen die Hessen auf dem vorletzten Platz, der Rückstand auf den Relegationsplatz 16 beträgt nun vier Punkte, auf das rettenden Ufer sogar sechs Punkte. Auch das schwere Restprogramm, dass das Team vor sich hat, lässt die Hoffnung der Anhänger auf den Klassenerhalt nicht wirklich wachsen. Um es mit deutlichen Worten zu sagen: Kaum einer setzt nach diesem 30. Spieltag noch einen Pfifferling auf die Eintracht. Kaum einer? Doch! Es gibt eine Person, die sich den Optimismus nicht nehmen lässt und diesen vorbildlich in den Verein trägt: Neu-Eintracht-Trainer Niko Kovac.

So sagte der 44-Jährige beispielsweise vor dem folgenden Spiel gegen den damaligen Tabellensechsten 1. FSV Mainz 05: „Wir glauben wirklich daran! Wenn wir nicht mehr daran glauben würden, könnten wir den Laden zusperren. Es gibt hier niemanden, der schon die weiße Fahne schwenkt. Es sind alle mit hundert Prozent bei der Sache – wenn nicht, würden wir denjenigen auch aussortieren.“ An diesen Sätzen sah man: Kovac glaubt an sich, an die Mannschaft und an den Verein. Er unterstrich dies auch mit seinem Credo, dass der Trainer niemals negative Gedanken haben dürfe. Für Viele war der Kroate ein Glücksgriff für die SGE. Und besonders für die Mannschaft. Schon bei seinem Antritt hat Kovac, wie er nun in einem Interview mit der „Bild“ verriet, den Spielern klar gemacht, dass für ihn das Team der Star ist und er alle Spieler benötige: „Keiner steht über dem Ganzen und über dem Verein. Es geht nur um den Erfolg, persönliche Egos sind nicht gefragt. Ich weiß natürlich, dass sich einige im Gebilde Teamsport als Ego sehen, aber ich habe klipp und klar gesagt: ,Nicht mit mir.‘
Das haben die Jungs schnell begriffen. Auch, weil ich gleich Taten habe folgen lassen. Plötzlich haben Spieler, die vorher keine Chance hatten, gespielt.“  Außerdem machte Kovac gleich zu Beginn klar, was er von seiner Mannschaft erwartet: Laufbereitschaft, Kampf und eine geordnete Defensive. Dies seien laut Kovac die Basics für den Erfolg. Und an diesen Basics ließ er beinahe täglich arbeiten. Außerdem war ihm eine homogene Mannschaft wichtig: Jeder sollte für den Anderen arbeiten oder die Fehler des Anderen versuchen auszubaden.

Kovac hat viel Mut bewiesen, als er Spieler plötzlich in die Startelf geholt hat, die vorher keine Rolle im Team der Hessen gespielt haben – wie etwa Constant Djakpa. Er hat aber noch mehr Mut bewiesen, indem er eigene Fehler einsah und Entscheidungen revidierte und sich immer wieder selbst hinterfragte. „Hinterfragen gehört einfach dazu, wenn man sich weiter entwickeln will. Denn wenn man mit dem zufrieden ist, was man erreicht hat, bleibt man stehen – und wird irgendwann überholt. Das darf man nicht zulassen“, so der Coach.

Um seinen Traum vom Klassenerhalt zu verwirklichen setzte er auf viele verschiedene Methoden, die Videoanalyse ist eine von der er sehr viel Gebrauch machte: „Bilder sagen mehr als Worte!“ Seine wichtigste Methode aber war der Glauben: Der Glaube an die eigene Stärke, der Glaube an den Erfolg. Kovac betonte immer wieder, wie wichtig ihm das sei: „Wenn man an etwas glaubt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass man es erreicht, größer, als wenn man nicht dran glaubt. Träume sind der Beginn einer Realisierung. Der Traum bringt einen dazu, dass man fleißig ist, dass man arbeitet und dafür lebt.“ 

Auch im Umgang mit der Mannschaft hat Kovac nichts dem Zufall überlassen. Seine erste Rede beispielsweise sei geplant intuitiv gewesen: „Ich habe mich schon vorbereitet, ohne dass ich jetzt vom Zettel abgelesen habe. Wenn man anfängt zu sprechen, kommt man in einen Flow, da lasse ich mich von Gefühlen leiten. Man muss nur aufpassen, dass man nicht abschweift, damit ich die Jungs nicht zum Schlafen bringe.“
Kovac ordnete seit seinem Amtsantritt bei der Eintracht alles dem Verein unter: Er lebte seitdem mit seinem Bruder und Co-Trainer Robert im Hotel, sah seine Familie kaum und war täglich am Waldstadion. Er ging den Weg, den er von seinen Spielern und dem Trainerteam erwartete, vorbildlich voran. Er war auch nicht müde, immer wieder zu betonen, dass die Spieler das Zeug zum Klassenerhalt hätten.

Eintracht Frankurt am 23. Mai 2016: Die SGE gewinnt das Relegationsrückspiel in Nürnberg – der Verein ist dem Abstieg gerade noch einmal entkommen. Kovac ist das gelungen, an das noch fünf Wochen zuvor keiner mehr glaubte. In der regulären Saison holte er mit seinem Team in neun Spielen zwölf Punkte und sicherte so zumindest die Relegation, aus der die Eintracht schließlich als verdienter Sieger hervorging. Es ist also das eingetreten, an das Kovac stest vorgab bedingungslos zu glauben.
Ganz zum Schluss, als der Klassenerhalt geschafft war, gab der 44-Jährige zu, dass er ihn sehr viele Nerven gekostet habe. Auf der Pressekonferenz nach dem Relegationsrückspiel sagte er zum Beispiel, dass er am nächsten Tag direkt zum Kardiologen laufen würde. Auch im Interview mit der „Bild“ gibt der Kroate Emotionen zu: „Ich bin ein emotionaler Typ, natürlich sind ein paar Tränchen geflossen, nachdem wir es geschafft haben. Weil ich mich einfach riesig freue – für die Jungs, den Verein, die Fans, die Stadt.“ Auch bei der Führung der Eintracht bedankte sich der Kroate, dass sie ihn und nicht einen erfahrenen Trainer verpflichtet haben: „Es war sicher keine einfache Entscheidung zu sagen: ‚Okay, wir nehmen jetzt die Kovacs, die ein völlig unbeschriebenes Blatt in der Bundesliga-Landschaft sind.‘ Aber ich hoffe, wir konnten es einigermaßen zurückgeben.“

Nach der Relegation wurde Kovac gefragt, was die Eintracht für ihn bedeute. Seine Antwort: „Eine Herzensangelegenheit!“ Das ist inzwischen offensichtlich.

- Werbung -

10 Kommentare

  1. Cooler Typ. Ich mag ihn…authentisch, korrekt hat einen Superjob gemacht. Ein Glücksgriff von Bruno.
    Ich freue mich das er und sein Bruder uns in die kommende Saison führen mit dem Ziel schnell die 40 Punkte zu erreichen!

    0
    0
  2. Gut gemacht von Bruno. Nicht ein Glücksgriff von Bruno, sondern Glück für uns. Bruno hatte den schon länger im Visier. Kovac, Bruno und Bobic müssen jetzt die Mannschaft und die Strategie für einen mittelfristigen Neuaufbau legen:
    – Kovac welche Spielertypen braucht er jetzt (bitte auch einen offensiven Spielführer einplanen)
    – Bobic die mittelfristige Gesamtstrategie (sportlich, aber unter Berücksichtigung der finanziellen Möglichkeiten. Bei Hellmann Verbesserung der finanziellen Möglichkeiten kontinuierlich einfordern. Stichwort TV Gelder, Stadion Miete, Banken Sponsoring …. Das gehört auch zur Vereinsführung dazu)
    – Bruno gemäß den Anforderungen von Kovac und Bobic Spieler verpflichten. Scouting noch verstärken.

    0
    0
  3. Wirklich ein Klasse Typ! Ein Mann der klaren Worte, die deutlich unaufgeregten Aussagen haben mir imponiert. Er hatte im jedem Spiel einen Plan, auch wenn natürlich nicht alles klappte, muss man aber erstmal so machen. Hoffe wir haben noch viel Freude an den Kovac Brüdern. Danke für die Rettung!

    0
    0
  4. Kein Selbstdarsteller sondern ein super sympathischer Typ der die Jungs echt nochmal super motiviert hat. Bin gespannt was er für Spieler holt und wie seine Ausrichtung für die kommende Saison ist. Könnte mir such einen totalen Überraschungstransfer bei ihm vorstellen.

    0
    0
  5. Was blieb Ihm auch in der kurzen Zeit anderes übrig …..insofern Chapeau für die Willens und Herzensleistung
    Bin gespannt wie er den Kader zur kommenden Saison motiviert und auf Trab bringt…. ehrlicherweise muss man sagen das unser Spiel nicht immer grottig war, und zumindestens Anfang der Hinrunde ein gewisses Potenzial erwarten ließ…. so what. Hauptsache nicht wieder so eine Zittersaison.

    0
    0
  6. Weiß jemand wie Kovac bevorzugt spielen lässt? Wie ließ er die kroatische Nationalmannschaft spielen?
    Die 9 Spiele bzw. 11 bei uns kann man nicht als Richtwert nehmen.

    0
    0
  7. Relativ offensiv, die haben allerdings auch das Material mit Modric, Raketic, Kramaric, Perisic oder Mandzukic!

    0
    0
  8. Hab mir mal als er kam so einiges durchgelesen. Kommt wohl gerne über die Außen, will “ eine Balance zwischen Defensive und Offensive“ legt alo auch Wert auf eine gute Defensive ( das haben wir ja auch schon gesehen) . 4-2-3-1 und 4-4-2 (W0bei sie es 4-4-1-1 nannten ) sind wohl seine bevorzugten Systeme.

    Wenn er wirklich über die Außen spielen lassen will und die Jungs das hinkriegen, könnten wir wieder einen anderen Seferovic sehen. Ähnlich wie bei seinem Tor gegen Nürnberg könnte er sicher von Gacinovic , Aigner, Waldschmidt und wer noch so da spielen kann oder wird profitieren. Aufgrund seiner Physis kann er sich im Strafraum bei den Hereingaben behaupten. Auch wenn ( alles hypothetisch ) Meier geht und ein Typ wie Klose kommt, wäre der Weg über die Flügel sicher erfolgversprechend.

    Es kommt sicher auch zum Teil darauf an, welche Spieler er zur Verfügung hat. Aber daran kann man ja jetzt in der Transferphase arbeiten.

    0
    0
  9. Ich bin gespannt. Keine Frage was kovac geleistet hat ist mehr als außergewöhnlich. Er kam in einer extremen Situation und konnte das Ruder noch herumreissen. Ich bin gespannt wie er sich im Liga Alltag macht.jetzt gilt es für ihn die guten Ansätze und Anlagen fortzuführen und unter Beweis zu stellen, dass er auch längerfristig erfolgreich arbeiten kann. Ich hoffe das wir uns mit dem drei Gespann kovac hübner bobic verbessern und keine zweite Saison erleben in der wir so kurz vor knapp alles klar machen.

    Auch interessant scheint das hübner an sich das innovative Konzept von früher wieder aufgegriffen zu haben scheint . Mit kovac hat man das junge unverbrauchte wieder zurück. Es fragt sich ob Entscheidungsträger sich gegen das Konzept gestellt haben (HB hat das ja etwas angedeutet „BH hat kovac durchgedrückt“) oder das Konzept verloren ging. Es wäre möglich das BH jetzt durch den Erfolg mehr Kredit gewonnen hat intern. Ich bin gespannt auf die kommenden transfers…

    0
    0

Keine Kommentare mehr möglich.

- Werbung -