Für die Kovac-Brüder ist die Reise nach Berlin etwas besonderes.
Für die Kovac-Brüder ist die Reise nach Berlin etwas besonderes.

Für das Frankfurter Trainergespann Niko und Robert Kovac steht am kommenden Wochenende eine besondere Reise auf dem Programm – schließlich kamen die Brüder in Berlin zur Welt und wuchsen auf den Bolzplätzen der Millionenmetropole auf. Niko Kovac spielte insgesamt gar acht Jahre für die Hertha, von 1991 bis 1996 und von 2003 bis 2006 schnürte er die Schuhe für die „Alte Dame.“ Für den 45-Jährigen, der gerne Emotionen zeigt und mit Stolz auf seine Zeit in Berlin zurückblickt, ist es der erste Auftritt als Coach im altehrwürdigen Olympiastadion. Schon in der Hinserie sagte er bei der Pressekonferenz vor der Begegnung: „Ich bin in Berlin geboren, habe den Großteil meines Lebens dort verbracht und bin der Hertha immer noch dankbar, dass sie mir den Weg in den Profifußball ermöglicht hat“

Eine Vergnügungstour steht allerdings nicht auf dem Programm. Wenn die Partie am Samstagabend um 18.30 Uhr angepffien wird, stehen sich Tabellenplatz fünf und sechs gegenüber. Die Gemütslagen sind jedoch komplett unterschiedlich nach dem 21. Spieltag. Auf der einen Seite die Eintracht, die nicht nur die Partie gegen den FC Ingolstadt, sondern vor allem mit David Abraham, Jesús Vallejo und Omar Mascarell wichtige Defensiv-Stützen verloren hat. Auf der anderen Seite die Berliner, die gegen den FC Bayern München eine bärenstarke Partie zeigten, erst in der sechsten Minute der Nachspielzeit den – in Frankfurt bei Teilen der Fans durchaus mit Freude zur Kenntnis genommenen – Ausgleichstreffer durch Robert Lewandowski hinnehmen mussten und dennoch Selbstvertrauen tankten.

„Wir können stolz sein“, erklärte Trainer Pal Dardai am Sonntag den Presservertretern, nachdem er sich am Abend zuvor noch über den „Bayern-Bonus“ beschwerte und vor Wut tobte. Nach einer Mütze Schlaf sah der ehemalige Profi, der noch zusammen mit Kovac im defensiven Mittelfeld spielte, allerdings „ein richtiges gutes Spiel“ von seinem Team. „Das war ein Riesenspiel“, stimmte ihm Linksverteidiger Marvin Plattenhardt zu, Abwehrmann Sebastian Langkamp sprach gar von „dem Spiel unseres Lebens.“ Die Akteure der Hertha liefen 118,3 Kilometer, Vladimir Darida alleine rannte 13,31 Kilometer. Der bayrische Spitzenklub verfing sich permanent im engmaschigen Netz der Berliner, die sich im 4-1-4-1-System organisierten.

Prägenste Figur war der defensive Mittelfeldakteur Niklas Stark. Der 21-Jährige hat den Schwung aus seiner Vertragsverlängerung bis 2022 mitgenommen und war „ein sehr effektiver Wellenbrecher gegen Bayerns Angriffe“, schrieb etwa der „kicker“ in seiner Bewertung. Vedad Ibisevic konnte seine Torflaute beenden und seinen neunten Saisontreffer erzielen. Mit Marvin Plattenhardt erwartet die Eintracht erneut einen Akteur, der mit dem ruhenden Ball gut umzugehen weiß und gegen die Bayern den Führungstreffer per Freistoß vorbereitete. Wie bitter die Gelbsperre von Omar Mascarell tatsächlich ist, zeigt der Blick auf die Stärke der Hertha – das zentrale Mittelfeld: Stark, Darida und Per Skjelbred sind nicht torgefährlich (erst zwei Treffer) oder technisch brilliant, dafür allerdings zweikampfstark, lauffreudig, mannschaftsdienlich und sehr druckvoll in ihrem Spiel.

Dardai gibt, beflügelt von der guten Partie seine Mannschaft, das Ziel für die Partie gegen die Eintracht aus: „Wir haben zwar einen großen Punkt gewonnen, aber jetzt müssen wir auch mal wieder drei holen.“ Die Fahrten der Eintracht ins Olympiastadion waren in den vergangenen Jahren nach dem Wiederaufstieg der Berliner 2013 wenig erfolgreich: 1-6, 0-0, 0-2 – bis auf ein Elfmetertreffer von Alex Meier und ein Punktgewinn in einer schwachen Partie am 33. Spieltag der Saison 2014/15 war nichts zu holen für die Hessen. Den letzten Sieg in der Hauptstadt gab es im Herbst 2009, als die Hertha nach 14 Spielen nur fünf Zähler auf dem Konto hatten und der Coach noch Friedhelm Funkel hieß. 3-1 gewann die damals von Michael Skibbe trainierte Eintracht. Patrick Ochs, Maik Franz und Alex Meier – wer auch sonst? – hießen die Torschützen.

Das letzte Aufeinandertreffen der beiden Mannschaft, die vom Temperament her sehr ähnliche Trainertypen an der Seitenlinie stehen haben, endete überraschenderweise 3:3. Es war kein wilder Kick, den die Zuschauer am 5. Spieltag bei herrlichsten Temperaturen im Waldstadion zu sehen bekamen. Und dennoch fielen überproportional viele Treffer – obwohl die meiste Zeit der Begegnung sehr diszipliniert und aufmerksam verteidigt wurde. Von der Dramatugie her hätte es kaum ein besseres Drehbuch geben können: Insgesamt wechselte die Führung dreimal und der vielumjubelte Ausgleichstorschütze Michael Hector erlöste den Anhang erst tief in der Nachspielzeit.

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