Kevin TrappKann diesen Mann überhaupt etwas aus der Ruhe bringen? Kevin Trapp ist ein total entspannter und angenehmer Zeitgenosse. Der Schlussmann der Eintracht kam im Sommer 2012 für 1,5 Millionen Euro vom 1. FC Kaiserslautern und etablierte sich sofort als starke Nummer 1 bei den Hessen. Oka Nikolov, an dem in den Jahren zuvor kaum ein Torhüter langfristig vorbeikam, musste weichen und setzte sich klaglos auf die Bank. Nicht nur der „ewige Oka“ erkannte schnell, dass Bruno Hübner hier einen absoluten Volltreffer landete. Der inzwischen 24jährige Ballfänger entwickelte sich in seiner Zeit bei den Frankfurtern zu einem Spitzenmann zwischen den Pfosten und rettete den Adlern in den vergangenen zweieinhalb Jahren einige Punkte. Im Februar verlängerte der gebürtige Merziger dann dann auch noch kurz vor der Partie am 19. Spieltag gegen den VfL Wolfsburg (1:1) seinen Vertrag bis 2019 und sorgte damit für großen Jubel beim Anhang. Eintracht und Trapp – es scheint einfach zu passen. „Ja, ich fühle mich hier extrem wohl. Ich bin das dritte Jahr und es ist wie meine Heimat geworden, egal wo ich bin„, bestätigte der Saarländer im lockeren Talk mit Eintracht-TV.

Auch wenn die Stimmung im Stadtwald derzeit etwas unterkühlt daherkommt, wissen die Fans doch, was sie an ihren Adlern haben. Trapp, Zambrano, Aigner oder Meier stehen für die vergangenen erfolgreichen zweieinhalb Jahre. Aufstieg, Europa-League-Qualifikation und aktuell eine Spielzeit ohne Abstiegssorgen – es gab wahrlich schon grauere und düstere Zeiten in der jüngsten Vereinsgeschichte der Eintracht. Und auch aktuell ist, trotz der Tatsache, dass nur ein Punkt aus den vergangenen drei Partien gesammelt wurde, das internationale Geschäft noch immer greifbar. Doch man ist gewarnt am Main, denn am Freitag kommt ein sehr selbstbewusster Gegner zu Gast ins Waldstadion: Borussia Mönchengladbach. Die von Lucien Favre trainierten Fohlen sind derzeit so etwas wie die Mannschaft der Stunde und stehen in der Rückrundentabelle, punktgleich mit dem VfL Wolfsburg (je 26 Punkte), noch vor dem FC Bayern München (25 Punkte), auf Rang 2. Die Hessen hingegen konnten 2015 erst 12 Zähler sammeln. Eine klare Sache also am nächsten Spieltag? „Wir haben 2015 zu Hause noch kein Spiel verloren und sind hier extrem stark„, hofft Trapp hier auf Gegenwehr der Adler. Der Keeper könne zwar verstehen, wenn beim Anhang die Laune aktuell nicht die Beste sei. Trotzdem dürfe man die Partie gegen die Topelf vom Niederrhein zuvor nicht schon aufgeben: „Wir müssen die Laufbereitschaft und Aggressivität auch gegen Gladbach zeigen, dann ist es ganz schwer uns zu schlagen.“

TrappMit der Fohlenelf verbindet der Schlussmann, der 2005 in die Jugendabteilung der Lauterer wechselte, kurioserweise ein ganz besonderes Erlebnis. Es war sein erstes Bundesligaspiel, welches er als Zuschauer im Stadion live miterlebte: „Da habe ich das erste Mal gemerkt: Du spielst Fußball, es ist eine Sache, die dich jeden Tag beschäftigt und es wäre einfach ein Traum, da auch auflaufen zu dürfen. Eigentlich wäre ich zu diesem Zeitpunkt gerne Tim Wiese gewesen, weil der unten auf dem Platz steht, vor den Zuschauern Bundesliga spielen darf.“ Es dauerte noch einige Jahre, bis der Schlussmann, der die Schule mit Fachabitur abschloss und heute nebenbei noch studiert (Kaufmännische Grundlagen im Sport), bis sich der große Traum erfüllte. Am 12.03.2011 stand der damals noch 20jährige Trapp erstmals im Tor der Profis und rettete den Lauterern – sehr zum Leidwesen der Eintracht, die einige Wochen später abstieg – einen knappen 2:1 Sieg gegen den SC Freiburg. Sechs Tage später stand er dann ebenfalls wieder zwischen den Pfosten und gewann auch sein zweites Bundesligaspiel – gegen Lucien Favres Gladbacher Elf. „Ein bisschen was verbinde ich schon mit Gladbach„, gab der Ballfänger beim Gespräch lächelnd zu. Das er heute überhaupt im Tor stehen darf, hat auch etwas damit zu tun, dass er es in der Jugend scheinbar etwas gemütlicher angehen ließ: „Meine erste Trainingseinheit war im Feld, das war mir aber wesentlich zu anstregend„, verriet Trapp augenzwinkernd. Zwar habe er auch in der D-Jugend noch einmal im Sturm gespielt, im Endeffekt aber habe es ihn immer wieder ins Gehäuse gezogen.

Dieses hütet der Modefan, der seit Sommer auch die Kapitänsbinde trägt, ruhig und sachlich. Tobsuchtsanfälle, wie man sie früher bei Oliver Kahn oder Jens Lehmann sah? Fehlanzeige! Viel eher sieht man ein aufmunterndes Klatschen, den Versuch, eine positive Energie auszustrahlen. Vor dem Spiel sei er zwar auch angespannt und nervös. „Aber mein Spiel war immer darauf ausgelegt, dass ich auch versuche, als Torwart, als letzter Mann, der das Tor verhindern kann, die nötige Ruhe auszustrahlen. Das war so etwas, was ich schon immer mitbringe und beibehalten wollte. Ich bin eher ein ruhiger Zeitgenosse„, so Trapp über Trapp. Durch die Wahl zum Kapitän hat sich aber doch einiges gewandelt: „Anfangs dachte ich auch, es ändert sich nicht so viel. Aber du bist der Ansprechpartner, wenn irgendetwas ansteht und musst dann auch versuchen, zu helfen.“ Aber auch die Mitspieler wie Russ, Aigner oder Meier seien so erfahren und könnten dieses Amt auch bekleiden. Trotzdem: „Ich bin eine Situation gerutscht, wo ich auch gerne mal was gefragt werde.“ Und es scheint ihn nicht wirklich zu stören – den Schlussmann, der wohl jetzt schon zu den besten Torhütern, die jemals das Tor der Eintracht gehütet haben, gezählt werden darf.

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3 Kommentare

  1. Vielleicht würde der Mannschaft mal ein bisschen Emotion, Aggressivität und Leidenschaft gut tun, anstatt Ruhe und Sachlichkeit.

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  2. jetzt hat er die Möglichkeit, sich als wahrer Kapitän zu beweisen, nachdem AMFG ausgefallen ist.
    Die Jungs zusammennehmen, aufpushen, dabei Leidenschaft und Einsatzwille vorleben.
    Am Freitag auch die Unhaltbaren halten und den Vorderleuten alle Unterstützung geben.
    Darauf hoffe ich.

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  3. Ich denke nicht dass Trapp allein von der Persönlichkeit her der Typ ist der eine Mannschaft motiviert oder pusht. Das sind eher so Typen wie Hasebe oder Valdez.

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