Zeigt sich Pokalheld Hrgota im Endspiel so zielstrebig, wie hier beim Führungstreffer gegen den 1. FSV Mainz 05?

Würde sich jemand die Mühe machen und in den kommenden Tagen die Menschen auf der Straße befragen, wo sie am Wochenende gerne wären, würde zumindest in Frankfurt der Name einer Stadt sehr häufig fallen: Berlin! Ob bei der Arbeit, einem gemütlichen Kneipenbesuch in der Innenstadt oder bei einer Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln – der Einzug in das DFB-Pokal-Finale gegen Borussia Dortmund elektrisiert die Massen. „Wir hätten wohl 100.000 Tickets verkaufen können“, sagte Sportvorstand Fredi Bobic am Sonntag im „Sport1-Doppelpass“. Das erste Endspiel nach elf Jahren – es fühlt sich an wie eine Massage der häufig so leidgeprüften Fan-Seele der Eintracht. Was für Teams wie den FC Bayern München oder den nächsten Gegner BVB zur Normalität geworden ist, sorgt im Rhein-Main-Gebiet für enorme Begeisterung.

Trainer Niko Kovac gab bei der Pressekonferenz am Freitag ebenfalls zu, dass seine Gedanken auch rund um das große Ereignis kreisen, obwohl die Partie gegen RB Leipzig (2:2) noch auf dem Plan stand. Branimir Hrgota erzählte im „hr-heimspiel!“: „Die Vorfreude ist riesig. Das merkt man in der ganzen Stadt. Wenn ich einkaufen gehe, wünschen mir die Leute Glück für das Spiel.“ Es war der viel kritisierte Angreifer, der einen ganz großen Anteil am Einzug in dieses Endsipel hatte. In der ersten Runde gegen den FC Magdeburg markierte er den frühen Führungstreffer, im Halbfinale gegen Ex-Klub Borussia Mönchengladbach verwandelte er den entscheidenden Elfmeter. „Es war ein langer Weg zum Ball. Ich habe mich konzentriert und früh entscheiden, dass ich nach rechts schieße, dann habe ich aber doch nach links geschossen“, dachte Hrgota an den bis dahin wohl wichtigsten Schuss seiner Karriere, der von Erfolg gekrönt war, zurück.

Ausgerechnet Hrgota – dachten viele Anhänger in diesem Moment. Der 24-Jährige wuchs in den Monaten zuvor zum Sündenbock heran, seine vergebenen Großchancen kosteten die Frankfurter Treffer und damit wohl auch wertvolle Zähler im Kampf um die internationalen Ränge. Dennoch: Mit diesen beiden Toren im nationalen Pokalwettbewerb hat sich die Verpflichtung des ablösefreien Schweden für die Eintracht bereits ausgezahlt. Am Samstag wird der Stürmer auf besondere Unterstützung aus der Heimat bauen dürfen, wie er verriet: „Ich bin froh, dass meine Familie beim Spiel sein wird. Sie kommt extra aus Schweden.“

Viele Anfragen von Familienmitgliedern dürften auch die Gebrüder Kovac erhalten. Für Niko und Robert Kovac ist es eine Reise an die Geburtsstätte. „Ich bin in Wedding aufgewachsen, in der Turiner Straße. Mein erster Klub war Rapide Wedding. Wir haben im Schillerpark trainiert, auf einer Wiese. Wir haben die Spielfelder mit tragbaren Toren, die wir selbst zusammenstecken mussten, aufgebaut. Inzwischen gibt es den Verein leider nicht mehr, er hat aus finanzieller Not fusioniert mit einem anderen Klub“, erinnerte sich Niko Kovac an seine Kindheit zurück. Der Bolzplatz war das Zentrum des Lebens, mehrere Stunden am Tag wurde gespielt und hart trainiert. Das Ziel formulierte der Cheftrainer der Eintracht: „Der Beste zu sein!“

Kovac, der später als defensiver Mittelfeld die Bundesliga mitprägte, begann als Angreifer und hatte ein großes Vorbild: Karl-Heinz Rummenigge! Er war angetan von dessen Gradlinigkeit und Torinstinkt. „Ich hatte ein Trikot von ihm als Bayern-Spieler, vorne Magirus Deutz als Werbung, hinten die Nummer 11 – das war ein sehr stolzer Moment in meiner Kindheit“, geriet Kovac ins Schwärmen. Es sind diese Tugenden, die bei ihm auf der Liste ganz oben notiert sind: Gradlinigkeit, Willenskraft und diese Mentalität, permanent der Beste sein zu wollen.

Der Kroate hat die ganz große Chance, bereits knapp 15 Monate nach Amtsantritt im März 2016 zu den großen Trainern in der Geschichte des Klubs aufsteigen zu können. Seit der 1959 erreichten Meisterschaft im Endspiel gegen Kickers Offenbach kamen nur noch fünf weitere Titel auf den Briefkopf des Klubs: 1974, 75, 81 und 88 gab es den DFB-Pokal, 1980 gewannen die Hessen im deutschen Finale gegen Borussia Mönchengladbach den UEFA-Cup. Kovac sieht für die Eintracht eine realistische Chance keine Chancenlosigkeit gegen den BVB, wie er auschlüsselte: „Wir sind David, der Goliath steht auf der anderen Seite. Wir müssen in allen Belangen – läuferisch, kämpferisch, spielerisch – eine Top-Leistung zeigen. Kaum einer setzt nach dieser Rückrunde auf uns. Aber in einem Spiel ist alles möglich. Die Chancen liegen sicherlich nicht bei 50:50 – aber es ist an uns, aus 20, 30, 40 Prozent mehr zu machen.“ Erstmals sprach er auch in der Öffentlichkeit lautstark aus, dass seine Mannschaft etwas großartiges erreichen will: Eines ist klar: Natürlich möchten wir auch den Pokal holen – wenn es sein muss, auch wieder im Elfmeterschießen.“ In der Paradedisziplin – zumindest im DFB-Pokal, wo sich die Eintracht sehr souverän vom Punkt zeigte – und sowohl, Magdeburg, als auch den FC Ingolstadt und eben Gladbach besiegte. Fortsetzung folgt…?

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22 Kommentare

  1. Hrgotas Verpflichtung hat sich ausgezahlt und er ist ein Pokalheld weil er einen Elfmeter verwandelt hat? Ein Pokalheld ist Hradecky, aber nun gut: Man kann sich Dinge auch schönreden, kein Problem. 🙂

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  2. @nrw: Das ist eine ganz einfache Rechnung: Sein 1-0 gegen Magdeburg und der verwandwlte Elfmeter waren für die Eintracht sehr viel Geld wert. Bei all der Kritik, die es zurecht an ihm gibt, ist das doch ein positiver Aspekt, der nüchtern benannt werden kann.

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  3. Wer hier häufiger mitliest, dem wird nicht verborgen geblieben sein, dass ich mit Branne auch so meine Probleme habe…
    Dieses ist aber primär dem Umstand geschuldet, dass seine Fahrkarten natürlich eine hohe, direkte emotionale Reaktion auslösen. Anders als z.B. bei sich wiederholenden Fehlern irgendwo zwischen den Strafräumen.
    Wenn man aber mal ein wenig die Zeit aufbringt und in sich geht, und ein wenig den Tripp der Versöhnung und der Muße beschreitet – und Berlin gibt mir die Gelegenheit dazu 😉 – dann muss man auch feststellen: Bis zu seinen nervigen Abschlussversuchen gibt der Junge in Grunde einen recht passablen Offensivspieler ab. Er hat technische Fähigkeiten, läuft gut in die Gefahrenzone, ist flink unterwegs. Die Tore, die er erzielt, entbehren ja auch nicht einer höheren technischen Begabung. Sein großen MANKO ist die Chancenauswertung. Wenn er an dieser Schraube auch nur ein wenig dreht, haben wir mit Hrgota einen guten, jungen, günstigen Fang gemacht.
    Das muss man wohl so sehen.
    Die bange Frage lautet denn auch: Wird die Schraube jemals in die richtige Richtung gedreht werden?
    Vielleicht packt NK ja den Schraubenzieher ein. Für Berlin!

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  4. Hrgotas Situation erinnert mich an die ersten Jahre von AMFG, der war ja auch oft der Sündenbock und wurde angeprangert. Er hat es weggesteckt und ist über die Jahre dann unentbehrlich geworden. Das gleiche wünsche ich mir bei Hrgota :-).

    Er ist kein Modeste, der nix anderes kann als Tore schießen *lol*, aber seine schlechte Torausbeute bedeutet noch nicht, dass er nix kann und nichts super wertvolles leisten kann. Ich geb ihm die Zeit

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  5. Hrgota kann man nicht alleine in einem 1 Mann Sturm System aufstellen. Er ist eher derjenige, der umtriebig ist, räume schafft sich auch mal fallen lässt um dann mit Tempo Richtung 16er zu gehen und ich denke, wenn er Meier oder Haller neben sich hat, die dann die Tore machen, dann kann das etwas mit ihm werden. Wenn natürlich mit Sefe ein weiterer Chancentod mit ihm im Sturm spielt, dann ist das der Super Gau 🙂 ! Ein richtiger Torjäger wird er wohl nicht werden, aber er hat andere Qualitäten, die wenn richtig eingesetzt wertvoll sein können. Er ist schnell und technisch nicht der schlechteste aber eine Tormaschine war er auch in Gladbach nicht und das wird man auch nicht nur weil man den Verein wechselt 😉
    Die Eintracht hat erkannt, dass man neben Meier einen weiteren Torjäger aufbauen muss (sonst ist schnell Schicht im Schacht für die SGE in der Bundesliga). Man hat die Hoffnung, dass Haller Meier ersetzen kann. Man hat die Hoffnung, dass man mit dem Wert des Spielers Haller, weitere Torjäger verpflichten kann. Damit meine ich, dass es das Ziel sein muss, Haller in sagen wir mal 2 Jahren gewinnbringend weiter zu verkaufen (nachdem dieser Tore am Fließband geschossen hat) um dann weitere Meiers, Hallers zu kaufen. Nur so kann sich unsere SGE auf Dauer in der Bundesliga halten. Die SGE muss mit Bobic an der Spitze, den nächsten Schritt gehen um zu vermeiden, dass unsere Eintracht dauerhaft aus der Bundesliga verschwindet. Mittelfristig muss das Ziel sein, 2020 in der Bundesliga zu spielen, wenn der Stadionvertrag ausläuft, damit wir eine sehr gute Verhandlungsposition haben, nicht wie vor 17 Jahren als wir abgestiegen sind und kurz vor der Insolvenz standen und die Stadt mit uns machen konnte, was sie wollte.

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  6. hoffentlich kommt NK nicht auf die Idee Haris aufzustellen. Auch Blum bitte nicht in die Startelf, sondern evtl. als Joker.

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  7. Dass ein junger Stürmer – zumal von der Bank kommend – im neuen Verein gleich einschlägt, wäre doch eher die Ausnahme. Klar war es bitter zu sehen, wie viele 90-100%-er er nicht genutzt hat. Aber alle anderen inkl. Meier haben’s ja auch nicht besser oder gar noch schlechter gemacht. 3., 4. und 5. sprechen diesbezüglich auch sehr aus meiner Seele. Dass Hrgota zum Sündenbock Nr. 1 gemacht wurde, ist unfair und überflüssig. Ich würde Hrgota trotzdem ans Herz legen, ein paar Extraschichten wie oder gar mit Meier zu schieben.

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  8. Ein Lewandowski hat im ersten BVB Jahr auch kaum was getroffen. Was dann anschließend aus ihm geworden ist wissen wir ja, klar kann man beide jetzt nicht unbedingt mit einander vergleichen aber ich finde man sollte noch etwas warten bis zur endgültigen Bewertung.

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  9. @7
    sein Spielverständnis. Er ist schnell und hatten guten Schuss. Deshalb sollte man ihn gegen eine müde Abwehr einwechseln. Ein Pokalfinale in der Startelf traue ich ihm nicht zu.

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  10. Kerle lass doch mal den Mann in Ruhe.Erst Rebic nun Hrgota.Gehts noch? Sicher werden Stürmer an Toren gemessen, aber eines kann man den beiden nicht abstreiten.Sie rennen,kämpfen,ackern bis zum Schluss.Sprich der Wille stimmt.

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  11. Klar, die besten und fittesten in die Startelf und dann ordentlich nachlegen. So groß sind die Leistungsunterschiede in dieser Saison im engeren Kader (abgesehen von den wenigen Spitzenkräften) auch wieder nicht. Die größten Probleme dürfte uns das überragende Umschaltspiel der Dortmunder bereiten, schnell und dynamisch. Nur kein frühes Tor einfangen, dann besteht die Gefahr, dass der BVB schnell nachlegt und es schon fast für uns vorbei sein könnte. Hoffe, dass Vallejo lange durchhält und zu gewohnter Zweikampfstärke zurückfindet. Es ist allerdings schon fast sensationell, dass er so schnell zurückkam. Auch seine Schnelligkeit und Spieleröffnung wird uns weiterhelfen. Dann kommt Alex und wir holen den Cup. Träumen muss erlaubt sein, nach all den endspiellosen Jahren. Das letzte Finale mit uns in Berlin war frustrierend, Regen pur, schlechte Plätze und verloren. Es kann also nur besser weder, chancenlos sind wird keinesfalls. Forza SGE

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  12. LEUTE schaut jemand gerade die PK jemand hat um 3 Jahre verlängert, hab es leider nicht mitbekommen nur etwas von 3 Jahren gehört … Danke für Info

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  13. Hradecky jedenfalls nicht, tippe auf Otsche! Ist wahrscheinlich der „geheime“ Motivationsschub, welcher vor dem Finale bekanngegeben werden soll.

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  14. So ist es, die Deutsche Börse macht es. Klasse, Bobic, ein kleiner Dammbruch. Die Börse soll dafür ihre Satzung geändert haben, Respekt. Bobic scheint neue Wege gehen zu können, warten wir ab, was noch folgt.

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  15. Jovic Leihe für 2 Jahre wohl perfekt.
    Kommen Mandela und Dadashov noch zum Einsatz?

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  16. @Adlerherb ganz ruhig 😀

    In der PK gab es kein Wort zu einer Vertragsverlängerung. Kovac hat nur gesagt, dass er definitiv nächstes Jahr bei der Eintracht bleibt.

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  17. wie ich schon geschrieben habe, wurde vor der PK mit Kovac von JAN-MARTIN STRASHEIM etwas von 3 Jahren berichtet, bevor Niko Kovac mit der PK begonnen hat, was das genau gewesen ist, kann ich nicht sagen babenhaeuseradler meinte dazu, dass es sich dabei um die Werbung auf dem Trikot der Börse handelt. Da ich nur etwas von 3 Jahren mitbekommen habe, wollte ich hier nur nachfragen, ob das ebber genauer mitbekommen hat 😉 ! Da Kovac und auch kein Reporter darauf eingegangen sind, habe ich schon vermutet, dass es sich wohl um keinen Spieler handelt ! Aber es wurde definitiv etwas von 3 Jahren von JAN-MARTIN STRASHEIM mitgeteilt !

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