Lukas Hradecky und Heinz Lindner verstehen sich auf und außerhalb des Platzes sehr gut.
Lukas Hradecky und Heinz Lindner verstehen sich auf und außerhalb des Platzes sehr gut.

Er ist immer da, nie verletzt, macht keine schlechte Stimmung und hat doch keinerlei Chancen auf einen Einsatz. Trainer Niko Kovac stellte erst zu Beginn des Trainingslagers in Abu Dhabi klar: „Keiner hat seinen Stammplatz sicher, außer Lukas Hradecky“. Für Heinz Lindner muss dieser Satz, auch wenn er ihn nicht überrascht hat, doch wie ein kleiner Stich gewesen sein. Der Österreicher kam im Sommer 2015 ablösefrei von Austria Wien an den Main und absolvierte seitdem nur ein Pflichtspiel. In der ersten DFB-Pokalrunde der vergangenen Saison durfte er gegen den Bremer SV beim 3:0-Auswärtserfolg mitspielen. Der Grund war simpel: Der als neue Nummer eins eingeplante Lukas Hradecky war noch nicht im Trainingsbetrieb, er verließ Bröndby IF erst zwei Tage zuvor.

Lindner hat sich dennoch immer loyal verhalten und stillschweigend den Platz auf der Reservebank hingenommen. Statt einer Feindschaft hat sich eine wahre Freundschaft zwischen den beiden Rivalen entwickelt. „Freundschaft im Sport ist etwas Besonderes, gerade auf derselben Position. Aber wir beide haben immer versucht zu differenzieren. Lukas macht einen Riesen-Job und steht zu recht im Tor, weil er immer super gespielt hat. Deshalb gibt es für mich keinerlei Gründe, aus Eifersucht oder Konkurrenzdenken heraus nicht mit ihm befreundet zu sein“, sagt Lindner gegenüber „Bild“ frei heraus und fügt anerkennend an: „Er ist einfach ein Pfundskerl und ein sympathischer Mensch.“

Hradecky freut sich über die Unterstützung des 26-Jährigen und sieht in dessen Verhalten ein echtes Plus für die positive Entwicklung der gesamten Mannschaft. Eine Freundschaft unter zwei Keepern ist aus Sicht des Finnen jedoch nichts Ungewöhnliches: „‚Goalkeeper are a union’ heißt es. Wir Torhüter helfen und stützen einander, egal ob einer spielt oder nicht. Das ist fast ein ungeschriebenes Gesetz.“ Die beiden Schlussmänner unternehmen auch in ihrer Freizeit häufiger etwas zusammen und gehen gemeinsam essen. Ein Besuch in der Sauna ist allerdings nicht vorgesehen, wie Lindner zugibt: „Nein, das ist nicht so meins. Das sollen die Finnen unter sich ausmachen.“ Lieber knobelt er mit Hradecky darum, wer die Rechnung nach einem Restaurantbesuch bezahlt: „Das mag jetzt komisch klingen, aber das ist für mich Freundschaft: Dass man außerhalb des Platzes was zusammen macht, rumalbert, einfach auf einer Wellenlänge liegt und in vielen Dingen die gleichen Ansichten hat.“

Eine Verletzung oder eine Sperre würde Lindner seinem Kumpel niemals wünschen. Hradecky hätte umgekehrt kein Problem damit, ihm ein Pflichtspiel zu gönnen: „Er könnte doch theoretisch im Pokal im Tor stehen.“ Kovac sei jedoch sehr zielstrebig und lasse sich nie von seinem Weg abbringen. Die Rolle von Lindner könnte Hradecky nur schwer annehmen: „Ich hoffe, dass ich nie in die Situation wie Heinz komme.“ Schließlich sei dies der „schwierigste Job von allen“. Die Einsatzchancen sind gering, weil auf der Position zwischen den Pfosten nur selten die Rotationsmaschine angeworfen wird. Wie lange sich Lindner mit dieser Rolle noch abfinden kann, ist freilich fraglich. Der Vertrag des Nationaltorhüters läuft im Sommer aus, konkrete Angebote gab es allerdings noch nicht.

Lindner ist in Deutschland noch immer ein unbeschriebenes Blatt und würde an diesem Zustand gerne etwas ändern. Bei der Eintracht wird dies, solange Hradecky (mit der starken SGE4EVER.de-Durchschnittsnote von 2,28) da ist, wohl nicht mehr möglich sein. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Wege im Sommer trennen, ist groß. Bis dahin gilt es aber noch gemeinsam die Ziele mit den Hessen zu verwirklichen. „Es ist unser Ziel, nicht nur an die Hinrunde anzuknüpfen, sondern besser zu werden. Wenn uns das gelingt, dann können wir schon was erreichen“, ist sich Lindner sicher und wird von seinem Kollegen in dieser Ansicht bestätigt: „Ich glaube, dass jeder begriffen hat, dass etwas drin ist, dass wir etwas Größeres erreichen können. Ich hoffe auf einen guten Start. Mal schauen, was dann möglich ist.“

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