Lukas Hradecky hält die Eintracht im Spiel.
Lukas Hradecky hält die Eintracht in der entscheidenden Phase im Spiel.

Nach dem schwachen Auswärtsauftritt gegen den VfL Wolfsburg am vergangenen Samstag, war die Sorge groß, dass der Eintracht kurz vor Weihnachten die Kraft ausgeht. Im letzten Heimspiel gegen den FSV Mainz 05 wollte man noch einmal alle Reserven mobilisieren und die starke Heimserie ausbauen. Auch, wenn das Spiel am Ende deutlich mit 3:0 gewonnen werden konnte, war das Geschehen auf dem Spielfeld bei weitem nicht so deutlich, wie das Ergebnis vermuten lässt. Auch für das letzte Spiel im Kalenderjahr 2016 haben wir für euch nach den Gründen für den Sieg und den damit zwischenzeitlich erreichten 3. Tabellenplatz gesucht und das Spiel noch einmal genauer unter die Lupe genommen.

1. Der alte Abwehrverbund wiederhergestellt
Nachdem gegen den VfL Wolfsburg Timothy Chandler gesperrt war und Eintracht-Trainer Niko Kovac zur Umstellung gezwungen war, konnte er im Derby gegen den FSV Mainz 05 wieder auf den US-Amerikaner zurückgreifen. Durch die Rückkehr des etatmäßigen Rechtsverteidigers, konnte Makoto Hasebe wieder in die Mitte rücken. Dadurch, dass Kovac den zuletzt etwas überspielten Szabolcs Huszti eine Pause gönnte, agierte der Japaner einerseits als zweiter Mittelfeldabräumer neben Omar Mascaraell, ließ sich aber andererseits auch immer wieder zwischen die beiden Innenverteidiger zurückfallen und kurbelte das Spiel von hinten kräftig an. Diese Rückkehr zu der alten Formation verlieh der SGE wieder die Sicherheit, die sie im bisherigen Saisonverlauf stark gemacht hat.

2. Ein starker Rückhalt: Lukas Hradecky
Wenn man nach Unsicherheiten oder Fehlern bei Hradecky sucht, fällt einem einzig und allein das Auswärtsspiel der vergangenen Saison in Gladbach ein. Ansonsten ist der Finne eine echte Bank zwischen den Pfosten der Frankfurter. Die Ruhe und Gelassenheit, die er ausstrahlt, gibt der gesamten Hintermannschaft Sicherheit. Gestern war es jedoch wieder eines dieser Spiele, in denen er zeigen konnte, wie stark er wirklich ist. Dass die SGE in dieser Saison bisher erst 12 Gegentore kassiert hat und damit einen Vereinsrekord aufgestellt hat, ist nicht zuletzt auch den überragenden Leistungen Hradeckys zu verdanken. Im gestrigen Spiel, das lange auf Messers Schneide stand, da die Mainzer taktisch klug agierten, war er derjenige, der seine Mannschaft mit mehreren Glanzparaden in der Partie hielt und dafür sorgte, dass der bis dahin erspielte 1:0-Vorsprung bestehen blieb. Hätte der Mainzer Jhon Cordoba frei vor dem Keeper versenkt oder Yunus Malli einer seiner großen Chancen nutzen können, wäre das Spiel vermutlich in eine andere Richtung gelaufen. Dass der Keeper zu Beginn der 2. Halbzeit zwei Unsicherheiten zeigte bei einem durchgerutschten Ball und einem Abwurf in die Füße des Gegners, fiel nicht weiter ins Gewicht, denn das Glück in diesen beiden Szenen hatte sich der Finne wohl hart erarbeitet und auch verdient.

3. Die Kaltschnäuzigkeit kehrt zurück
Während man in Wolfsburg noch beste Einschussmöglichkeiten liegen ließ und sich hinterher ärgerte, dass trotz einer schwachen Leistung mindestens 1 Punkt drin gewesen wäre, so war gestern die Effektivität zurück. Im Prinzip hatte die Eintracht in der 1. Halbzeit trotz der 4 Offensivspieler Branimir Hrgota, Ante Rebic, Mijat Gacinovic und Marco Fabian, kaum Torchancen. Auch, wenn das Spiel in den Anfangsminuten durchaus kontrolliert wurde, war es schon überraschend, dass die erste Chance von Hrgota unmittelbar die Führung bedeutete. Nach langem Traumpass von David Abraham verwandelte der Schwede frei vor dem Mainzer Keeper mustergültig. Ohnehin schien das Trainerteam die langen Bälle als probates Mittel gegen die anfälligen Rheinland-Pfälzer ausgemacht zu haben. Auch mit der Führung im Rücken gelang es den Hessen zunächst nicht, die Mainzer Angriffsbemühungen in den Griff zu bekommen. Bastian Oczipka und auch Jesus Vallejo merkte man in der ein oder anderen Szene an, dass die Winterpause nun genau zur richtigen Zeit kommt.

4. Eine Rote Karte als Schlüsselszene
Die Eintracht kam deutlich wacher aus der Kabine und auch das Pressing, dass in der 1. Halbzeit noch gar nicht funktionieren wollte, klappte nun zunehmend besser. Die Mainzer drängten jedoch weiterhin auf den Ausgleich und wollten sich für ihren bisher betriebenen Aufwand belohnen. Erst eine unnötige Aktion von Cordoba, der nach einem Zweikampf mit Abraham, nach dem Aufstehen auf dessen Sprunggelenk trat, brachte etwas Ruhe ins Spiel. Der Platzverweis verschaffte den Hessen etwas Luft, denn es war deutlich zu spüren, dass einige Spieler „auf der Felge“ liefen, wie es Sportvorstand Fredi Bobic nach dem Spiel formulierte.

Aymen Barkok kann sein Glück kaum fassen. Auch die Kollegen sind stolz auf ihren Youngster.
Aymen Barkok kann sein Glück kaum fassen. Auch die Kollegen sind stolz auf ihren Youngster.

5. Mit jugendlicher Leichtigkeit
Eintracht-Coach Kovac brachte mit der Überzahl frische Kräfte und wechselte unter anderem auch Aymen Barkok ein. Der A-Jugendliche wurde direkt mit seiner ersten Aktion brandgefährlich. Nach schöner Vorarbeit mit der Hacke befand sich Barkok plötzlich alleine auf dem Weg Richtung Mainzer Tor. Wer nun dachte, dass der Youngster Nerven zeigen würde, sah sich getäuscht, denn Barkok dribbelte in alter Jay-Jay-Manier auch noch den Keeper aus und schob dann unmittelbar vor der Westkurve zum erlösenden 2:0 ein. Es war erst der zweite Torschuss in der Bundesliga für den jungen Frankfurter und direkt das 2.Tor für ihn. Ein Märchen, wie es eigentlich nur der Fußball schreiben kann. Dass er kurze Zeit später auch noch wunderschön für Hrgota auflegte, der dann lässig zum 3:0 einnetzte, passte zu dieser Geschichte. Nicht nur, dass Kovac wieder einmal den richtigen Joker einwechselte, war bemerkenswert, sondern vor allem, welch ein Talent die SGE da in ihren Reihen hat. Diese jugendliche Leichtigkeit war genau das, was dem bis dahin etwas verkrampften Spiel der Eintracht gefehlt hatte.

6. Das Glück erarbeitet
Wie bereits angedeutet, war das Spiel sicherlich nicht so souverän, wie das Ergebnis vermuten lässt. Mit der Führung zum richtigen Zeitpunkt, dem Platzverweis in der zweiten Hälfte und einem märchenhaften Auftritt von Barkok, war auch viel Glück dabei. Die bisher absolvierten Spiele der SGE waren allesamt sehr eng und oftmals auf Messers Schneide. Kleinigkeiten sollten über Sieg oder Niederlage entscheiden. Die Frankfurter haben momentan das Glück, dass sie Spiele, deren Pendel durchaus auch in die andere Richtung schlagen könnte, für sich entscheiden. Dieses Glück ist allerdings auch hart erarbeitet, letztlich ist es das berühmte „Glück des Tüchtigen“. Die Hessen ernten die Früchte ihrer schweißtreibenden Vorbereitung, ihrer Disziplin, die sie dank dem Trainer- und Betreuerteam alle an den Tag legen, und haben aus der letzten Horror-Saison die richtigen Lehren gezogen. Es wurden keine Investor-Millionen in die Mannschaft gepumpt oder ähnliches, denn im Gegenteil, es ist zum Großteil dieselbe Mannschaft vom letzten Jahr, die nun durch die Besinnung auf ihre Tugenden, auf einer Erfolgswelle schwimmt und nicht unverdient den zwischenzeitlichen 3. Tabellenplatz eingenommen hat.

Bitte denkt daran, auch nach diesem Spiel wieder die Leistung der Mannschaft hier zu bewerten.

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10 Kommentare

  1. Ich habe Trapp inzwischen komplett vergessen, auch, wenn ich ihn mochte. Lukas ist eine Granate zwischen den Pfosten und auch ich muss mich klar zu ihm bekennen. Ich mag diesen Typen einfach. Barkok ist eine Augenweide. Es war schon erstaunlich zu sehen, wie der Ball an seinem Fuß klebte. Dieses quirlige wird noch vielen Gegnern Kopfzerbrechen bereiten. Ich hoffe nur, dass er sich zu Frankfurt bekennt, aber andererseits wird er irgendwann auch viel Geld in unsere Kassen spielen, wenn er von Verletzungen verschont bleibt. Das Ergebnis gestern war deutlich, zu deutlich, aber wen juckt das?? Wie oft haben wir schon verloren und waren besser. Wir werden Weihnachten auf jeden Fall mindestens auf Platz 5 verbringen und hätte mir das jemand vor dieser Saison gesagt, ich hätte ihn für völlig durchgeknallt gehalten. Egal, es ist wie es ist. Ich wünsche euch allen schöne Weihnachten.

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  2. Zu einer Szene von Hrady.
    Als er einen Schuss an den Pfosten längt und ihn dann anstatt ins eigene Tor abzufälschen, festhält.
    Das war Weltklasse.
    Man sieht aus der Perspektive vom Schuss abgebenen Spieler sowie hinter Torkamera, dass der Ball zunächst in die andere Ecke geht, sich dann aber in die andere Ecke dreht. Die Bewegung hat Hrady aufgenommen und somit gerade noch die Hand dran bekommen.
    Er musste selbst lachen, als er dann Ball sicher hatte.
    Ich nenne sowas gut antizipiert!

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  3. Gute Analyse, unverdient war der Sieg nicht. Solche Spiele gibts auch und wir standen in den letzten Jahren oft da, wie die Mainzer gestern. 11 gg. 11 hätten wir auch gewonnen.

    Defensiv wacklig, das Gegenpressing war schwach und die Hasebe Umstellung brachte ebenfalls wackler – ist beim letzten Spiel vor der Winterpause auch peng, die waren am Limit. Zeigt aber auch finde ich, wie wichtig ein Huszti in Topform für uns ist.

    Endlich wieder Kaltschnäuzig, wie der Hrgota die langen schnellen Bälle pflückt ist mega. Barkok istn cooler Junge.

    Nochmals danke für die Hinrunde, frohes Fest und guten Rutsch, ich freu mich auf die Rückrunde!

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  4. Hrady hat Trapp „vergessen“ gemacht. Hrgot verdrängt Fußballgott … auch daran werde ich mich gerne rasch gewöhnen.

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  5. GrabbiGrabbi Ich möchte Abraham noch hervorheben! Cordoba ist ja kein schlechter Spieler und sollte unsere Abwehr mit seiner Wucht aufmischen. Er wurde aber von Abraham fast komplett abgemeldet. Die Zweikämpfe zwischen beiden waren erste Sahne und dann der schöne Pass von Abraham in der 18. Minute. Abraham war gestern der Fels in der Brandung.

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  6. @4
    Genau so habe ich das mit Ball auch gesehen, jeder der mal im Tor gestanden hat weiß, wie übel solche Bälle sind. Leider nur nicht die Trottel von Sky, die das ständig als Wackler oder Fehler von Lukas hervor gehoben haben.

    Mich verblüfft am meisten in dieser Hinrunde, das NK es immer wieder schafft alle Spieler ins Boot zu holen und egel wen er bringt, alle zeigen Leistung und Willen. Jeder ordnet sich dem Kollektiv unter. Wahnsinn, Wahnsinn, Wahnsinn.

    Wenn wir in der Rückrunde eine Heimmacht bleiben und noch ein paar Siege gegen die vermeintlich starken Gegner holen, dann ist wirklich alles drin.

    Auf geht´s, im Januar RB weghauen.

    Wünsche allen ein tolles Weihnachtsfest und einen guten Rutsch.

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