FPS-Fantalk: „Heute muss alles riskiert werden“

Vor dem richtungsweisenden Heimspiel gegen Mainz 05 ging der FPS-Fantalk heute in die nächste Runde. Den FPS-Fantalk gibt es bei uns an jedem Heimspiel-Sonntag zwischen 12 und 14:30 Uhr.
Ihr wollt auch einmal mit uns diskutieren? Dann bewerbt euch über unser Kontaktformular und seid bei einem unserer nächsten Fantalks, die per Telefonkonferenz geführt werden, dabei!

Am heutigen FPS-Fantalk nehmen teil: SGE4EVER.de-Redakteur Julian, Eintrachtfan „SGECharly“ und Paul Taaffe, Geschäftsführer von SGE4EVER.de-Premiumpartner FPS.
Das bevorstehende Rhein-Main-Derby lieferte auch wieder reichlich Diskussionsstoff.

These 1: Im Spiel gegen Mainz muss Kovac die Offensive und das spielerische Element stärken und zumindest Fabián, möglichst auch Gacinovic, aufbieten.

Paul: „Ich kenne Kovac inzwischen auch ein bisschen. Ich wette mit euch, er fängt nicht mit Fabián an. Ich weiß nicht, wie er das jetzt mit Stendera löst, der ja leider ausfällt. Ich habe heute in einem der Kommentare gelesen, dass Ayhan dann als 6er spielen würde. Das würde mir nicht gefallen. Wenn Zambrano fit ist und von Anfang an spielt, was ich bezweifele, dann sollten er und Abraham in der Innenverteidigung spielen und Russ als 6er. Fabián hat eine wunderbare Ballbehandlung und es ist auch nicht so, dass er nicht nach hinten arbeitet. Aber sein Zweikampfverhalten ist nicht einmal D-jugendreif. Fernschüsse sollten eigentlich seine Waffe sein. Aber die hat er bisher noch nicht wirklich ausgespielt. Ich erinnere mich nur an ein, zwei Fernschüsse. Man könnte natürlich über eine Absicherung nachdenken. Aber das mag Kovac nicht. Kovac ist für mich vergleichbar mit Veh, was seine Flexibilität angeht. Er hat einen Plan und daran hält er fest. Wenn wir jetzt natürlich heute hinten liegen sollten, dann muss er alles riskieren. Und dann muss er auch Fabián bringen. Er hat sich die Woche ja sehr positiv zu Gacinovic geäußert. Das hörte sich vielversprechend an. Viele Leute verstanden bisher, warum er noch nicht gespielt hat, weil er die Robustheit noch nicht hat. Aber anscheinend hat er nun aufgeholt. Stefan Aigner gefällt mir im Eins-gegen-Eins nicht. Er bemüht sich. Aber bemühen reicht mir nicht. Diese Torchance, die er in Leverkusen vergeben hat – da hat man gemerkt, dass bei ihm die Luft draußen ist. Ich glaube nicht, dass Kovac Fabián und Gacinovic bringt. Ich würde sogar um ein Essen mit euch wetten, dass das nicht der Fall sein wird. Aber wir müssen heute gewinnen. Daher muss abhängig vom Spielverlauf alles riskiert werden.“

SGECharly: „Wenn man nach einem Rückstand zu früh riskant wechselt, kann es aber passieren, dass man sich noch mehr Gegentore fängt. Auf der anderen Seite ist es so, dass wir das Spiel heute definitiv gewinnen müssen. Spätestens bei einem 0:2-Rückstand sollte gewechselt werden. Aber Wechsel vor der 70. Minute waren in der Vergangenheit meist nicht konstruktiv. Eine gewisse Kontinuität sollte immer da sein. Zu viele Wechsel bringen meist nichts.“

Julian: „Ich bin der Meinung, dass wir zuletzt unter Kovac bis zum Strafraum eigentlich ganz gut kombiniert haben. Danach war aber für mich in der Offensive Vieles zu berechenbar und zu statisch. Keiner hatte eine zündende Idee oder hat mal etwas Unerwartetes gebracht. Ich denke, dass sowohl Fabián als auch Gacinovic zwei Spieler sind, die diesen Aspekt mal in ein Spiel hereinbringen können. Daher hoffe ich, dass Kovac sich dazu entscheidet, zumindest einen der beiden heute von Beginn an zu bringen.“

SGECharly: „Zum einen finde ich, dass junge Spieler mehr Tempo in das Spiel der Eintracht bringen können. Dafür wäre Gacinovic vielleicht gar nicht schlecht. Ich bin aber ziemlich unsicher, ob er dafür schon die körperliche Robustheit mitbringt. Ich denke aber, wenn wir mit einem guten Hradecky hinten drin und mit einem schnellen Umschaltspiel spielen, dann können wir die Mainzer schlagen. Da ist dann aber auch die Defensive gefragt, sonst klappt das nämlich nicht mit dem schnellen Umschaltspiel. Fabián würde ich gerne sehen – aber möglichst weit vorne. Er hat das spielerische Können, um auch mal ein Tor zu schießen. Und meiner Meinung nach hapert es genau daran. Deswegen würde ich Fabián wirklich gern von Anfang an sehen. Paul hat vorhin von Ayhan gesprochen. Den möchte ich auch nicht in der Startelf haben. Er hat bisher überhaupt nicht überzeugt. Aber egal, welche Aufstellung Kovac vorsieht: Wir Fans sollten auf jeden Fall hinter der SGE stehen, damit sie heute drei Punkte macht.“

Paul: „Da brauchst du keine Bedenken haben. Da sind wir alle leidenschaftlich dabei. Ich zittere jetzt schon. Mainz zu schlagen, ist nicht unmöglich. Aber es wird schwer.“

Julian: „Kurz auch nochmal zu Ayhan: Ich habe ihn jetzt zweimal spielen sehen und beide Male war er ein Totalausfall. Für mich ist er eigentlich gar keine Option mehr. Da würde ich nicht mal drüber nachdenken. Für mich das Thema Ayhan durch.“

Paul: „Wenn es jetzt keinen Totalausfall in der ersten Hälfte gibt und wir gehen mit einem 0:0 in die Pause, dann wird Kovac die Mannschaft so noch zehn bis 15 Minuten spielen lassen und dann muss er etwas machen. Dann muss er einfach mal alles rausholen. Wenn heute nicht gewonnen wird, höre auch ich auf zu rechnen. Ich war bisher immer optimistisch. Aber wenn wir heute verlieren, dann glaube ich auch nicht mehr dran. Aigner wird von Beginn an spielen, da bin ich mir sicher. Du musst den Jungs eine Chance geben. Aber wenn Aigner sie nicht nutzt, würde ich Gacinovic bringen. Die Frage ist aber viel eher, wie das Problem Stendera gelöst wird. Was meinen denn Julian und SGECharly dazu?“

Julian: „Ich glaube, dass Kovac nicht Abraham und Zambrano in der Innenverteidigung spielen lässt. Er hat dort lieber Russ. Von daher wird Russ im Mittelfeld keine Option sein. Ansonsten fand ich zuletzt eigentlich Hasebe auf dieser Position wieder besser. Aber wer Stendera ersetzen soll? Das ist schwierig. Huszti? Das wäre vielleicht auch eine Variante.“

SGECharly: „Ich denke, dass Stendera nicht postionsgetreu zu ersetzen ist. Ich sehe Fabián dort durchaus als eine Variante. Aber gern ein bisschen weiter vorne.“

Paul: „Für mich wäre Huszti in der Tat eine mögliche Option für Stendera. Fabián wird nicht so weit hinten spielen. Und ich glaube, dass wir Huszti ein bisschen unterschätzen. Der arbeitet wahnsinnig viel. Es ist zwar manchmal etwas ideenlos, wie er läuft, aber er bleibt immer dran. Schade, dass seine Standards so schlecht geworden sind.“

These 2: Wenn die Eintracht heute gegen Mainz verliert, ist trotzdem noch nichts entschieden. Abgerechnet wird zum Schluss.

Julian: „Ich bin ganz ehrlich: Ich bin von Grund auf eigentlich ein sehr optimistischer Kerl und sehe das Glas immer eher halb voll als halb leer, aber wenn es heute keinen Sieg gibt, habe auch ich keine Hoffnung mehr auf den Klassenerhalt. Wir haben bereits so viele Endspiele in dieser Saison ausgerufen und haben immer gesagt, wir müssen es gewinnen, und am Ende haben wir es nicht gewonnen. Dann haben wir gesagt, aber abgerechnet wird am Schluss. Heute muss geliefert werden, sonst war es das.“

SGECharly: „Für mich ist es so, erst wenn rechnerisch der Relegationsplatz nicht mehr zu erreichen ist, kann man aufgeben. Bis dahin muss jeder sein Bestes geben. Damit meine ich sowohl Spieler als auch Trainerteam, Physioabteilung, aber auch den zwölften Mann, die Fans im Stadion. Leider bin ich dieses Mal nicht selbst dabei, aber die anderen haben versprochen, alles zu geben. Aber auch nicht zu vergessen: Den 13. Mann, die Fans in den sozialen Foren. Heute schaut meiner Meinung nach jeder Spieler in die Foren, und kein Mensch – und wenn er noch so professionell ist – kann das einfach so wegstecken, wenn ständig über einen hergezogen wird. Die Köpfe der Spieler müssen frei sein. Das können sie aber nicht, wenn sie vom Umfeld in unflätigster Weise heruntergezogen werden oder wenn ständig negative Kritik kommt. Vernünftige, aber kritische Analysen, wie sie hier in den redaktionellen Berichten, aber auch von den meisten SGE4EVER.de-Usern kommen, das ist vollkommen okay. Das hilft auch, das Ganze zu verarbeiten. Aber es gibt einige, die nur eine negative Stimmung verbreiten und schon alles abgeschrieben haben, obwohl noch nichts entschieden ist. Das ist keine Hilfe. Wahrscheinlich merken auch diese User gar nicht, dass sie damit die Spieler noch mehr blockieren. Heute ist es wirklich entscheidend, dass die Köpfe der Spieler frei sind, weil vor einem Jahr war die Mannschaft richtig gut mit nahezu den gleichen Spielern. Warum sie jetzt so schlecht ist, das hat meiner Meinung nach mit dem Kopf zu tun.“

Paul: „Es stimmt, dass erst am Schluss abgerechnet wird, aber ich bin bei Julian. Irgendwann müssen wir wieder punkten. Wir haben das gleiche Torverhältnis wie Bremen, Stuttgart ist drei Tore besser. Es geht um drei Vereine, die um zwei Plätze kämpfen. Kramny – das habe ich gestern gezielt beobachtet – scheint am Ende mit seinem Latein zu sein. Der Präsident von Stuttgart, Bernd Wahler, war auch sehr kritisch. Die spielen nächste Woche in Bremen, dann wird einer unser Gegner punkten. Ich habe das Spiel HSV gegen Bremen gesehen. Bremen darf man nicht unterschätzen. Die haben die letzten 20 Minuten dominiert, haben einen Elfer verschossen, haben einen tollen Fußball aus ihrem eigenen Strafraum heraus gespielt und bolzen den Ball nicht einfach nach vorne. In Bremen haben wir noch lange nicht gewonnen. Dann haben wir noch Darmstadt und Dortmund. Nein, heute muss es einfach passieren. Ich glaube, Mainz ist ein guter Gegner dafür. Es ist ein Derby vor dem Herrn. Wir müssen Gas geben von Anfang an. An unseren Fans liegt es nicht, die verhalten sich wie immer top. Aber ich bin auch bei Charly: Wenn Du optimistisch bist, wirst Du im Forum teilweise plattgemacht. Das finde ich daneben. Man kann negativ sein, muss aber die Leute, die positiv denken, schreiben lassen. Wir müssen heute den Turnaround schaffen. Ich war 1999 dabei, da haben wir die letzten vier Spiele gewonnen und mussten immer noch mit vier Toren Unterschied gewinnen. Das haben wir auch geschafft. Klar, man kann argumentieren, da waren mehr Typen in der Mannschaft. Das stimmt wahrscheinlich auch mit Alex Schur und Zico.“

Julian: „Ich glaube, wir sind uns einig, dass wir Spieler haben, mit denen man mindestens im Mittelfeld der Liga spielen sollte. Viele Spieler sagen auch immer wieder, dass es mit dem Kopf zu tun hat. Stefan Aigner hat das in dieser Woche noch einmal thematisiert und gesagt, dass das Selbstbewusstsein eine ganz große Rolle spielt, auch bei ihm persönlich. Da ist es natürlich nicht hilfreich, wenn jemand in den sozialen Medien runtergeschrieben wird. Da bin ich voll bei Charly und sage, dass das genau das Gegenteil bewirkt.“

These 3: Sollte die Eintracht den Klassenerhalt schaffen, muss sich in der kommenden Saison trotzdem einiges ändern.

SGECharly: „Ich beginne damit, was ich nicht ändern würde und das ist die Solidität der Eintracht. Für mich war die schlimmste Zeit in den langen Jahren, die ich mit den Frankfurtern hatte, nicht die jetzige mit der Abstiegsplatzierung, sondern die, als der Eintracht die Lizenz verwehrt wurde und die Vereinsführung mit dem Rotlichtviertel in Verbindung gebracht wurde. Ehrlich gesagt arbeite ich auch nicht gern in einer Firma, die kurz vor der Insolvenz steht. Deshalb kann ich den Forderungen aus manchen Foren, dass Millionen in Spieler gesteckt werden und dabei das Potential der Eintracht massiv überzogen wird, nicht zustimmen. Ein neuer sportlicher, solider Vorstand wird der Eintracht sicher ganz guttun und auch ein frischer Wind im Präsidium wäre mal nicht schlecht. Peter Fischer ist meiner Meinung nach schon ziemlich lange dabei und da kommt nicht mehr allzu viel an neuer Kreativität rüber.“

Paul: „Gar keine Frage. Es ändert sich zwangsläufig etwas, indem Heribert Bruchhagen aufhört. Es ist kein Geheimnis, dass ich kein großer Fan von ihm bin, das ist nichts Persönliches. Er hat immer alles gegeben und er hat auch nicht alles falsch gemacht. Aber Bruchhagen hat mit Visionen nichts am Hut, das ist wie bei Helmut Schmidt, der einst sagte, dass man zum Arzt gehen solle, wenn man Visionen habe. Das sehe ich ganz anders, wenn ich andere Vereine mit viel weniger Geld betrachte, wie Darmstadt, Ingolstadt oder früher auch Mainz. Wir hätten damals auch Jürgen Klopp holen können bevor er auf den Radar von Borussia Dortmund gekommen ist und er wäre auch zu uns gekommen, wenn er früh genug angesprochen worden wäre. Er wäre der ideale Mann für uns gewesen. Aber diese Vision hatte keiner bei uns. Bruchhagen geht. Hellmann ist dann Sprecher des Vorstands. Es kommt noch ein dritter Vorstand dazu. Alle haben dann Stimmgleichheit. Ich hätte gerne einen erfahrenen Sportvorstand. Es darf kein Neuling sein. Es muss einer sein, der sich auch mal durchsetzen kann – gegen Steubing, Hellmann und Fischer. Ich will Fredi Bobic nicht 200 Kilometer vor dem Riederwald sehen. Aber Horst Heldt gerne, sehr gerne! Ich glaube nicht, dass er unterschreiben würde, wenn wir noch im Abstiegskampf stecken. Dann bleibt vielleicht nur Bobic übrig. Aber dann würde ich lieber mit Hübner weitermachen. Wenn ein Horst Heldt käme, könnte er Hübner als zweiten Mann behalten. Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob man ihn einfach vom Hof jagen sollte. Allerdings sollte die Jugendarbeit komplett erneuert werden. Die Nachwuchsmannschaften waren eigentlich immer recht erfolgreich. Die U19 steckt jetzt aber mitten im Abstiegskampf. Dieser Verein muss von unten nach oben reformiert werden. Was Peter Fischer angeht: Der ist harmlos. Er hat einen guten Draht zu den Fans. Ich glaube, so viel Einfluss hat er aber nicht. Er hat lediglich eine Stimme im Aufsichtsrat. Viel Schaden kann er dort nicht anrichten.“

Julian: „Wenn eine Mannschaft eigentlich die ganze Saison im Abstiegskampf steckt, dann muss man sich Gedanken über die kommende Saison machen – egal ob in der ersten oder zweiten Liga. Ich bin da aber zu sehr Laie, um beurteilen zu können, was sich auf welcher Ebene ändern muss. Das müssen Fachleute entscheiden. Ich wünsche mir aber, dass die handelnden Personen in der kommenden Saison nach besten Wissen und Gewissen arbeiten. Dann denke ich, dass man automatisch Fehler aus der Vergangenheit ausmerzt.“

SGECharly: „Ich finde schon, dass ein Vereinspräsident auch die Richtung mitvorgibt. Wenn jemand Präsident ist und gar nichts zu entscheiden hat, dann ist er kein Präsident. Ich würde mir wünschen, dass Fischer mehr an Kreativität und Ideen miteinbringt. Das sehe ich leider gar nicht. Aber für den Sportvorstand sehe ich auch Heldt als beste Lösung. Ich denke, wenn wir in der ersten Liga bleiben sollten, dann muss sich da in der Sommerpause ein bisschen was bewegen.“

Paul: „Man hat diese Woche wieder recht widersprüchliche Aussagen von Oliver Frankenbach und Axel Hellmann gelesen. Frankenbach hat gemeint, dass wir durch Notverkäufe 10 Millionen Euro generieren müssen. Das hat Hellmann dann dementiert. Ich verstehe nicht, dass die Abstimmung zwischen den beiden bei solch einem elementaren Thema nicht funktioniert?“

SGECharly: „Das verstehe ich auch nicht. Und das ist meiner Meinung nach auch die Aufgabe des Präsidenten, da ein Team zu formen, das nach außen hin gemeinsam auftritt.“

Paul: „Ich weiß auch nicht, ob das System mit drei gleichberechtigten Vorständen funktioniert. Gerade bei der Eintracht müsste es eigentlich ein System geben, in dem ein Vorstand die Richtung vorgibt. So wie es bei Bruchhagen lange Zeit war. Du hast dieses Frankfurter Machtzentrum aus Steubing, Hellmann und Fischer. Und dann kommt ein Neuling, der wahrscheinlich kein Frankfurter sein wird – das wird schwer. Bruchhagen ist es schon immer gelungen, die Ruhe zu bewahren. Ich weiß nicht, ob wir das beibehalten können, wenn er geht.“

Abschließend haben wir die Diskussionsteilnehmer nach ihren Tipps für das Spiel heute Nachmittag gefragt.

Paul: 2:1

Julian: 1:0

SGECharly: 2:1