Mittelfeldabräumer Gelson Fernandes scheut keinen Zweikampf.

Drei Spiele, drei gelbe Karten – Eintrachts neuer Mittelfeldabräumer Gelson Fernandes ist vor allem wegen seiner vermeintlichen Jagd auf Kartenrekorde derzeit im Fokus. Einen Rekord, den er nach eigenen Angaben nicht verfolgt. Der humorvolle Schweizer hat aber durchaus noch weitere Gesprächsthemen. So spricht er über seine ersten Spiele, das neue Team und schwärmt von Niko Kovac, den er mit seinem ehemaligen Coach in Freiburg, Christian Streich, vergleicht.

Kabinensprache Deutsch – Erklärung für die vielen gelben Karten

Satte acht Sprachen spricht Eintrachts neuer Mittelfeldabräumer Gelson Fernandes. Er kann sich somit wohl mit jedem Spieler im Team unterhalten. Doch welche Sprache wird denn nun in der Kabine und bei Teamsitzungen gesprochen? „Es wird Deutsch gesprochen. Wir sind in Frankfurt, da können wir kein Englisch reden,“ lässt der Schweizer keinen Zweifel daran, dass er sich mit Stadt, Land und Verein identifiziert. Mit Prince Boateng aber habe er sich auf eine andere Sprache geeinigt: „Mit ihm spreche ich Italienisch. Die Leute denken, wenn sie nach Italien gehen, sind sie Italiener,“ gibt der 31-Jährige mit einem ironischen Lachen zu Protokoll: „Bei Johnny (Anm.: Jonathan de Guzman) ist das genauso.“ Auch mit David Abraham seien die meisten Unterhaltungen auf Italienisch.

Trotz der vielen Sprachen und diverser Neuzugänge gab es in den ersten Spielen keine ersichtlichen Integrationsprobleme: „Es gibt gute Typen in der Mannschaft. Der Verein hat viel getan, damit wir uns hier zu Hause fühlen.“ Mit den Achtern vor sich, Mijat Gacinovic und der eben genannte de Guzman versteht er sich gut: „Mijat und Johnny haben technische Fähigkeiten. Sie können den Spielaufbaubesser als ich. Dafür grätsche ich vielleicht besser,“ nennt Fernandes mit einem Lächeln eine seiner Stärken. In bislang jeder Partie in der Bundesliga sah der Nationalspieler eine Verwarnung: „Ich habe in meiner Karriere schon immer viele gelbe kassiert, aber nicht mehr als acht. Aber jetzt habe ich einen Lauf,“ beweist der Mittelfeldspieler Humor, der das Ganze nicht mit dem höheren Tempo in der deutschen Eliteliga begründet wissen will und verspricht: „Ich werde keine 30 Karten bekommen.“ Gerade seine letzte gelbe Karte kann er aber nicht auf sich sitzen lassen: „Wenn man das Foul gegen Stindl sieht, war es aus meiner Sicht nicht mal eins.“ Und die Erklärung für die gelbe Karte im Heimspiel gegen Wolfsburg folgt prompt: „Das war ein Konter. Da musste ich das Foul machen. Das ist dem geschuldet, wenn man letzter, vorletzter Mann ist, beziehungsweise auf der vorletzten Linie agiert.“

Demütig und selbstbewusst – Kleinigkeiten fehlen noch

Technische Feinheiten, Traumpässe oder gar Tore sind nicht die Spezialität von Fernandes. Er ist ein Teamplayer: „Wenn ich spiele, spiele ich für die Mannschaft. Wenn ich in den Zweikampf gehe, um Lücken zu schließen, dann ist das für das Team. Das kann und will ich nicht ändern. Ich gebe alles, was ich kann und was ich nicht kann für die Mannschaft.“ Der Familienvater kann seine Fähigkeiten demütig einschätzen: „Ich weiß, was ich kann. Es ist schwer, gegen mich zu spielen. Auch wenn ich nicht den Spielaufbau wie Xabi Alonso mache,“ vermeidet der Weltenbummler Vergleiche mit dem spanischen Weltmeister.

Gerade in Heimspielen sei man gegen tieferstehende Gegner gefordert das Spiel zu machen. Fernandes aber ist optimistisch, dass das in naher Zukunft gelingt: „Wenn du zu Hause spielst und keine Chancen hast, dann machst du es nicht gut. Aber wir hatten die Chancen. Wir müssen einfach effizienter sein.“ Dann könne es auch gelingen, dass man sich mit der intensiven, offensiven Spielweise in einen Rausch spielen kann: „Es fehlen Kleinigkeiten, damit wir mal das zweite und dritte Tor machen und plötzlich haben wir ein Spiel, was als Referenz dafür gilt, was Frankfurt ist.“ Bislang habe man nicht über die gesamte Spielzeit das Niveau halten können, „aber wir sind eine neuformierte Mannschaft.“ Ein konditionelles Problem sieht Fernandes aber nicht, nachdem die Frankfurter in den ersten drei Spielen jeweils eine schwächere zweite Halbzeit der starken ersten haben folgen lassen.

Kovac und Streich? Viele Gemeinsamkeiten – Trainerkarriere? Nein, danke

Zu einem Punkt reicht es dabei am 1. Spieltag in Freiburg, wo es für Fernandes zum Wiedersehen mit seinem Ex-Trainer Streich kam. Dieser soll bei seinem Abschied sogar Tränen vergossen haben. Streich steht ebenso wie Niko Kovac für eine menschliche, gesellschaftskritische Art im kommerzialsierten Fußball. Fernandes sieht aber noch mehr Parallelen: „Sie haben sehr viel gemeinsam. Das Training ähnelt sich und sie haben beide eine große Leidenschaft, viel Feuer.“ In seinem aktuellen Trainer sieht er Potential für Großes: „Er macht das gut. Ich spüre, er hat Ambitionen in seiner Karriere als Trainer was zu erreichen. Das zeigt er jeden Tag im Training.“ Trotzdem könne er auch an seine Grenzen stoßen: „Bei Kovac spürt man, dass er ein Leadertyp war. Es ist für ihn vielleicht nicht einfach, weil nicht alle Spieler so sind wie er. Manchmal hast du andere Typen, die eher ruhig sind.“

Ist der Trainerjob auch etwas für die Nummer „5“ der SGE? „Nein, ich werde kein Trainer. Ich will nicht mehr reisen und will bei meiner Familie bleiben und die Zeit mit ihr genießen. Ich war dann lange genug weg.“ Außerdem sei der Ergebnisdruck als Trainer immens: „Als Spieler kannst du deine Leistung bringen, alles dafür tun. Als Trainer machst du alles, kannst es aber nicht mehr beeinflussen.“

Schon am Samstag gegen den FC Augsburg (15:30 Uhr) will Fernandes genau diese Leistung auf den Platz bringen und ein weiteres Erfolgserlebnis feiern: „Wir arbeiten diese Woche hart, haben Selbstvertrauen durch die drei Punkte und wir wollen und müssen vor unserem Publikum eine Leistungssteigerung zeigen wollen. Wir müssen Gas geben,“ gibt der ehemalige Freiburger die Marschrichtung vor für das zweite Heimspiel. Gegen Mönchengladbach sei der Druck da gewesen, jetzt könne man mit dem Sieg im Rücken besser aufspielen. Gerade das Auftaktprogramm mit vier Auswärtsspielen in sechs Partien hat es in sich: „Das ist verrückt. Aber wir müssen trotzdem punkten.“

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5 Kommentare

  1. Gelbsperren sind gut für die Rotation. Einige hier befürchten ja Probleme wegen des großen Kaders.

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  2. der war gut Grantler 🙂
    aber im Ernst, wann ist mit Stendera zu rechnen? ist er so hinterher im Training? gibt es hierzu Infos?

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  3. Man merkt gleich, dass er den Blick für das Ganze hat. Wenn er in 2-3 Jahren dran denkt die Fussballschuhe an den Nagel zu hängen, wäre GF womöglich die perfekte Besetzung in jeder Managementabteilung eines besonders international ausgerichteten Vereins. Warum nicht ein paar Jahre bei uns?

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  4. „Ich werde keine 30 Karten bekommen.“

    Dieses Versprechen ist leicht zu erfüllen. In 34 Bundesligaspielen sind maximal 29 gelbe Karten möglich. Wenn er allerdings noch den DFB-Pokal in seine Aussage miteinbezog, sollte er etwas aufpassen.

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  5. ich gebe alles, was ich kann und vor allem, nicht kann für die Mannschaft…das wäre ja dann für den Gegner gut…oder?

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