14 Jahre und 213 Bundesligaspiele als Schiedsrichter aktiv. Thorsten Kinhöfer
14 Jahre und 213 Bundesligaspiele als Schiedsrichter aktiv. Thorsten Kinhöfer

Nach insgesamt 14 Jahren in der Bundesliga musste Thorsten Kinhöfer seine Schiedsrichterkarriere beenden. Mit 47 Jahren erreichte der in Herne geborene und im „wahren Leben“ als Controller tätige Referee die Altersgrenze, die weitere Spielleitungen im Profibereich verbietet. Die letzte Partie, die der Ex-Fifa-Schiedsrichter mit Frankfurter Beteiligung pfiff, liegt schon einige Zeit zurück. Im September 2013 agierte Kinhöfer sehr souverän die Partie gegen den Hamburger SV (2:2). Der ruhig und besonnen auftretende Schiedsrichter, der immer wieder klare Grenzen setzte und diese auch kommunizierte, möchte ab der kommenden Spielzeit als Experte bei BILD auftreten. Sein Ziel: Man werde erläutern, „warum Fehler entstehen – und nicht nur darüber urteilen.“ Es gehe nicht darum, die Zunft zu brüskieren. Im Gegenteil: In den Blickpunkt rücken beispielsweise Fragen, ob der Schiedsrichter richtig stand oder generell einen korrekten Laufweg zum Ort des Geschehens hatte. Es wird also noch tiefere Einblicke in die Arbeit der Referee geben, die häufig sehr harte Kritik erfahren, wenn ihnen ein Fehler unterläuft.

Hier erkennt Kinhöfer auch den Unterschied zu der Bewertung, die Spieler während der 90 Minuten erfahren: „Wenn ein Stürmer vier Hundertprozentige vergibt, aber in der letzten Minute noch trifft, bekommt er statt einer 5 noch eine 3. Das ist beim Schiedsrichter nicht mehr der Fall. Wenn er in der 24. Minute einen unberechtigten Elfer pfeift, bleibt er auf der 5 sitzen.“ In den 213 Spielen, die der Mann aus dem Ruhrpott leitete, entschied er 7.652mal auf Foulspiel. Pro Partie mussten also 36 Situationen bewertet werden. Somit war Kinhöfer im Schnitt alle 2 1/2 Minuten gefordert. Nicht umsonst sagt er: „Für die Verantwortung, die ein Schiedsrichter grägt, ist er definitv gegenüber einem Bundesligaspieler unterbezahlt.“ Die Begründung schiebt er gleich hinterher: „Ein Schiedsrichter kann mit einem Pfiff über Millionen Entscheiden: Aufstieg. Abstieg. Pokalsiege oder Niederlagen. Er müsste eigentlich genau so bezahlt werden, wie ein Spieler. – aber mit der Meinung werde ich sicher nur bei meinen Kollegen offene Türen einrennen.“ Neben einem jährlich Grundgehalt von von 60.000 Euro (Fifa-Schiedsrichter), 50.000 Euro (BL-Schiedsrichter mit 5 Jahren Bundesligaerfahrung) oder 40.000 Euro gibt es 3.800 Euro pro Spielleitung (Quelle der Zahlen: Vermögenmagazin). Da aber, wie Kinhöfer weiß, kein (oder zumindest nur die wenigsten) Zuschauer wegen des Schiedsrichters ins Staidon geht, „ist die jetzige Vergütung sicherlich das zurzeit maximal mögliche.“ Allerdings sei diese Diskussion nicht zielführend, weil auch Kanzlerin Angela Merkel im Vergleich zu den Profis nicht gerecht bezahlt werde.

Lieber legt er deshalb den Fokus auf die sportlichen Fragen. Die Einführung des Videobeweises hält der Nordrheinwestfale für richtig. Das „HawkEye“ sei eine große Hilfe, weil es in Situationen, die für das menschliche Auge kaum noch wahrnehmbar sind, Klarheit schafft. Für einen Videobeweis sieht Kinhöfer deshalb aber nicht Tür und Tor geöffnet. „Das ist etwas völlig anderes als ein Videobeweis, der 20-mal pro Spiel genutzt werden würde. Aus meiner Sicht würde der Videobeweis den Fußball kaputt machen. Ich bin auch überzeugt dass man ihn nicht braucht.“ Es ist ein Plädoyer für seine Kollegen, die eine extrem hohe Trefferquote hätten und dieser visuelle Beweis keine wirklichen Verbesserungen nach sich ziehen würde. Eine Regel aber würde Kinhöfer sofort ändern: „Eindeutig die Notbremsen-Regelung bei einem Elfmeter. Also: Strafstoß PLUS Rote Karte. Das ist unverhältnismäßig und zu hart. Durch den Elfer kommt die klare Torchance ja zurück.“ Man darf gespannt sein, ob die Impulse, die Kinhöfer geben möchte, seinen Kollegen weiterhelfen. Und ob die Bewertungen der Schiedsrichterleistungen dadurch vielleicht auch manchmal etwas gnädiger ausfällt. Es könnte somit ein erster, wenn wohl auch nur kleiner, Schritt in Richtung Transparenz, die einem häufig nach Fehlentscheidungen verwehrt blieb, sein.

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2 Kommentare

  1. 95% der Kritiker waren ja noch nie als Schiedsrichter auf dem Feld und wissen nicht wie schwer das ist. Aber nach der dritten Wiederholung auf dem Fernseher bzw. der Videoleinwand werden ja selbst die Leute mit 2 Promille zu Experten.
    Was ich bei den Profi Schiedsrichtern am meisten bewundere, ist die Gelassenheit. Was die kleinen 20 Jährigen da manchmal herumschreien , da muss man schon ruhig bleiben können, ich selbst würde da glaub ich eine Gelbe nach der anderen raus hauen.

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