Vorstand Axel Hellmann und Maskottchen Attila wollen mit der Eintracht hoch hinaus.
Vorstand Axel Hellmann und Maskottchen Attila wollen mit der Eintracht hoch hinaus.

Während die Frankfurter Eintracht auf dem Platz ihre Form der Hinrunde derzeit noch vergeblich sucht und statt großen Träumen im Stadtwald erst einmal wieder Ernüchterung eingekehrt und man auf dem Boden der Tatsachen angekommen ist, scheint die finanzielle Lage bei den Hessen doch deutlich stabiler. Finanzvorstand Oliver Frankenbach bezog schon deutlich Stellung zu dem Thema und stellte sogar die 40-Millionen Grenze im Etat als überwindbar dar für die neue Saison. Sein Vorstandskollege Axel Hellmann zog jetzt in einem Interview nach.

Es war der 13. August 2016 als Sportvorstand Fredi Bobic auf einer Kinder-Pressekonferenz über die Zielsetzung der Saison 2016/17 gesprochen hat. Es gehe darum, ein fester Bestandteil in der Bundesliga zu werden und dann vielleicht irgendwann mal von mehr zu träumen. Nun schreiben wir März 2017, Tabellenplatz Sieben, ein Kader, der vor der Saison noch heftig kritisiert und in Frage gestellt wurde auf Grund der vielen Nationalitäten, der Leihgeschäfte und dennoch schaffte es Niko Kovac aus den vielen einzelnen Akteuren eine Einheit zu formen, die auch in schweren Zeiten den Eindruck von Zusammenhalt vermittelt und diesen in einer furiosen Hinrunde auch auf die Fans übertragen hat. Die wirtschaftlich gute Ausgangslage für die neue Saison hat ihren Ursprung damit auch in der neu entfachten Euphorie unter den Anhängern. Axel Hellmann sagte in der „Bild“, dass man nach der schwachen vergangenen Saison wieder immense Annahme durch die Fans erfahre und untermauert das mit einem Ausblick: „Ich gehe davon aus, dass wir mit knapp 49 000 den höchsten Zuschauer-Schnitt der Vereinsgeschichte erreichen.“ – der stabile Support ist ein Grundstein für die erhöhten Einnahmen in dieser Saison. Aber auch das Erreichen des DFB-Pokal Halbfinales spülte bis jetzt 4,5 Millionen Euro in die zuletzt noch klammen Kassen der Frankfurter. Ein Einzug ins Pokalfinale in Berlin würde abermals eine Millionensumme einbringen, mit der man vor der Saison in keiner Weise kalkuliert hatte.

Doch was bedeutet das konkret für den Etat, der den sportlichen Verantwortlichen für die neue Saison zur Verfügung steht? Musste man im letzten Sommer noch Transfererlöse erzielen, steht dies im kommenden Sommer laut Frankenbach nicht zwangsläufig auf der Agenda. Doch die kolportierten fünf Millionen, die für Transfers zur Verfügung stehen sollen, würden auch dort keine großen Sprünge zulassen und die Kreativität von Bobic und Hübner erneut fordern. Hellmann äußerte sich dahingehend aber etwas optimistischer und deutete an, dass man sich um einen begrenzen Etat keine Sorgen machen müsse: „Es wird genügend Handlungsmöglichkeiten im sportlichen Bereich geben.“ Eine dieser Handlungsmöglichkeiten wäre es, die Kaufoption bei Offensivspieler Ante Rebic zu ziehen. Der Kroate machte nach anfänglichen Schwierigkeiten immer mehr auf mich aufmerksam und war in Abwesenheit von Spielmacher Marco Fabián fast der einzige, der für einen besonderen Moment sorgen konnte. Marketingvorstand Hellmann outete sich derweil als ein Fan des 23-jährigen: „Mir persönlich gefällt er gut!“ – die Entscheidung liege aber bei der sportlichen Leitung um Bobic, Hübner und Kovac. Die Höhe der Kaufoption sei laut ihm aber bezahlbar. Ein Hinweis darauf, dass die Mittel, die in der neuen Saison für Transfers im Etat vorgesehen sind doch über der Summe liegen, die in den Medien kursierten. Circa drei Millionen soll die Kaufoption betragen, die an den AC Florenz beim Ziehen fällig werden würde – kaum vorstellbar, dass man über die Hälfte der veranschlagten fünf Millionen für einen einzigen Spieler ausgeben würde.

Ein weiterer Faktor für den nächsten Schritt in finanziell höhere Sphären ist das für viele leidige Thema der Unabhängigkeit in Sachen Stadion. In unserem Kompakt haben wir bereits vom Ausbau der Nordwestkurve berichtet, der von der Eintracht angestrebt und laut der Eintracht auf Grund der derzeit guten Beziehung zur Stadt von dieser auch unterstützt werden dürfte. Doch auch das ist langfristig nur ein Pluspunkt, wenn die Eintracht daraus einen Nutzen zieht. Wurde in der Vergangenheit häufig ein Kauf des Stadions oder ein eigener Neubau als alternativlos angsehen, sagt Hellmann deutlich: „„Es spielt gar keine Rolle, ob wir Eigentümer oder nur Nutzer sind. Für uns ist wichtig, was unterm Strich in der Stadionnutzung raus kommt, damit wir so viel wie möglich in den sportlichen Bereich stecken können.“. Drei Parteien würden derzeit mitwirken, die Eintracht als Mieter, die Stadt als Eigentümer und FSM als Betreiber. Eine konfliktreiche Konstellation, die auf Dauer von den Verantwortlichen der SGE so nicht mehr gewollt ist. Ein Kauf ist dabei nicht zwangsläufig das einzige Modell, was in Betracht gezogen werden muss, vielmehr sei die Rolle als Betreiber die, die am realistischsten erscheint: “ „Wir sehen uns künftig in der Betreiberrolle. Und ich könnte mir vorstellen, dass man die Situation so optimiert, dass man eine Win-Win-Situation zwischen uns beiden schaffen kann.“ – die Stadt als Eigentümer, die Eintracht als Betreiber – ein Bündnis, das eine Verbesserung der derzeitigen Situation mit sich bringen würde. Eine Fortsetzung mit dem Vermarkter, der dem gleichen Gemeinschaftsunternehmen angehört wie auch der Betreiber des Stadions, ist allerdings nicht ausgeschlossen. Eine Hintertür lässt der Jurist dort noch offen: „Ob wir die Partnerschaft über 2020 hinaus fortsetzen oder eigene Wege gehen, ist zur Zeit völlig offen.“ Auch wenn man mit den Erlösen grundsätzlich zufrieden sei, habe man klar zu verstehen gegeben, dass die Kosten für die Vermarktung deutlich zu hoch seien und man dies in Zukunft so nicht akzeptieren werde. Der Vermarkter ist auch in Sachen neuem Hauptsponsor derzeit gefordert. Hellmann erwartet dort in den nächsten Wochen Ergebnisse vom Vermarkter Lagardére. Klar ist allerdings, dass sich die sportlich verbesserte Situation hier auch in den Zahlen widerspiegeln soll.

Die Chancen für einen Neustart der Bedingungen 2020 stehen durch die positive Veränderung im Verhältnis zur Stadt so gut wie möglicherweise noch nie: “ Im Moment gibt es zu Eintracht eine gute Beziehung, und zwar über alle Fraktionen hinweg. Weil auch die Stadt erkannt hat, was Eintracht leistet.“ Das Vertrauen sei gewachsen. Diese Ausgangssituation lässt den Gedanken zu, dass die Eintracht Seite an Seite mit der Stadt nach Ablauf der derzeitigen Verträge weiter in Sachen Stadion zusammenarbeitet – eine Gewinnchance für beide Parteien. Einziger Verliere wäre dann FSM, das seine Rolle als Betreiber verlieren würde. Der erste Schritt könnte aber bereits nach dieser Saison folgen, wenn der finanzielle Aufschwung Bestand hat, die sportliche Situation sich wieder stabilisiert und man im Sommer dann bessere Investitionsmöglichkeiten zur Verfügung hat als es noch zuletzt der Fall war.

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2 Kommentare

  1. „Ein Hinweis darauf, dass die Mittel, die in der neuen Saison für Transfers im Etat vorgesehen sind doch über der Summe liegen, die in den Medien kursierten.“
    Das ist auch zwingend notwendig. Neben der Ablöse für Rebic sind schließlich noch einige Baustellen offen. Nächste Saison muss unbedingt ein guter Stürmer her und falls Vallejo geht, muss hier auch Ersatz gefunden werden. Zudem muss Varela entweder verpflichtet oder ersetzt werden. Ein 6er neben Mascarell wäre auch nicht verkehrt, sofern mit Hasebe weiterhin in der Abwehr geplant wird. Ob das alles mit Leihspielern möglich ist, darf zumindest angezweifelt werden.

    „Der Vermarkter ist auch in Sachen neuem Hauptsponsor derzeit gefordert. Hellmann erwartet dort in den nächsten Wochen Ergebnisse vom Vermarkter Lagardére.“
    Da geht es doch jetzt um den Ersatz für Krombacher, oder habe ich das falsch verstanden? Was hat denn der Stadionbetreiber mit unserem Hauptsponsor zu tun?

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  2. Verbessert mich, aber m. W. ist Lagardére für die gesamte Vermarktung zuständig, also auch für den Trikotpartner. Grundsätzlich finde ich es gut, dass Profis die Gespräche mit möglichen Sponsoren führen, da ich mir Hellmann in dieser Rolle nicht vorstellen kann. Nachteil ist natürlich, dass Lagardére dann natürlich mitverdient und das scheinbar nicht so knapp. Denke die Eintracht hat hier nur Mitspracherecht, um einen Sponsor zu akzeptieren oder nicht. selbst wenn ein Sponsor sich direkt bei der Eintracht meldet und sagt ich mache Werbung für 3 Mio. bei Euch, wird Lagardére mitverdienen ohne das sie einen Handschlag tun mussten, wobei auch sie dann nein oder ja sagen könnten, z. B. weil sie Pepsi anschleppen und die Eintracht Coca-Cola.

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