Im Avaya-Stadium trifft die Eintracht auf die San Jose Earthquakes. Doch wie funktioniert der Fußball in der MLS überhaupt? (Foto: Imago/UPI Photo)

Eintracht Frankfurt wird vom 6. bis 18. Juli erstmals in ihrer Vereinsgeschichte zu einem Trainingslager in die USA reisen. Dabei werden  insgesamt drei Testspiele gegen Teams aus der Major League (MLS) ausgetragen. Wir stellen euch die Liga etwas genauer vor.

Die 1995 gegründete MLS startete 1996 den Pflichtspielbetrieb und ist seitdem die höchste Spielklasse der USA und Kanada. Wie fast alle amerikanischen Profisportligen ist sie in eine sogenannte Western und Eastern Conference aufgeteilt. In jeder Conference spielen zwar nur elf Teams, dennoch tragen die Mannschaften  in der von März bis Dezember dauernden Saison wie die Bundesliga 34 Spiele aus . Der Meister wird in den nach der „Regular Season“ stattfindenden Playoffs ermittelt. Wie sieht der Modus im Detail aus?
Die „Regular Season“ startet mit einem Hin- und Rückspiel gegen jedes Team der eigenen Conference. Danach folgt je eine Partie gegen jedes Team der anderen Conference. Zuletzt stehen noch Spiele gegen drei zufällig geloste Gegner auf dem Programm. Insgesamt hat jedes Team jeweils 17 Heim- und Auswärtsspiele zu bestreiten. Die sechs besten Mannschaften jeder Conference erreichen die Playoffs. Der punktbeste Klub erhält bereits vor dem Beginn der Playoffs den Startplatz in der CONCACAF Champions League, in der Mannschaften aus Nord- und Zentralamerika sowie der Karibik um den Titel kämpfen.

Meister wird in den Playoffs ermittelt

Die Playoffs bestehen aus insgesamt vier Runden: In den ersten drei Runden wird der jeweilige Conference Sieger ermittelt. Das System gestaltet sich folgendermaßen: Rang eins und zwei sind für das Halbfinale gesetzt, die jeweiligen Gegner werden aus den Duellen Dritter gegen Sechster und Vierter gegen Fünfter ermittelt, wobei nur je eine Begegnung gespielt wird. Im Halbfinale hingegen gibt es ein Hin- und ein Rückspiel, die beiden Sieger aus diesen Duellen kommen ins Conference Final, welches sich ebenfalls in einem Hin- und Rückspiel entscheidet. Wer am Ende die „Philip F. Anschutz-Trophy“ erhält, spielen die Conference Sieger in einem Finale aus. Heimrecht hat hierbei das Team, welches in der „Regular Season“ mehr Punkte gesammelt hat. Eine kleine Randnotiz: Dem Milliardär Anschutz, dessen Name die Trophäe trägt, gehört unter anderem der deutsche Eishockeyclub Eisbären Berlin. Zurück zur MLS: Die Eintracht trägt am 8.Juli ein Testspiel gegen den amtierenden Meister Seattle Sounders (Western Conference) aus. Rekordchampion ist allerdings Los Angeles Galaxy mit fünf Titeln. Dort steht unter anderem Englands Ex-Nationalspieler Ashley Cole unter Vertrag, auch David Beckham ließ einst seine klangvolle Karriere hier ausklingen.
Mit Ausnahme der Tampa Bay Mutinys sind insgesamt noch neun von zehn Gründungsmitgliedern in der MLS aktiv – vier im Osten und fünf im Westen. Gegen zwei – die San Jose Earthquakes (Western Conference) am 14.Juli sowie Columbus Crew  (Eastern Conference) 17. Juli – bestreitet die Eintracht weitere Testspiele.
Das Levi’s Stadium ist ein American-Football-Stadion und Heimat der San Francisco 49ers aus der NFL. Eröffnet wurde 75.000 Zuschauer fassende Stadion aber im Rahmen der MLS-Partie San José Earthquakes vs. Seattle Sounders.

So funktioniert das System der MLS

Die MLS beruht auf einem Franchise-System. Hierbei bewirbt sich eine Privatperson um eine Lizenz, welche zur Teilnahme des Teams an der MLS berechtigt. Somit ist der jeweilige Club an die Regeln der MLS, die unter anderem eine Gehaltsgrenze vorsehen, gebunden. Insgesamt darf der Spieleretat nur 3,845 Millionen Dollar (3,4 Millionen Euro) betragen. Zum Vergleich: Mit einem Spieleretat von rund 40 Millionen Euro liegen die Hessen im Mittelfeld der Bundesliga, nach den Aufstiegen des VfB Stuttgart und von Hannover 96  womöglich gar im hinteren Bereich. Um Topstars in die USA holen zu können, dürfen zwei Spieler nach der „Designed Player Rule“ über der Gehaltsobergrenze von 335.000 Dollar (etwa 300.000 Euro) liegen. Diese Regel wurde als „Beckham-Regel“ bekannt, da nur dadurch der Transfers des ehemaligen Weltklassespielers realisiert werden konnte. Bastian Schweinsteiger liegt nach mlsplayer.org-Informationen (hier werden alle Gehälter der MLS-Profis offengelegt) ebenfalls über der Gehaltsobergrenze mit einem Gehalt von 5,4 Millonen Dollar (Stand: April 2017), Spitzenverdiener ist demnach der Brasilianer Kaka mit rund 7,2 Millionen Dollar. In der Regel schließen Spieler Verträge mit der MLS ab, in Ausnahmefällen auch mit dem Franchisenehmer direkt. Die Topverdiener verhandeln meist direkt mit dem Franchisenehmer. Doch wie verläuft ein Transfer in den USA überhaupt?

Das Transfersystem der MLS

Die Nachwuchstalente finden ihren Profiverein in der MLS typisch amerikanisch über den „Draft“. Hierbei werden in vier Runden Spieler der NCAA (National College Athletic Association) gewählt und dann unter Vertrag genommen. Unabhängig vom Draft können zwei Spieler pro Saison und Team unter Vertrag genommen werden, sodass auch kanadische Talente eine Chance haben. Die punktschlechteste Mannschaft darf als erstes wählen, die punktbeste als letztes. Dadurch soll ein Ausgleich herbeigeführt werden. Beim Super Draft verpflichten Vereine junge Spieler mit Zukunftsperspektive, ältere Akteure können im Rahmen des Supplemental Drafts verpflichtet werden. Beim MLS Re-Entry-Draft können darüber hinaus vertragslose oder bald vertragslose Spieler verpflichtet werden. In der Regel finden Drafts im Januar vor der Saison statt.

Steigendes Fußball-Interesse in den USA

Die positive Entwicklung der MLS zeigt sich in den Zuschauerzahlen sowie der stabilen wirtschaftlichen Lage der Klubs. Bei den Zuschauerzahlen liegt die MLS mit durchschnittlich 21.692 Zuschauern noch vor guten europäischen Ligen wie der Serie A (20.081) und der Ligue 1 ( 19.891). Der Zuschauerschnitt von Meister Seattle liegt mit 42.048 gar über dem der Bundesliga in der Vorsaison (41.356), die immerhin den höchsten Schnitt weltweit hat. Dies war nicht immer so:  Wirtschaftlich geriet die MLS 2004 durch Verluste in Höhe von 350 Millionen Dollar in Schieflage, konnte dies allerdings durch einen Deal mit Adidas abfangen. Adidas zahlt, um Ausrüster aller MLS-Teams zu sein, seit 2005 knapp 25 Millionen US-Dollar pro Jahr an die Liga. Der Vertrag läuft noch  bis 2018. Neben dem Deal mit Adidas hat die MLS mit dem Erlauben von Trikotwerbung 2006 ein Novum im amerikanischen Profisport geschaffen.
Auch in weiteren Punkten hat sich die MLS seit 2000 den Standards der IFAB (International Football Association Board) angepasst. So wurden anfänglich noch genau 90 Minuten gespielt und die Uhr  in jeder Unterbrechung angehalten.  Weiterhin gab es nach einem Unentschieden ein Shootout zur Ermittlung eines Siegers. Später gingen die Regelhüter zum „Golden Goal“ über, das allerdings 20004 im Zuge der Anpassung abgeschafft wurde. Heute gibt es die im Fußball üblichen 2×45 Minuten Spielzeit sowie die üblichen 2×15 Minuten Verlängerung in den Playoffs. Von anfänglich nur zehn Teams wurde die Liga über Jahre hinweg immer weiter aufgestockt. Das Ziel: Einen besseren und abwechslungsreicheren Wettbewerb schaffen. Neben Kaka und Schweinsteiger haben so auch Stars wie Sebastian Giovinco, David Villa oder Andrea Pirlo den Weg in die USA gefunden.
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8 Kommentare

  1. Das ist natürlich eine Überlegung wert, wenn Arsenal wirklich nen angeblich hohen einstelligen Millionenbetrag bietet. Im Moment können wir uns glaub ich nicht erlauben bei so hohen Beträgen das Risiko einzugehen so nen Betrag abzulehnen. Talent hat er ohne Zweifel, aber knapp 10 Mio würden uns schon extreme weiterbringen in der IV Lösung, was meinens Erachtens am wichtigsten ist. Und noch dazu kommt ja bei nen etwaigen Abgang von Oczipka, das diese Lücke auch noch zu schliessen wäre

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