Bruchhagen war anfangs gegen eine Rückkehr von Veh...
Bruchhagen war anfangs gegen eine Rückkehr von Veh

Im rauen Millionengeschäft Bundesliga sind echte Freundschaften etwas Seltenes. Der Druck ist in jedem Spiel immens, Versprechen, die heute gegeben werden, sind im Zweifel morgen schon nichts mehr wert. Ehrliche Vertrauensverhältnisse auf der Basis von Loyalität und Zuverlässigkeit können sich kaum noch entwickeln. Umso erstaunlicher, dass zwischen Eintracht Frankfurts Vorstandchef Heribert Bruchhagen und Trainer Armin Veh nach anfänglichen Schwierigkeiten eine waschechte Männerfreundschaft heranwachsen konnte. Eine Rarität im deutschen Profifußball, der sich das Magazin 11Freunde in seiner aktuellen Ausgabe intensiv gewidmet hat. In einem Doppelinterview plaudern Bruchhagen und Veh äußerst launig über das Comeback des Erfolgstrainers am Main, die Perspektiven der Eintracht und über ihre persönliche Beziehung.

So verrät Bruchhagen beispielsweise, dass er nicht von Beginn an von einer Rückkehr Vehs zur Eintracht begeistert war. „Ich habe mich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, dass er zurückkommt. Ich habe mich gewehrt, dass Thomas Schaaf aufhört, Eintracht-Trainer zu sein. Punkt“, unterstreicht der Vorstandschef, wie gern er den Weg mit Schaaf weitergegangen wäre. Als der Rücktritt des Ex-Bremers jedoch feststand, gab es für Bruchhagen und Sportdirektor Bruno Hübner kaum Alternativen zum Veh-Comeback. „Ich habe mir nur die Qualitätsfrage gestellt und überlegt, welcher Typ am besten zur Mannschaft passt. Und von denen, die zur Verfügung standen, war Armin derjenige, zu dem ich am meisten Vertrauen hatte“, so Bruchhagen. Veh will seinen zweiten Anlauf bei der SGE indes nicht als einfache Wiederkehr verstanden wissen. „Ich verstehe mein Engagement bei der Eintracht nicht als Rückkehr, sondern als Neustart“, stellt der Heimkehrer klar.

An eine lange Verweildauer Vehs bei seinem zweiten Intermezzo in der Bankenmetropole möchte der scheidende Eintracht-Boss aber immer noch nicht glauben: „Er ist einfach nicht der Typ, der acht Jahre hier bleibt.“ Für den ersten Rücktritt des allseits beliebten Trainers zeigte Bruchhagen im Nachhinein sogar Verständnis. „Armin hatte am Ende das Gefühl, das vor ihm wohl jeder Trainer hier bekommen hat. Das Gefühl, dass es einfach nicht vorangeht“, konstatiert der Vorstandsvorsitzende.

Während Vehs nächster Abschied im Moment noch in weiter Ferne zu liegen scheint, ist das Ende der Ära Bruchhagen für den kommenden Sommer beschlossene Sache. Für den alten und neuen Trainer ist es ganz und gar unwirklich. „Ich kann mir die Eintracht ohne ihn nicht vorstellen. Als Trainer kann ich froh sein, dass es so alte Fahrensmänner wie ihn noch gibt“, lobt der 54-Jährige seinen Chef und geht dabei sogar noch weiter: „Für jeden Trainer ist dieser Vorstandschef ideal!“

Bruchhagen selbst sieht seinen Job und seine Beziehung zu Veh naturgemäß rationaler. Um ein Lob für den ehemaligen Stuttgarter Meistermacher kommt aber auch der Ostwestfale nicht herum. „Ich kann zumindest sagen, dass wir beide sehr vertraut zusammenarbeiten. Auch wenn ich nicht unbedingt begeistert bin, wenn er im Trainingslager den Journalisten steckt, dass er gern noch einen Spieler auf halblinks braucht, obwohl er weiß, dass das Geld alle ist“, gibt der 67-Jährige zugleich aber einen Einblick in die üblichen Spannungen zwischen Trainer und Vorstand. An der inzwischen längst gewachsenen Männerfreundschaft zwischen Veh und Bruchhagen ändern solche kleinen Auseinandersetzungen allerdings nichts mehr. „Armin und ich haben in den drei Jahren unserer Zusammenarbeit eine Beziehung entwickelt, die weit über das Sportliche hinausgeht“, unterstreicht Bruchhagen.

Trotz der ungewöhnlich freundschaftlichen Basis zwischen Vorstand und sportlicher Leitung kommen aber auch die Frankfurter an den knallharten Realitäten des Geschäfts nicht vorbei. Und so macht Heribert Bruchhagen am Ende des 11Freunde-Interviews seine alt bekannte Rechnung im Hinblick auf die Perspektive der Eintracht auf. „Alle Vereine wollen drei Plätze weiter nach vorne. Das führt dazu, dass von 18 Mannschaften zwölf ihre Ziele nicht erreichen. Und bei sieben dieser zwölf wird der Trainer entlassen. Das wird auch in dieser Saison wieder passieren.“ Ein klassischer Bruchhagen! Armin Veh will diese Realitäten aber nicht ohne Weiteres hinnehmen und entgegnet seinem Freund: „Ich will keine zementierte Liga, ich möchte träumen. Wenn wir in den nächsten zehn Jahren immer Elfter werden, wäre es für den Verein wirtschaftlich in Ordnung, aber nicht für mich.“

Die Männerfreundschaft Bruchhagen-Veh. Sie hat unter dem kurzen Irrtum des Trainers beim VfB Stuttgart nicht gelitten und sie wird auch noch Bestand haben, wenn Bruchhagen die Kommandobrücke der Eintracht im kommenden Sommer verlässt. Soviel ist sicher! Eine nette Rand-Geschichte im knallharten Geschäft Fußball-Bundesliga.

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3 Kommentare

  1. Er wehrt sich zum Glück mit Händen und Füßen dagegen, auf Pump zu leben, um gegebenenfalls mehr Erfolg zu haben.
    Weil er das Risiko kennt. Siehe HSV und Co.

    Ausserdem haben wir in der letzten Zeit ganz schön viel investiert.

    Wie oft haben wir das nun schon diskutiert.. 😉

    Falls du Geld zu verschenken hast, Alpi, gib bitte Bescheid. Herri investiert es sicherlich gerne.

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