Zwei unumstrittene Leistungsträger patzten fatal gegen den FC Ingolstadt.
Zwei unumstrittene Leistungsträger patzten fatal gegen den FC Ingolstadt.

Es sind manchmal die kleinen Dinge, die zeigen, in welche Richtung eine Partie schwappen kann. Der in dieser Saison bislang so starke Omar Mascarell wollte das Spiel über rechts aufbauen, rutschte dann allerdings auf dem Ball aus und unterband einen Konter, indem er sich im Stile eines Footballers auf den Ball warf. Schiedsrichter Guido Winkmann blieb nichts anderes übrig, er musste dem Spanier die zehnte Gelbe Karte geben. „Das ist natürlich extrem dumm gelaufen für Omar“, sagte Trainer Niko Kovac nach Abpfiff der Partie gegen den FC Ingolstadt mit bitterem Lächeln.

Dies war der Beginn eines für die Eintracht gebrauchten Tages für Eintracht Frankfurt. „Uns ist heute nicht viel gelungen“, gab der kroatische Übungsleiter zu. Die Schanzer überraschten von der ersten Sekunde mit einem selbstbewussten und hellwachen Auftritt. Coach Maik Walpurgis hatte seine Mannschaft optimal auf die Hessen eingestellt und jeglichen Spielaufbau unterbinden lassen. Dario Lezcano, Mathew Leckie und Pascal Groß griffen tief in der gegnerischen Hälfte an und zwangen die Frankfurter so zu langen Bällen: „Wir hatten keine Möglichkeit, den Spielaufbau konstruktiv zu gestalten. Das dann der eine oder andere Ball lang und unkontrolliert nach vorne geschlagen wird, damit wir den Gegner in dessen Hälfte attackieren können, ist klar.“ Die Mannschaft von Kovac ließ sich das Spiel der Oberbayern aufzwingen und hatte nur selten Lösungen parat.

Und wenn sie durchkam, dann wurden die Chancen nicht genutzt. Die größte hatte Makoto Hasebe nach 56 Minuten. Ante Rebic wurde auf dem Weg zum Tor von Keeper Martin Hansen gelegt – beim „Sport1-Doppelpass“ waren sich Robin Dutt, derzeit in keiner leitenden Funktion tätig, und Manuel Baum, Trainer des FC Augsburg, schnell einig, dass diese Entscheidung korrekt war. „Hansen kommt da zu ungestüm raus und hatte den Ball nicht sicher“, bemerkte Baum. Hasebe konnte die große Möglichkeit nicht nutzen: Erst hielt Hansen und den Nachschuss semmelte der Japaner aus kürzester Distanz an die Unterkante der Latte. „Das war vom Zeitpunkt her die einzige Situation, wo man hätte zurückkommen können. Der verschossene Elfmeter kann mal passieren, aber der Nachschuss tut doppelt weh, den muss er machen. Das hätte eine Wende geben können“, bedauerte Sportdirektor Bruno Hübner. Hasebe selbst war nach Abpfiff der Begegnung untröstlich: „Das alles tut mir sehr leid. Das ist meine Schuld.“ Er fügte an: „Ich war mir beim zweiten Schuss zu sicher. Ich muss ihn einfach reinmachen, ich muss…“

Kovac ärgerte sich weniger über den verschossenen Strafstoß, sondern vielmehr über die Momente vor der Ausführung. Nachdem Winkmann auf den Punkt zeigte, lagen sich die Akteure in den Armen, als wäre der Treffer bereits gefallen. „Gegen Wolfsburg hatten auch schon alle gejubelt und es ist schief gegangen. Ich habe gelernt, dass ich erst dann jubel, wenn der Ball drin ist. Erst in dem Moment, wenn der Ball die Linie passiert hat, gehe ich zum Mittelkreis zurück“, zeigte der Trainer wenig Verständnis für das Verhalten seiner Mannschaft. Es war das negative i-Tüpfelchen auf eine Leistung, die nicht viel mit dem Powerfußball zu tun hatte, der die Hessen normalerweise in den Heimspielen auszeichnete. „Man kann Sachen erst spielerisch lösen, wenn man mit dem Gegner läuferisch und kämpferisch mithalten kann. Wenn man in diesen Bereichen schwächer ist, dann muss man das anders lösen und sich reinkämpfen. Das ist uns nicht gelungen“, erkannte der 45-Jährige gravierende Mängel im Duell gegen den Tabellen-17.

Bruno Hübner war nicht einverstanden mit der Roten Karte für Abraham.
Bruno Hübner war nicht einverstanden mit der Roten Karte für Abraham.

Dabei warnte Kovac vor der Begegnung noch vor den gefährlichen Standardsituationen der Gäste. „Wir wollten unnötige Fouls und Ecken vermeiden. Jetzt haben die Ingolstädter schon zwölf ihrer 19 Tore nach ruhenden Bällen erzielt“, analysierte der Trainer. Die Eintrachtspieler wirkten am Samstag nicht fokussiert, zu schläfrig und in vielen Situationen überfordert mit dem Tempo der flinken und körperlich sehr präsenten Gäste. Ein Beleg dafür bot die Rote Karte für David Abraham nach 36 Minuten. Während Lezcano nach einem langen Ball schnell reagierte und den Ball clever abschirmte, kam der Argentinier zu spät und traf ihn mit voller Wucht im Bauch. Eine harte, aber durchaus vertretbare Entscheidung, auch wenn Kovac sagte: „Ich glaube, Gelb hätte es auch getan.“ Hübner war etwas ungehaltener als sein Coach: „Vielleicht haben sich die Schiedsrichter etwas auf Abraham eingeschossen. Das ist Gelb und Freistoß.“ Der Ingolstädter Leckie, der Bastian Oczipka im Rippenbereich traf, flog wegen einer ähnlichen Attacke ebenfalls vom Feld. „Diese Entscheidung ist auch ein Witz“, gab Hübner zu.

Kovac ist somit in der nächsten Woche gegen Hertha BSC extrem gefordert. Die Ausfälle von Mascarell, Abraham und Jesús Vallejo, der wohl mehrere Wochen fehlen wird, schmerzen. Die Alternativen in der Defensive sind rar gesät, die Form einzelner Akteure und die nötige Balance abhanden gekommen. Die Aufgabe, wieder mehr Stabilität in das eigene Gefüge zu bekommen, wird dadurch nicht leichter. Acht Gegentreffer in den vergangenen fünf Partien „sind viel zu viele. Das ist das was ich sage: Wir brauchen wieder unsere Kompaktheit und erst dann, wenn der Gegner keine Chancen hat, können wir uns welche herausarbeiten.“ Und diese, so der Coach, „müssen wir dann endlich wieder nutzen!“

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13 Kommentare

  1. „Vielleicht haben sich die Schiedsrichter etwas auf Abraham eingeschossen.“

    Das sollte und kann Abraham ab einem gewissen Grad bewusst sein. Aber er macht munter weiter und wird dafür folgerichtig bestraft. Irgendwann reicht es halt mal und wenn er unter besonderer Beobachtung steht, ist das ganz allein seine Schuld durch seine Undiszipliniertheiten!

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  2. Noch stehen wir gut in der Tabelle dar….der Ausfall von Abraham, Vallejo und Mascarell wiegen schwer und ich hoffe dennoch das wir in Berlin vielleicht ein Unentschieden holen. Die Jungs aus der 2. Reihe müssen ran und müssen zeigen das sie es können. Das Abraham oder Vallajo mal ausfallen können, damit hat jeder von uns gerechnet….aber das jetzt beide fehlen gegen die Hertha ist auch ein wenig Pech. Nichtdestotrotz gegen die Hertha gehört Hasebe wieder in den Abwehrverbund…nur wer soll dann auf der 6er Position spielen. Ich weiß es momentan nicht.
    Mehr Bauchschmerzen bereitet mir die mentale Einstellung der Mannschaft. Ich fand das das Vorchecking und die Agressivität der vergangen Spiele (vor allem in der Hinrunde) an diesem Samstag nicht zu sehen war. Die Audis haben sich mit einfachen Spielzügen, und das ging RatzFatz, vor unseren Tormann gespielt. Unsere Offensive hat pomadig, umständlich und komplitziert gespielt, daran muß Kovac arbeiten…aber das weis er ja. Kovac mit seinen Statements und der obrige Text sagen das auch. Und noch eins, wenn ich mit langen Bällen agieren will müssen die Flanken auch präzise sein. Aber dann bitte mit Hrgota statt Meier in der Spitze.

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  3. Mit der Einstellung fliegen wir selbst gegen Bielefeld raus. Kovac mahnte ja schon im Training das es nicht gut lief. Glaube das Spiel gegen Ingolstadt war eine logische Folge…

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  4. Also ich bin eher der „Leser“, als der „Schreiber“, aber heute muss ich mal was los werden: Mir geht das Genörgel von einigen Fans richtig auf den Keks! Wenn es in dieser Saison irgendetwas nicht zu kritisieren gibt, dann ist es die Einstellung. Mit diesem Kader am 21. Spieltag zwei Punkte hinter dem CL-Platz zu stehen ist eine Sensation! Zudem stehen wir mit 1 1/2 Beinen im DFB-Pokal Halbfinale – überragend!! Ich habe seit vielen Jahren eine Dauerkarte und ich habe viele schlechte Zeiten miterlebt. Aber die Truppe niederzumachen, wie es einige Schwachköppe, die im Stadion um mich herum sitzen, tun, nach einem schlechten Spiel gegen Ingolstadt, die wirklich nicht wie ein Tabellen-17. aufgetreten sind, würde mir in dieser Saison niemals in den Sinn kommen. Was glauben die sogenannten Experten, das jetzt alle Gegner aus dem Stadion geschossen werden?? Grade Hasebe spielt eine überragende Saison, da ist ein Fehlschuss absolut mal erlaubt, auch wenn’s ganz bitter war – vor allem der Nachschuss. Mund abputzen und weiter gehts! Auch wenn in Berlin drei wichtige Defensivspieler fehlen werden, Hector kein bundesligatauglicher Spieler ist und Alternative rar gesät sind, bin ich mir zu 150 % sicher, das sich alle den Arsch aufreißen werden und wir dort ein gutes Spiel unserer Eintracht sehen werden. Forza SGE!

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  5. @5
    Noch sollte man nicht den Stab über die Mannschaft brechen, aber für mich stimmte gerade die Einstellung nicht bei allen Spielern. Meier und Sefo machten zB den Eindruck nicht den unbedingten Willen zu haben. Also für mich schon ggf auch ein mentales Problem weil man evtl. den Gegner zu leicht genommen hat oder sich nicht richtig eingestellt hat. Nur weil wir noch fünfter sind heisst es doch nicht, das man nichts kritisieren darf. Aus Niederlagen muss man lernen und aus dem Ingolstadtspiel gibt es schon Dinge zu lernen

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  6. Es ging nicht um die generelle Einstellung der Spieler Matula, sondern um die Einstellung im gestrigen Spiel.

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  7. Ich finde, dass Matula zu 100% recht hat !
    Natürlich darf man kritisieren, die Frage ist allerdings was und wie.
    Vor der Saison waren sich fast alle sicher, dass der Abstieg kaum zu vermeiden ist.
    Völliger Neuaufbau, vielzuviele Nationen, dazu die meisten Spieler viel zu jung und
    alle unbekannt etc.,etc. Dann auch noch Hübner durchschleppen und überhaupt -BOBIC-
    geht ja wohl gar nicht.
    Wenn damals einer gesagt hätte, dass wie nach 21 Spieltagen mit 35 Punkten
    auf dem 5. Platz stehen, hätte man ihm das Bier entzogen.
    Unsere Experten haben die ganze letzte Saison Gladbach als leuchtendes Beispiel
    hingestellt. Voila.
    Also keep cool, genießt den Tabellenplatz und die Tatsache, dass die ewige
    Zitterei jedenfalls diese Saison kein Thema ist.

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  8. GrabbiGrabbi: Die SGE hat sich am Samstag selbst geschlagen, trotz der Tatsache, das die Ingoldstädter gerade in der ersten Halbzeit besser waren. Woran lag es? 1. Kein Taktgeber und keine gute Spieleröffnung.
    2. Hasebe hatte einen rabenschwarzen Tag. Er alleine hat das Spiel entschieden. Ein Gegentor geht klar auf seine Kappe. Zwei Möglichkeiten nicht genutzt. Er war ständig am rummeckern. 3. Rebic war, wie fast alle Anderen auch, zu unkonzentriert. Sein Querpass in den 16er eine Frechheit. Kommt der Pass richtig, gibt es ein Tor für uns. 4. Keine Torchancen verwertet. Und was hatten wir noch Chancen. 5.Taleb kam leider zu spät. Der Mann kann einen Ball bis zur Grundliene bringen. Saubere Ballführung und technisch stark. 6.Disziplinlosigkeit: Rote karte Abraham, Jubel bei der Elfmeterentscheidung (einfach nur peinlich und unsportlich), Rumgemeckere.
    Trotzdem hat sich der Gang ins Stadion gelohnt. Viel Action und viel Emotion, wenn es auch die Verzweiflung war. Platz 6 ist ja mein Tipp. Ich denke, dass wir im letzten Drittel der Saison wieder in die Spur kommen, wenn Fabian wieder Ordnung in den Angriff bringt.

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  9. @Matula: Stimmt. mir ist das auch zu negativ. Bezogen auf dieses eine Spiel ist das aus meiner Sicht in Ordnung. Da passte einiges nicht. Wobei ich keinem die Einstellung abspreche, so arrogant ist keiner ( und schon gar nicht Alex, der Junge ist klar im Kopf ).

    Das bei Abraham war Pech und ungeschickt ( genau wie das bei Lecki ). Wir hatten dieses Jahr 5 Spiele . 2 Siege, 2 Niederlagen gegen Mannschaften gegen die man verlieren kann und gestern das erste schlechte Spiel. Wir haben zum ersten Mal in dieser Saison zweimal hintereinander verloren und sind 5. Ein Sieg mehr und wir wären 3.

    ich verstehe wenn Unmut aufkommt. Aber das Team ist gut und wird zurückkommen. Schaun wir mal was unsere „Resterampe “ ( das ist nicht negativ gemeint ) am Samstag zeigt,.

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  10. Nach dem bisherigen Saisonverlauf kommt man fast zwangsläufig ins Träumen. Ich denke aber, dass wir uns am Samstag um den Lohn der bisherigen Saison gebracht haben. Nicht nur die verlorenen 3 Punkte die (wenn wir ehrlich sind) gegen den 17. bei einem Heimspiel schon ein wenig eingeplant waren, nein es ist viel mehr die Tatsache, dass wir unsere Innenverteidigung aufgelöst haben und wir nicht so breit aufgestellt sind um dies zu kompensieren. Gegen Hertha wäre es ein 6 Punkte Spiel gewesen um sich da vorne festzubeißen. Ich rechne uns aber leider nur ganz wenig Chancen aus. Wir sind jetzt spielermäßig schon ein wenig auf dem Zahnfleisch dahergekommen. Jetzt fehlen uns die 3 wichtigsten Stammspieler, 2 davon länger und wenn Mascarell zurückkommt, wird es nächste Woche vielleicht Oczipka treffen, oder Chandler…die haben alle ein volles Karten-Konto. Wir werden in den nächsten 6 Spielen vermutlich keine 2 hintereinander mit der gleichen Startaufstellung spielen können. Mit Hector und Seferovic haben wir – und ich muss es so deutlich sagen – zwei Totalausfälle in unserem Kader die man eigentlich nicht mehr auf die Bundesliga loslassen kann (seh ich bei Tarashaj auch so aber er sitzt ohnehin eher draußen). Ob ein Besuschkow und schon helfen kann – ich weiß es nicht. Was mich ein wenig zufrieden stellt ist, dass Tawatha wohl doch die Sache ein wenig beflügeln kann. Meine Aufstellung für nächstes Wochenende:

    —————–Hradecky
    Chandler—–Hasebe–Oczipka—Tawatha
    ————–Barkok—–Besuschkow
    Rebic————-Meier———–Gacinovic
    ——————-Hrgota

    Bank: Lindner, Russ, Blum, Zorba, Blanco-Lopez

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