VfB-Torhüter Tyton foult Luc Castaignos
VfB-Torhüter Tyton foult Luc Castaignos

Ein 4:1-Auswärtssieg beim vermeintlichen Angstgegner VfB Stuttgart, der erste Auswärtsdreier nach 12 sieglosen Spielen in der Ferne und drei Treffer durch das Angriffsduo Seferovic und Castaignos – der Himmel über Frankfurt hängt voller Geigen. Dabei hätte das Spiel auch eine ganz andere Wendung nehmen können, doch im Gegensatz zu manch einer Partie in der Vorsaison erwiesen sich heute nicht die Hessen, sondern die Schwaben als großartige Aufbaugegner.

Eintracht-Trainer Armin Veh hatte im Vergleich zum enttäuschenden Spiel gegen den FC Augsburg zwei Änderungen vorgenommen: Timothy Chandler besetzte für Makoto Hasebe die rechte Außenbahn. Der Japaner rückte vor ins Mittelfeld, wo er Marco Russ ersetzte, der neben Carlos Zambrano die Innenverteidigung bildete. David Abraham blieb nur ein Platz auf der Bank. Außerdem kam Marc Stendera zu seinem ersten Einsatz in dieser Saison. Der junge Joel Gerezgiher stand wegen einer Bauchmuskelzerrung gar nicht erst im Kader.

Bereits nach 60 Sekunden bot sich Stendera eine gute Gelegenheit, doch sein zu schwach geschossener Flachschuss stellte Tyton im Tor der Schwaben vor keinerlei Probleme. Die folgenden 20 Minuten boten ein Spektakel der Fehlpässe, Ungenauigkeiten und Missverständniss auf beiden Seiten – nur unterbrochen durch die überraschende Frankfurter Führung. Nach einer schönen Kombination über Castaignos kam der Ball zu Oczipka, dessen Flanke in den Strafraum von dem etwas hüftsteif wirkenden Innenverteidiger Hlousek ungeschickt ins eigene Netz befördert wurde. Ansonsten dominierte spielerische Armut. Die SGE beschränkte sich im Spielaufbau auf hohe und halbhohe Bälle, die von den agilen Spitzen Seferovic und Castaignos trotz aller Bemühungen nicht verwertet werden konnten. Die Schwaben hatten die rechte hessische Abwehrseite als Schwachpunkt ausgemacht und inszenierten über den im ersten Durchgang überragenden Kostic einen Angriff nach dem anderen. Der bemitleidenswerte Chandler verlor fast jeden Zweikampf und wusste sich nur mit Fouls zu helfen. Der Ausgleich des VfB in der 30. Minute resultierte aber aus der Passivität von Reinartz und Oczipka und der originellen Regelauslegung des Linienrichters. Serey Dié ließ drei Mann stehen, wurde von den Frankfurter nur begleitet und konnte unbehelligt in den Strafraum passen, wo Didavi ungedeckt, aber zugleich deutlich im Abseits stehend nur noch einzuschieben brauchte. Nun war der VfB am Drücker, die Hessen agierten nur noch passiv und konfus, sodass die Schwaben den Druck verstärken konnten.

In der 34. Minute sahen die Zuschauer dann die erste von zwei Schlüsselsituationen dieses Spiels. Kostic enteilte ausnahmsweise nicht Chandler, sondern Zambrano, flankte den Ball in die Mitte, wo Harnik das Kunststück vollbrachte, die Kugel aus weniger als zwei Metern über das leere Tor zu schießen. Es ist müßig darüber zu spekulieren, welchen Verlauf das Spiel genommen hätte, wenn statt Harnik ein treffsicherer Stuttgarter vor dem Tor gestanden hätte, aber ohne Zweifel bedeutete diese vergebene Chance das Ende der kurzen schwäbischen Drangperiode und den Wendepunkt in diese Begegnung. Die Hessen berappelten sich und erzielten erneut die Führung. Einen schönen Ball von Hasebe spielte der starke Seferovic mustergültig in den Lauf von Castaignos, der Harnik zeigte, wie man mit Ballgefühl und gutem Stellungsspiel den Ball im Tor unterbringen kann (42.).

So sehen Sieger aus
So sehen Sieger aus

Mit einer etwas glücklichen 2:1-Führung ging es in die Pause, nach der sich Armin Veh gezwungen sah, zweimal zu wechseln. Für den überforderten Chandler kam Aleksandar Ignjovski ins Spiel und David Abraham ersetzte den angeschlagenen Marco Russ. Hasebe nahm Chandlers Position auf der rechten Außenseite ein, und Ignjovski verstärkte das Mittelfeld. Etwas überraschend dominierte die Eintracht die ersten Minuten der zweiten Hälfte, ohne sich zunächst zwingende Chancen herausarbeiten zu können. Nachdem Hasebe dort angefangen hatte, wo Chandler aufgehört hatte, und Kostic unbeaufsichtigt ließ, konnte sich Hradecky erstmal auszeichnen, als er einen Schuss des eingewechselten Werner (56.) sehenswert parierte.

Nachdem sich die pessimistischen Fans der SGE darauf eingestellt hatten, dass über kurz oder lang der Ausgleichstreffer kommen werde, sahen die 50.000 Zuschauer in der 67. Minute den zweiten Knackpunkt dieses Spiels:  Der verbesserte Stefan Reinartz spielte einen Ball in die Schnittstelle zu Castaignos, der sah, dass Tyton energisch aus dem Tor heraus eilte. Der Niederländer spielte den Ball an dem polnischen Nationaltorhüter vorbei und wurde gefoult. Wir sollten es den Anhängern des VfB Stuttgart überlassen darüber zu lamentieren, dass der „fliegende Holländer“ schon vor der Berührung abhob – wir schließen uns dem ehemaligen Referee Peter Gagelmann an, der nach dem Spiel auf sky die Entscheidung von Schiedsricher Dankert verteidigte. Jedenfalls zeigte Dankert Tyton die rote Karte und gab Elfmeter für die Hessen. Seferovic ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen und schickte den eingewechselten Ersatztorhüter der Schwaben, Odisseas Vlachodimos, in die falsche Ecke.

Das Spiel war entschieden, die Spieler von Trainer Zorniger fügten sich in ihr Schicksal und überließen es der Eintracht, ein letztes Ausrufezeichen zu setzen: Nach Zuspiel von Reinartz narrte Castaignos Baumgartl, ignorierte mitgelaufene Mitspieler und  netzte unhaltbar für Vlachodimos zum 4:1-Endstand ein.

Das Endergebnis ist deutlich, die Leistung war aber nur phasenweise überzeugend. Nach dem Ende des vielbeschworenen Auswärtsfluches sollen an dieser Stelle aber nicht die Mängel im Aubauspiel oder die immer noch viel zu hohe Fehlpassquote thematisiert werden. Die Eintracht imponierte heute insbesondere durch eine eindrucksvolle Effizienz und die Durchschlagskraft ihrer Angriffsformation.

Auch heute könnt Ihr die Leistung unsere Jungs wieder bewerten. Hier habt Ihr Gelegenheit dazu.

 

 

 

 

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11 Kommentare

  1. Bin sehr happy über den Sieg, da mit dem Spielverlauf lange nicht damit zu rechnen war. Zu selten hatten wir uns Chancen erspielt, zu oft den Ball nicht an den Mann bekommen, schlampig im Spielaufbau, desolat und absolut überfordert in der Defensive.

    Standards hatten wir uns so gut wie gar nicht erspielt (eine Ecke, kein Freistoß in der gegnerischen Hälfte…..ein Elfer 😉 ) und zu Schüssen aus der zweiten Reihe kam es gar nicht……aber halb so wild, haben ja gewonnen.
    Was aber unglaublich nervt sind die 7x, die unsere Offensiven (teils meterweit) im Abseits standen. Auf die ersten drei Spieltage gesehen haben wir die Spitzenposition mit 16 Abseitsstellungen (Mainz 14, Darmstadt 2).

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  2. Ich muss Abbitte leisten.
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    Hradecky ist der absolute Volltreffer. Da hat Bruno einen Top Tormann verpflichtet.
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  3. Man muss sagen, in der ersten Halbzeit waren wir effektiv und in der zweiten Halbzeit dann relativ gut. Verdienter Sieg, am Ende auch in dieser Höhe. Hradecky erweist sich mehr und mehr als super Rückhalt, da hat der Bruno nen gütes Gespür gehabt!
    Mir macht allerdings die aktuelle Form von Chandler, Hasebe und Aigner bissl zu schaffen. Chandler war wieder absolut unterirdisch, Hasebe kommt irgendwie auch nicht in die Saison und Aigner ist jetzt schon zum wiederholten Male ein Totalausfall auf RA. Speziall Aigner ist eigentlich eine unserer Waffen, wenns auch mal nicht so läuft. Ich hoffe, der kommt langsam in Schwung.
    Ich hoffe auch, dass Veh Kadlec nun auch mal Spielzeit gibt. Sefe und Luc haben sich voll ausgepowert, warum wird dann nicht Kadlec mal für einen der beiden eingewechselt?! Aber insgesamt siehts punkttechnisch ganz gut aus, spielerisch ist echt noch viel Luft nach oben!

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  4. Wichtig, dass wir gewonnen haben. Das gibt den Jungs hoffentlich Selbstvertrauen. Der Spielaufbau ist aber erschreckend. Fast nur lange Bälle auf die Stürmer und das Mittelfeld rückt nicht nach. Die Stürmer können die Bälle nicht alle halten und die zweiten Bälle gewinnen wir nicht. Das war schon gegen Wolfsburg und Augsburg so. Und außerdem hat der Gegner dann immer unglaublich viel Raum und Zeit, um sein Spiel aufzuziehen.

    Da muss sich was ändern. Entweder wir spielen von hinter heraus oder das Mittelfeld muss bei langen Bälle rausrücken, um den zweiten Ball kämpfen und den Gegner direkt unter Druck setzen.

    Stendera tut unseren Spiel sichtbar gut. Einer der wenigen, die schlaue Pässe spielen können und auch mal den ein oder anderen schweren Pass zum Mitspieler bringen. Unser Sturm ist gut und gefährlich, wenn er Bälle bekommt, das hat man heute sehr gut sehen können. Hradecky ist bisher wirklich sehr stark. Auf der Linie und im Eins-gegen-Eins sowie im Herauslaufen und mitspielen. Ich habe Hoffnung, dass er Kevins Fußstapfen ausfüllen kann.

    Russ gefällt mir weiterhin nicht wirklich. Würde da lieber Abraham sehen. Und falls es was gescheites auf dem Markt gibt, sollte man jemanden für hinten rechts holen. Vielleicht ein alter Recke, den man leihen kann und der direkt Leistung bringt, falls Jung im Winter zu haben ist (ja ich fände KG durchaus gut, auch wenn ich ihn für ziemlich unintelligent und nicht besonders sympathisch halte…).

    Der Rest wird sich finden. Die jungen werden im Laufe der Saison immer mehr zu Alternativen für die Startelf, Meier kommt irgendwann wieder, genauso wie Kittel. Hauptsache so schnell wie möglich Abstand nach hinten aufbauen und unten den ersten Zehn etablieren.

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  5. @6 gute Analyse.
    @ Sprayer : Dann melde dich doch ab hier.Ich glaub du hast das Spiel nicht gesehen sondern nur das Ergebnis gelesen.
    Man muss mal ganz ehrlich sagen wir haben gewonnen weil wir zum Glück vorne Leute haben die Tore schießen, einen guten TW geholt haben und weil Stuttgart genau die Leute nicht hat und sich selber sein Spiel kaputt macht . Wenn Harnik das Ding macht geht das Spiel evtl. anders aus. Selten waren wir so effektiv wie heute.Also Kirche im Dorf lassen das Augsburgspiel hab ich nämlich noch nicht vergessen. Die nächsten beiden Spiele werden dann zeigen wie gut oder schlecht wir wirklich sind.

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  6. „Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt“ – Wie lange ist es her, daß wir mal eine BL-Mannschaft mit 3 Toren Unterschied abgekanzelt haben; und noch dazu auswärts? Und dann bringt es ein Teil dieses Forums doch tatsächlich fertig, einen Auswärstsieg (nach etlichen Monaten) derart schlecht zu reden. Das finde ich unerhört und auch sehr unfair gegenüber der Mannschaft.
    …..Dann geht doch alle zu den Bayern! Dort spielen sie den (fast) perfekten Fußball! Dort kommt es aber auch nicht auf die Kohle an.
    Meine Güte. Jeder Fehlpass wird hier aufs Tablett gelegt. Und selbst daß wir mal endlich auch richtig effektiv die Chancen ausgenutzt haben – das übrigens bei 33°C -, wird hier noch abgewertet (wenn … die nicht getroffen, dann?).
    Ich frage mich ernsthaft, ob diese ewigen Nörgler jemals gegen einen Ball getreten haben.
    Ich glaube beinahe – wie Ralf eingangs geschrieben hat – „der Himmel hängt hier eher voller A…Geigen“.

    Ich habe fertig ….

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  7. Also bin erst einmal hochzufrieden das wir dieses Ding eingefahren haben. Punkt!
    Wenn ich ehrlich bin, muss ich aber zugeben, das ich besonders in der ersten Halbzeit , größte Sorgen hatte.
    Im Prinzip war kein Aufbauspiel zu erkennen, herausgespielte Torchancen kaum, aber trotzdem 2 Treffer, Gott sei Dank. Viele, viele Fehlpässe, sorry , aber das muss man doch in einem Forum feststellen dürfen.
    Freue mich aber sehr, ich denke doch, wie alle hier im Forum , das wir diesen Dreier einfahren “ durften“, aber Vorsicht , es gibt noch Einiges zu tun.
    Habe auch fertig….

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  8. alles gut,oder?
    …nach dem 1:1 Ausgleich kam bei mir und sicher auch bei vielen anderen die Erinnerung hoch an die unsäglichen Auswärtsspiele der letzten Saison…..habe überlegt,woran es diesmal lag,dass es keinen Einbruch gab(war schon so in WOB nach dem 2:0 Treffer)
    die Mannschaft ist irgendwie gefestigt auf den entscheidenden Positionen und kann sehr effektiv zurück kommen…und das,trotz Leistungsabfall einiger Spieler.
    Ich glaube,für das Selbstvertrauen war dieser Sieg Gold wert und wir werden stärker werden mit jedem Spiel,das da kommt…..nicht auszudenken wenn der Alex wieder dabei ist…armer Armin(Luxusproblem)

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  9. @9
    tja, vielleicht habe ich das hier wirklich etwas zu deftig geschrieben; und das mit den Geigen war mehr spaßig und in Anlehnung an Ralf`s Kommentar rausgehauen :-). Und natürlich wird es in einem Forum immer wieder zu unterschiedlichen und gegenteiligen Meinungen kommen, ganz klar. Das ist auch gut so.
    Ich hab mich halt nur gewundert, was hier oftmals für eine negative Stimmung reingebracht wird.
    Daß in Stuttgart längst nicht alles Gold war, was da geglänzt hat, ist mir natürlich auch nicht entgangen.
    Also, alles gut ….. jetzt schieben wir noch mal 6 Punkte nach, und dann stehen wir mit einem richtig guten Team schon recht gut da, in der Tabelle.

    Adlergruß

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