imago28253039h
Die Enttäuschung nach dem späten Gegentreffer war riesengroß. Der leidenschaftliche Kampf wurde nicht belohnt. (Foto: imago/Eibner)

Nach dem historischen Sieg im Pokalhalbfinale ging es für die Eintracht in der Liga zurück zum Alltag. Mit der TSG 1899 Hoffenheim erwartete die Hessen ausgerechnet die Mannschaft, die in dieser Saison extrem heimstark ist. Zudem mussten  die Hessen auch noch äußerst ersatzgeschwächt anreisen. Der Spagat zwischen den Gedanken an das Pokalfinale in Berlin und dem Bundesliga-Alltag sollte nach dieser Woche besonders schwer werden. Eintracht-Trainer Niko Kovac, der einmal mehr zum Improvisieren gezwungen war, veränderte seine Aufstellungen grundlegend und sorgte mit dem Comeback von Marc Stendera in der Startelf für eine Überraschung. Eine tapfer kämpfende Frankfurter Mannschaft musste sich am Ende kurz vor Schluss mit 0:1 geschlagen geben und stand trotz couragierter Leistung mit leeren Händen da. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal für euch analysiert:

Kompakt stehen und die Null halten
Schon im Vorfeld gab Kovac offen Einblicke in den Matchplan: hinten kompakt stehen, die TSG zu keinem Torerfolg kommen lassen und die Null möglichst lange halten, da sich dann auch die Chancen für mehr erhöhen. Die spielstarken Hoffenheimer fanden tatsächlich kaum ins Spiel, auch wenn sie natürlich deutlich mehr Spielanteile hatten, kamen sie fast gar nicht gefährlich vor das Tor von Lukas Hradecky und verzweifelten mit zunehmender Spielzeit. Die SGE, die mit einer völlig neu formierten Abwehrreihe agierte, in der Michael Hector, David Abraham und Marco Russ als Innenverteidiger spielten und Bastian Oczipka, sowie Guillermo Varela auf den Außenverteidigerpositionen zu finden waren, kämpfte um jeden Ball, gewann viele Zweikämpfe und wehrte sich leidenschaftlich. Auch wenn nach vorne nahezu gar nichts ging, hatte man nie das Gefühl, dass die TSG jeden Augenblick treffen würde. Die leidenschaftliche Defensivarbeit, in die auch die Offensivspieler eingebunden waren, zahlte sich aus, denn Hoffenheim-Trainer Julian Nagelsmann wechselte im Laufe der zweiten Halbzeit seine Kreativ-Spieler aus und versuchte es mehr oder weniger mit der Brechstange und brachte noch mehr Stürmer, um das Tor irgendwie zu erzwingen. Spielerisch fand die TSG aufgrund der kompakten Spielweise der Eintracht kein Durchkommen.

Einige Überraschungen
Völlig überraschend stand nicht Varela, der auch im Pokal ins defensive Mittelfeld eingewechselt wurde, auf der Sechserposition, sondern Timothy Chandler und er machte dabei ein tolles Spiel. Natürlich war Chandler nicht der spielstarke Sechser wie der zu Hause gebliebene Mijat Gacinovic oder Omar Mascarell, aber er riss die Verantwortung an sich, ging als Leader voran, gab die Kommandos und zeigte einen leidenschaftlichen Einsatz. Die Entwicklung von Chandler unter Kovac, auf und neben dem Platz, ist schon bemerkenswert. In der letzten Saison über weite Strecken außen vor und nun absolut unersetzlich und vorbildlich. Natürlich gelingt dem US-Amerikaner nicht alles, aber betrachtet man die gesamte Saison und denkt an all seine Läufe die Außenbahn hoch und runter, seinen Einsatz und eben auch daran, dass er inzwischen ein Spieler geworden ist, der als Leader auftritt, dann ist diese Entwicklung wirklich erstaunlich. Ähnlich erstaunlich war auch der gestrige Auftritt von Hector. In dieser Saison schon manches Mal als bundesligauntauglich abgestempelt und häufig durch Aussetzer auffallend, knüpfte er nahtlos an seiner Steigerung aus dem Pokalfight an und machte wohl sein bestes Spiel im Adlerdress. Auch wenn er natürlich noch den ein oder anderen unkonventionellen Pass im Spiel hatte, spielte er eine wirklich starke Partie. Der Denkzettel von Kovac aus den letzten Wochen scheint seine Wirkung jedenfalls nicht verfehlt zu haben.

Starkes Comeback
Fast ein Jahr war es nun her, dass Marc Stendera das letzte Mal für die Eintracht im Relegations-Rückspiel in Nürnberg auf dem Platz stand und sich schwer verletzte. Die Bilder, wie er mit Krücken den Nichtabstieg feierte sind bis heute noch präsent und nachdem er nun bereits einige Wochen zurück im Kader war, aber noch zu keinem Einsatz kam, war die Freude über sein gestriges Comeback besonders groß. Die vielen Ausfälle zwangen Kovac dazu Stendera sogar von Beginn an spielen zu lassen und alle Augen waren natürlich auf ihn gerichtet. In den letzten Wochen, in denen Gacinovic auf der ungelernten Sechserposition ranmusste, wurde im Stadtwald immer wieder der Name Stendera genannt. Ist Stendera der spielstarke defensive Mittelfeldspieler, der den Part an der Seite von Omar Mascarell ideal ausfüllen könnte? Kann Stendera auch die harmlosen Standards wieder deutlich verbessern? Stendera, ganz ohne Spielpraxis und ohne die nötige Spritzigkeit nach langer Verletzungspause, konnte diese Fragen gestern nicht abschließend beantworten, was auch nicht zu erwarten war, aber sein Auftritt war trotzdem erstaunlich. Er war sofort sehr präsent und bissig in den Zweikämpfen, hatte einige starke Balleroberungen, war anspielbereit, ballsicher und forderte auch die Bälle. Dass ihm nach etwa 70 Minuten die Luft ausging war bei diesem Einsatz kein Wunder. Die mitgereisten Fans der SGE feierten ihn bei seiner Auswechslung zurecht. Sein Comeback war jedenfalls sehr vielversprechend.

Typisch Rückrunde
Das 0:1 kurz vor Schluss und dann noch ausgerechnet durch den Sohn von Bruno Hübner, Benjamin Hübner, spiegelte den Verlauf der gesamten Rückrunde wieder. Die Eintracht, die erst im vergangenen Ligaspiel gegen den FC Augsburg ihre „10 Spiele ohne Sieg-Serie“ beenden konnte, hat das Spielglück in der Liga nicht mehr auf ihrer Seite. Auch wenn einige Spiele dabei waren, in denen man auch zurecht mit leeren Händen da stand, gab es eben auch viele Spiele, in denen die mangelnde Chancenverwertung, Schiedsrichterentscheidungen oder andere Faktoren den Sieg verhinderten. Gestern wäre ein Punkt mehr als verdient gewesen und aufgrund der Belastung im Pokal unter der Woche und den vielen Ausfällen war die Leistung der Hessen bemerkenswert. Der Einsatz war beeindruckend und die Mannschaft war auch mental voll da. Es hätte sogar noch anders kommen können, wenn Haris Seferovic seine Chance in der zweiten Hälfte konsequent genutzt hätte, als er alleine auf den Keeper der TSG zulief. Natürlich könnte man nun fragen, ob Kovac vielleicht hätte früher wechseln sollen, um eben auch in der wirkungslos agierenden Offensive mehr Akzente zu setzen, aber letztendlich hat die Mannschaft das bestmögliche aus dem Spiel gemacht und einen wirklich starken Gegner zur Verzweiflung gebracht. In so einem Spiel entscheiden Kleinigkeiten und so war es eben die Unachtsamkeit nach einem Eckball kurz vor Schluss. Die Mannschaft hat nun noch drei Partien vor der Brust, in denen sie ihre Position in der Liga weiter verbessern kann und die Saison auch in der Liga noch krönen kann. Und dann gibt es eben auch noch das Spiel der Spiele am 27. Mai in Berlin. Vielleicht wird es ja noch ein historisches Jahr.

Die Leistung der Eintracht-Spieler könnt ihr wie immer hier bewerten.

- Werbung -

10 Kommentare

  1. Leider ein Fehler am Ende.
    Varela alleine gegen Hubner.Und David alleine dahinter. Hätte wirklich nicht sein müssen.
    Marc hat sehr ordentlich gespielt.Respekt
    Aber diskutiert schon wieder mit dem Schiri – lass es Marc. Einmal beim dribbeln hinten übertrieben.Aber nach 11 Monate Abwesenheit top Leistung.
    Links war Otsche viel alleine gelassen.
    Tawatha war verletzt?
    Marco Fabian verdribbelt sich viel zu oft – too much .Früher abgeben bitte.
    Varela war top.Keine Chance gegen Hubner .Zu klein.Da hat David gepennt.Hätte bei Hubner sein müssen.
    Varela unbedingt holen. Klasse wenn er fit ist.

    0
    0
  2. Danke für die Analyse, Laura. Es ist ohne Zweifel großartig, dass wir in das Pokalfinale eingezogen sind. Vielleicht sollte man aber mit dem Begriff „historisch“ etwas vorsichtiger umgehen. „Historisch“ war die Meisterschaft 1959 und der UEFA-Pokalsieg 198, aber den Einzug in ein Pokalfinale gleich so hoch zu hängen, bevor die Begegnung an- oder abgepfiffen ist, ist für mich – als Historiker 😉 – etwas zu „unhistorisch“.

    0
    0
  3. Paul, wo hast Du Varela gegen Hübner gesehen? Marco Russ hat das Kopfballduell verloren. Abraham hat auch nicht gepennt, da er nicht auf Hübner eingeteilt war.

    0
    0
  4. Auch 1 Punkt in Hoffenheim wäre bereits zu wenig gewesen, für Platz 5-7 am Ende wären wohl 10 Punkte nötig aus den letzten 4 Spielen. Aufgrund der Leistungen, Platz 3 im Februar und der Schwäche der Konkurrenz wäre das Verfehlen der ersten 7 Plätze allerdings eine Enttäuschung und ein finanzieller Verlust für die Kaderplanung. In einem dann irgendwie tollen, aber verlorenen Pokalfinale wird es ggf leider auch keinen Europacup-Platz geben. Es kann jetzt also nur noch darum gehen, die letzten 3 Bundesligaspiele komplett zu gewinnen, oder zu hoffen, dass evtl. auch 7 Punkte reichen werden für Platz 7.

    0
    0
  5. Ich denke auch, ob ein oder null Punkte gestern ist kein Drama. Drei Punkte hätten einen Unterschied gemacht.
    Die letzten 3 Spiele können alle gewonnen werden. Mit 9 Punkten im Gepäck, so weit lehne ich mich aus dem Fenster, sind wir siebter.
    Das Spiel gestern war angesichts der Schlacht am Bökelberg eine famose Leistung, Stenda im Nahkampf eine Granate, zumal nach fast einjähriger Pause. Hoffentlich leistet er sich das zu erwartende Tief in den Ferien.
    Ansonsten: Timothy ordentlich, Varela gut, Abraham gut, der Rest war zumindest kämpferisch voll auf der Höhe.

    Nun haben die Jungs mal eine ganze Woche Zeit zu regenerieren. Und das geht so bis zum Finale.
    Alles kann…

    0
    0
  6. @4:
    Aber bitte nicht zu verbissen und mit aufgesetzten Scheuklappen versuchen wollen Platz 7 zu erzwingen.
    Das blockiert uns nur und führt zwangläufig zu Fehlern.
    Frei aufspielen und eine geschlossene Mannschaftsleistung sind hier zielführender und dann muss man nach dem letzten Spieltag gegen den Brauseclub schauen, was dabei rausgesprungen ist. Chancen für Platz 12 – 8 und Platz 7 liegen etwa bei 50:50.

    Für die Mannschaft freue ich mich über eine tolle „englische Woche“, dem Highlight des Einzuges ins DFB-Pokal-Finale und dem gestrigen brauchbaren Abschluss mit einer Not-und Rumpfelf aufgrund der Personalsituation.
    Das gestrige Spiel bestenfalls schnell abhaken und noch 3x im Bundesligabetrieb Vollgas geben. Auf Jetzt…..!

    0
    0
  7. Wer auch immer am Ende am Gegentor schuldig war: spielt keine Rolle.
    Dass die Kräfte nach 90 Minuten hinüber sind war zu erwarten.

    Abraham spielt seit Wochen durch, die Gelbsperre kommt vielleicht gerade zur richtigen Zeit.

    Russ mit seinem ersten Spiel über 90 Minuten. Und das hat er gut gemacht, bis zur letzten Minute halt.

    Stendera mit erstem Einsatz in dieser Saison und dann gleich 78 Minuten. Top! Wird ganz sicher ne Option für das Pokalfinale und das macht uns im zentralen MF nochmal stärker. Schätze aber nicht, dass Marc gg Wolfsburg wieder in der Startelf steht…so ein Spiel nach so langer Verletzungszeit schlaucht erstmal. Aber NK weiß jetzt, was Marc leisten kann, wenn er ihn bringt. Und als Einwechselspieler kann man ihn unabhängig vom Spielstand jederzeit bringen.

    Tawatha hatte ne Blessur im Sprunggelenk. Denke, da wollte NK kein unnötiges Risiko gehen. Stand daher erst gar nicht im Kader. Schätze, im nächsten Spiel ist er wieder in der Startelf.
    Muss er vielleicht auch, wenn Ordonez bis dahin nicht seine Wadenprobleme auskuriert hat.

    Regäsel zum ersten Mal seit langer Verletzung im Kader. Vielleicht wird er nochmal ne Option. Auf jeden Fall gut, dass man notfalls einen Mann mehr hat.

    Barkok mit seinem zweiten Einsatz über 90 Minuten. Das war ok, nicht mehr, nicht weniger. Würde ihn aber wieder auf die Bank setzen.

    Chandler auf der 6, kann mich Laura anschließen. Das hat er ziemlich gut gemacht.

    Hector war gut, mehr auch nicht (44% gew. ZK). Aber zeigte mit verbesserten Laufwegen, dass man ihn durchaus bringen kann.

    Besuschkow wird mit ner Woche Training wieder ne Option. Ist ja erst Ende letzter Woche wieder ins Training eingestiegen .. daher für das Hoffenheim-Spiel eher keine erste und zweite Wahl .. aber immerhin wieder im Kader.

    Haris vorne war ok. Er hat gemacht, was er machen konnte. Schade, dass er Ende des Sprints platt war. Dafür war es sehenswert, wie er sich überhaupt in die Kontersituation gebracht hat.
    Wenn er die Chance etwas früher im Spiel gehabt hätte, schätze ich, dass er mehr draus gemacht hätte. Schweres Spiel für einen Stürmer. Das wäre eigentlich das perfekte Spiel für AMFG gewesen 😉

    Richtig gut war in jedem Fall das Defensivverhalten der ganzen Mannschaft, ähnlich wie in Gladbach. Das macht Mut. Im Vergleich zu manch anderen fand ich insbesondere die 1. HZ bärenstark, wenn man sieht, wer da auf welchen Positionen spielte. Dass es zur 2. HZ noch besser werden würde, war klar. Aber es war auch klar, dass es konditionell schwer wird.

    Das Heimspiel gg Wolfsburg wird ein anderes Spiel als gg Augsburg oder Hoffenheim. Eigentlich so ein Spiel, was uns sehr gut liegen müsste. Wolfsburg muss, wir können .. und wir haben Heimspiel.
    Werden hinten wohl versuchen, erstmal gut zu stehen. Und Wolfsburg kann sich nicht nur auf die Defensive beschränken, dafür gibts zu viel Potential nach vorne. Daher sehe ich für das Spiel weder ne Defensiv- noch ne Offensivstrategie. Wir müssen auf Gomez aufpassen, der wie AMFG vorne oft richtig steht. Und das nötige Glück erzwingen. Wolfsburg hat gerade sicherlich hängende Köpfe, auch etwas Unruhe im Verein. Ein viel besseren Zeitpunkt können wir nicht erwischen. Ihr Kader ist natürlich top und offensiv kann da jederzeit durch individuelle Klasse ein Gegentor fallen. Aber viel wichtiger: Sie schwimmen in der Abwehr, sind oft unsortiert .. hoffe Hrgota, Fabián, Rebic und co. können das nutzen.
    Eins ist klar: Ein schönes Spiel wird es rein spielerisch bestimmt nicht, denn nun fällt uns mit Abraham auch noch der letzte Aufbauspieler aus.

    Aber jo, ich hoffe einfach, dass Tawatha, Ordonez und Gacinovic bis zum Wochenende fit werden.
    Und vielleicht gibts ja auch bei Mascarell und AMFG ne Art Wunderheilung.
    Die angeschlagenen Rebic und Hrgota werden bestimmt in die Startelf zurückkehren können.
    Und hoffe noch viel mehr, dass die Spieler das Spiel körperlich gut verkraftet haben .. und es keine weiteren Verletzten gibt.

    0
    0
  8. @8 Barkok, der insgesamt viel zu viele Ballverluste produziert, weil das Abspiel cool aussehen muss oder lieber mit der Hacke als mit der Innenseite weitergespielt wird fand ich am Samstag ebenso einen Totalausfall wie Seferovic, der natürlich eine sehr gute Aktion hatte aber sonst unsichtbar war (wobei wir generell wenig Offensivaktionen hatten). Bei Sefe dachte ich, er hätte den Bock umgeschmissen und würde jetzt zumindest noch 4x Vollgas geben können aber war gegen Augsburg wohl doch eher ne Ausnahme. Varela hat mir gut gefallen – denke trotzdem nicht, dass wir uns den für die neue Saison leisten können, sollte die Ablöse bei 3-4 Mio. liegen. Rebic braucht zwar sicher mal ne Pause aber dennoch hätte ich ihn gerne länger gesehen als 8Min.
    Stendera hat es super gemacht. Ich denke er hätte uns schon die 4 Spiele davor eine Hilfe sein können – zumindest für 30 Min. oder so. Das es für 90Min. noch nicht reicht hat er am Samstag ja gezeigt. Sehr schade – mit nem Dreier wären wir auf Platz 7 gestanden – so ist es Platz 11. Ohne Abraham und Vallejo wird’s gegen Wolfsburg sehr schwierig wobei die auch alles andere als nen Lauf haben.

    0
    0

Keine Kommentare mehr möglich.

- Werbung -