Fitness-Coach Christian Kolodziej schaut immer genau hin bei den Eintracht-Profis.
Fitness-Coach Christian Kolodziej schaut immer genau hin bei den Eintracht-Profis.

Immer wieder geht ein Raunen durch die Reihen der Kiebitze, wenn Athletik-Trainer Christian Kolodziej die Profis der Frankfurter Eintracht mit einem lauten Pfiff zu sich holt. Auch wenn der Ball manchmal dabei ist – es sind die Einheiten, die Schmerzen bereiten und der kickenden Belegschaft wohl am wenigsten Spaß machen. Stangen überspringen, Hütchen umkurven, den Berg hoch sprinten, Koordination – das Repertoire des 47-jährigen Diplom-Sportwissenschaftlers ist riesengroß. Immer wieder treibt er die Spieler an, über ihre Grenzen zu gehen, sich zu verausgaben und den inneren „Schweinehund“ zu überwinden. Kolodziej sagte dazu im Gespräch mit EintrachtTV: „Wer kein Feuer in sich trägt, der kann auch keins in anderen entfachen. Man muss es schaffen, andere Leute zu begeistern und sie zu motivieren.“

Dies ist dem im Nordrhein-Westfälischen Witten geborenen Konditionstrainer in seiner Karriere bislang bestens gelungen. Er erlebte seinen großen Durchbruch im Jahr 2000, als ihn Matthias Sammer zu sich in den Trainerstab bei Borussia Dortmund holte. Mit dem BVB feierte er 2002, wie auch im Jahr 2007 zusammen mit dem VfB Stuttgart und Armin Veh, die deutsche Meisterschaft – es waren ganz besondere Momente in seiner Karriere: „Ein Sieg am Wochenende ist die Belohnung für die Trainingswoche. Mit dem Gewinn der Meisterschaft krönt man aber eine ganze Saison.“ Von einem Meistertitel sind die Hessen, die seit 2011 auf die Dienste des Fitness-Trainers bauen, aktuell aber ganz weit entfernt. Abstiegskampf lautet die Parole, wenn am Samstag die Stuttgarter zu Gast ins Waldstadion kommen. Für Kolodziej ist es etwas ganz besonderes, „wenn man gegen den Ex-Verein spielt. Ich war sieben Jahre lang bei den Stuttgartern und kenne auch noch viele aus der medizinischen Abteilung.“

Viel Zeit, sich mit den Ex-Vereinen zu beschäftigen, bleibt allerdings nicht. Die Anforderungen an die Fitness-Trainer in der Bundesliga sind in den vergangenen Jahren immer weiter gewachsen. Auch bei der Eintracht steht ein großes Team am Seitenrand und schaut den Profis genauestens auf die Füße. Kolodziej erklärte, dass Cheftrainer Veh zwar das letzte Wort habe, sich dennoch wöchentlich genau mit den Fachmännern um ihn herum berate: „Reiner Geyer ist für den taktischen Bereich verantwortlich, Michael Fabacher für die Reha und Moppes Petz für die Torhüter. Er vertraut uns und stimmt alles mit uns ab.“ Individuell gebe es dabei freilich Unterschiede, die zu beachten seien. So müsste mit einem älteren Spieler, der bereits einige Blessuren mit sich herumträgt anders umgegangen werden, als mit einem jungen, aufstrebenden Akteur, der noch voll im Saft steht.

Armin Veh vertraut dem Team um sich herum.
Armin Veh vertraut dem Team um sich herum.

Kolodziej konnte in den vielen Jahren, in denen er in Bundesliga tätig ist, einen tiefen Einblick in das Geschäft gewinnen. Der Westfale kam ursprünglich aus dem Bereich der Leichtathletik und verpasste in jungen Jahren die Deutsche Meisterschaft im Zehn-Kampf nur aufgrund einer Verletzung. Der Druck, dem die Fußballer ausgesetzt sind, sei wesentlich höher, als der bei anderen Individualsportarten. Die Schulnoten nach jedem Spieltag, der permanente Medienrummel, die „24/7“-Berichterstattung – die Profis in der Bundesliga können kaum noch unbemerkt ein Bein vor das andere setzen. Das Interesse am Fußball ist groß – und ein Ende ist nicht in Sicht. „Man kann sich das gar nicht vorstellen, wenn man nicht ganz nah dran ist„, bestätigte Kolodziej diese Eindrücke und blickte auf die mentale Komponente: „Die Belastung, jedes Spiel Leistung abzurufen und sich bei jedem Training der Öffentlichkeit zu präsentieren – das ist schon eine immens hohe Anforderung.“

Um diesen hohen Anforderungen gerecht zu werden, musste auch der Ernährungsplan der Profis umgestellt werden. Das Motto: Gesundes Essen macht erfolgreich! Mandel-, Hafer- oder Sojamilch statt „richtige“ Milch, kein Joghurt, kein Milchreis. Zudem wird auf Weizenprodukte verzichtet, dafür kommen Dinkel-, Roggen- oder Buchweizen-Produkte auf den Tisch. Der Fitness-Coach erklärte bei Bild: „Generell ist tierische Ernährung für den Körper nicht gut. Milchprodukte führen zum Beispiel zu Übersäuerung und verursachen schneller Entzündungen. Wir versuchen, davon immer mehr abzukommen.“ So stünden auch Fisch- und Fleischprodukte immer seltener auf dem Zettel der Eintracht-Akteure. Marco Russ bestätigte: „Ich beschäftige mich auch privat mit gesunder Ernährung. Man merkt schon jetzt, dass die Umstellung hilft.“ Marc Stendera, der im Sommer noch als „Sorgenkind“ in dieser Hinsicht galt, musste an das vegane Essen gewöhnt werden. Inzwischen aber sagt auch er: „Süßigkeiten lasse ich jetzt weg. Es ist eine Sache, die mir hilft und mich weiter bringt.“ Die Entwicklung auf dem Platz bestätigt diese Selbstwahrnehmung.

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2 Kommentare

  1. Ich sehe darin weder was armes, noch Schweine.
    Es handelt sich hierbei auch nicht um eine Selbstkasteiung, sondern um einen vernünftigen Diät – und Fitnessplan, den wir Fans mit dem samstäglichen Genuss von Bratworscht & Co. selbstredend so nicht einhalten (müssen).
    Von Profisportlern, insbesondere den Spielern meines Vereins, kann man aber schon Zurückhaltung , bewusste Ernährung und die Erhaltung der Fitness erwarten.
    Mich freut es auch, dass hierbei offenbar alle mitziehen.
    Selbst MF wird überdies sicherlich noch an Fitness (oder sagen wir mal optische Fitness) zulegen.

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