Heribert Bruchhagen wird der Bundesliga erhalten bleiben. In welcher Form, kann er derzeit noch nicht verraten.
Heribert Bruchhagen wird der Bundesliga erhalten bleiben.

Am späten Mittwochabend war der ehemalige Vorstandsvorsitzende von Eintracht Frankfurt, Heribert Bruchhagen, in der ZDF-Fernsehtalkshow von Markus Lanz zu Gast. Den 67-Jährigen, der zum 31. Mai 2016 sein Amt bei der SGE niedergelegt hat, treiben derzeit natürlich auch die schlimmen Gewaltszenen um, die uns tagtäglich von der Europameisterschaft aus Frankreich erreichen.“Man hätte das alles aber auch ahnen können. Ich weiß, dass es Austausch zwischen deutschen und französischen Behörden gab“, meint er leicht vorwurfsvoll. Er glaubt nicht, dass etwas in diesem Maße aktuell auch bei uns in der Bundesliga möglich wäre, da es beispielsweise getrennte Wege bei der Anreise und Fansektoren gäbe. Allerdings weiß er, dass solche Fanausschreitungen kein neues Phänomen sind. „Es ist natürlich sehr bedauerlich, aber wir dürfen nicht so tun, als ob das eine neue Entwicklung wäre. Das gab es früher schon, zum Beispiel beim Spiel Dortmund gegen Schalke. Aber es gab keine Bilder davon“, sagte Bruchhagen. Und damit war er bei einem seiner Lieblingsthemen, über das er sich gerne und ausgiebig auch schon der Vergangenheit geäußert hat: den modernen Medien. „Das Martialische wird durch die Medien erhöht. Die Motivation der Menschen ist nicht zu erklären, aber die gab es schon immer.“

Bruchhagen kann auf eine bewegte, lange Karriere im Profifußballgeschäft zurückblicken. 20 Jahre davon verbrachte er in Gütersloh. Und diese Zeit sei rückblickend auch seine schönste gewesen. Er war dort als Lehrer an einem Gymansium sowie als Spieler und Funktionär beim FC Gütersloh tätig. „Die Welt dort war relativ in Ordnung. Samstags wurde vor dem Spiel berichtet und montags nach dem Spiel – das war es“, erinnert er sich. So etwas sei heutzutage gar nicht mehr möglich, da sich der Fußball in eine Dimension entwickelt habe, die in jederlei Hinsicht unglaublich sei. „Das Hauptproblem ist nicht das Spiel, sondern, dass man mit einer realistischen Erwartungshaltung heute kaum noch Chancen hat zu bestehen. Man muss immer Bilder und Fantasien aufzeigen, die der Realität nicht entsprechen. Dadurch fehlt es dann auch an Kontinuität, denn wenn sich Ergebnisse nicht einstellen, werden Menschen ausgetauscht und die Wirtschaftlichkeit in Frage gestellt. Das Geschäft ist schon weitaus schwieriger geworden, daher empfinde ich die Gütersloher Zeit als die schönste, weil es die emotional leichteste Zeit war“, erklärt er und denkt bei seinen Ausführungen sicherlich auch ein wenig an die Entwicklung bei Eintracht Frankfurt in den letzten Jahren, wo er mit allen Mitteln versucht hat, eben jene Kontinuität aufzubauen und zu erhalten.

Bruchhagen blickte bei Markus Lanz auf seine lange Karriere als Fußballfunktionär zurück.
Bruchhagen blickte bei Markus Lanz auf seine lange Karriere als Fußballfunktionär zurück.

Kontinuierlich haben sich in der Bundesliga die TV-Gelder entwickelt. Allerdings nicht in die Richtung, in die es Bruchhagen gerne gehabt hätte. Er hat es als Funktionär beim HSV damals noch erlebt, dass alle 18 Bundesligisten 900.000 D-Mark, also rund 460.000 Euro, an Fernsehgeld bekommen haben. Doch dies änderte sich bekanntlich mit dem Entschluss, die TV-Rechte von Bertelsmann zu Sat1 zu geben. Seitdem habe es eine bis heute anhaltende Spreizung innerhalb der Liga gegeben. „Die Bayern bekommen aus den nationalen Fernsehgeldern ca. 60 Millionen Euro. Darauf kommen noch die internationalen Fernsehgelder aus der Champions League. Der Etatunterschied 1992 zwischen den Bayern und dem HSV betrug vierzig Prozent, heute liegt er bei 500 Prozent. Das Produkt Bundesliga ist nach wie vor toll, aber wir müssen aufpassen, dass diese Spreizung den Wettbewerb nicht gefährdet“, warnt der gebürtige Ostwestfale.

Bruchhagen muss sich wohl an seinen neuen Status als Pensionär erst einmal gewöhnen. Nach über 30 Jahren muss er sich beispielsweise mal wieder ein eigenes Auto kaufen – in den letzten Jahren bekam er stets schicke Dienstwagen gestellt. „Ich weiß gar nicht, wie ich das machen soll“, lacht er und fügt an: „Ich werde jetzt 68 und ich bin froh, dass ich keine täglichen Entscheidungen mehr treffen muss, das ist schon erleichternd. Das tägliche Geschäft kann man mit 68 Jahren auch kaum noch leisten. Aber Autofahren und Parken kriege ich schon noch hin.“ Er habe die Bundesliga geliebt und sei sehr glücklich, dass er jobmäßig dort gelandet sei. „Das war eine tolle Sache und ich möchte keine Minute missen. Ich werde weiter auch etwas Bestandteil der Bundesliga sein. Zum gegebenen Zeitpunkt wird das auch verkündet werden, aber der Augenblick ist noch nicht da“, hält er die Spannung um seine Zukunft oben.

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3 Kommentare

  1. Lieber Herri, da hast Du aber schon einige Minuten erfolgreich verdrängt. Dazu gratuliere ich sehr herzlich! In unserem Sprachgebrauch verwendet man solche Floskeln wie “ schwere Stunden “ . Von diesen hast Du wohl mehr als genug gehabt. Ich erinnere da nicht mal an die letzten Monate, an denen man Dich zum „Frühstücksdirektor“ umfunktioniert hat (war nötig), sondern an die Szenen als der Krawallmeister in Dortmund sein böses Gesicht gezeigt hat (leider viel zu oft!). Du sprachst damals “ von der Lust am Untergang „. Dieses Zitat hat sich bei mir eingeprägt.

    Ich wünsche Dir einen angenehmen Ruhestand. Und wenn Du sagst, dass Du keine Minute davon missen möchtest, bist Du da auf einem sehr guten Weg. Weiter so! Und nochmal vielen Dank dafür, dass wir noch immer im bezahlten Fußball mitmachen dürfen.

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  2. Bei mir kriegt der Mann immer einen Kaffee oder nen Äppler 😉 Viele Verdienste und wenig Fehler.

    Die Anfangszeiten , auf die häte ich verzichten können als er uns vorm Konkurs retten musste. Immer wieder.

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  3. Wird bei mir immer als einer der ganz großen Eintrachtler in Erinnerung bleiben und bisher der Einzige aus der Vereinsführung.

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