Fredi Bobic gab auch an der Tischtennis-Platte eine gute Figur ab.

Tischtennisplatte statt grüner Rasen unter den Füßen. Eintracht Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic zeigte sich vor den Pressevertretern im Bauch des Waldstadions im Duell mit Tischtennis-Star Timo Boll bestens gelaunt. Es war am Dienstagnachmittag ein ungewöhnliches Zusammentreffen: Auf der einen Seite der Odenwälder Boll, der mit seiner Mannschaft Borussia Düsseldorf im Finale der Tischtennis-Bundesliga steht und am 10. Juni in der Frankfurter Fraport Arena auf den TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell trifft. Auf der anderen Seite Bobic, der mit der Eintracht rund zwei Wochen zuvor, am 27. Mai, im DFB-Pokal-Finale gegen Borussia Dortmund auf der Tribüne mitfiebern wird. Boll positionierte sich pro Eintracht, obwohl zwei Herzen in der Brust des 36-Jährigen schlagen – schließlich drückt er sowohl den Hessen, als auch dem BVB die Daumen.

Bei Bobic – obwohl früher einige Jahre als Angreifer bei den Borussen unterwegs – fällt die Antwort auf die Frage, wer denn den Pokal holen sollte, eindeutiger aus. Der Sportvorstand der Hessen feiert am 1. Juni einjähriges Jubiläum und hat in dieser Zeit als Nachfolger von Heribert Bruchhagen sehr viel erlebt. „Das war ein sehr intensives Jahr für uns alle. Es gab sehr viel tun“, sagte er gegenüber „RTL“. Nach einer wechselhaften Saison steht mit der Reise ins Olympiastadion noch ein echtes Highlight vor der Tür. Zuletzt erreichten die Frankfurter 2006 das Endspiel, verloren dort jedoch mit 0:1 gegen den FC Bayern. Der letzte Pokalsieg liegt bald 29 Jahre zurück, Lajos Detari erzielte am 28. Mai 1988 den entscheidenden 1:0-Treffer gegen den VfL Bochum.

Bobic freut sich auf das Highlight

Alleine das Finale erreicht zu haben kann als großer Erfolg gewertet werden. Die Eintracht nach dem Kaderumbruch und der Last-Minute-Rettung in der Relegation gegen den 1. FC Nürnberg vor der Saison als „Abstiegskandidat Nummer eins und wurde mit einem Atemzug mit dem SV Darmstadt 98 genannt“, erinnerte sich Bobic an seinen Start vergangenen Sommer zurück. Doch dann passierte, wovon wohl nur die größten Optimisten träumten: Die Frankfurter starteten durch und belegten nach 19 Spieltagen Rang drei. Danach folgte allerdings der Absturz, in den nächsten 14 Spielen konnte nur noch ein 3:1-Sieg gegen den FC Augsburg am 30. Spieltag eingefahren werden. „Mit der Rückrunde sind wir von den Ergebnissen her zwar nicht zufrieden, aber die Leistung hat oft gestimmt“, wollte Bobic in seiner Bewertung nicht zu streng sein. Dennoch stehe die Mannschaft jetzt zu Recht da, wo sie platziert sei. Immerhin „haben wir jetzt noch das große Highlight vor uns.“

Einen Glanzpunkt hat der 45 Jahre alte Ex-Profi am Montagabend selbst gesetzt. In die depressive Stimmung hinein, die bei vielen Anhängern nach der Niederlage gegen den 1. FSV Mainz 05 vorherrschte, unterschrieb mit Sébastien Haller der erste Neuzugang für die kommende Saison. „Damit habe ich in den letzten Wochen und Monaten genug zu tun gehabt“, sagte er lachend und fügte voller Stolz an: „Wir sind happy, dass wir ihn von uns überzeugen konnten.“ 

Haller: Eintracht statt Champions League

Der Kampf um den Angreifer war ein harter für Bobic, ein Deal der mit heißer Nadel im Hintergrund gestrickt wurde. Der Name Haller fiel in Verbindung mit Eintracht Frankfurt nicht einmal – umso überraschender kam die Nachricht. „Er hat ganz oft gesagt, dass er auf Champions-League-Level spielen will. Bereits in der vergangenen Saison war er der Most-Wanted-Spieler der Eredivisie“, erklärte Peter Kuyper, Sportjournalist beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk der Niederlande und Experte für Hallers künftigen Ex-Club FC Utrecht, dem „hr-sport“. Halb Europa habe ihn beobachtet, die Tribüne sei permanent voller Scouts gewesen. Die von der „L’Equipe“ genannte Summe von sechs Millionen Euro plus etwaige Bonuszahlungen sei deutlich realistischer als die zuvor kolportierten vier Millionen Euro.

Der Wechsel zur Eintracht sei eine große Überraschung in den Niederlanden gewesen, ein Transfer in Richtung Premier League schien deutlich realistischer. „Vor einem Jahr“, so Kuyper, „hätte er für 20 Millionen nach China gehen können.“ Die Frankfurter erhalten, so dessen Einschätzung, einen robusten Angreifer, der genau wisse, wo das Tor stehe. Schwächen sieht der Insider beim Kopfballspiel und der zu große Abhängigkeit von den Vorlagen der Mitspieler. Kuyper traut ihm dennoch den Sprung auf das nächste Level in der Bundesliga zu. Es scheint, als wäre Bobic ein großer Coup gelungen.

Bobic: Sein letzter Ausflug in die niederländische Liga lohnte sich…

Der letzte Ausflug des Sportvorstands in Richtung Niederlande lohnte sich ebenfalls. 2014 wechselte der Serbe Filip Kostic – freilich ein Flügelflitzer und kein Stürmer – für rund sechs Millionen Euro vom FC Groningen zum VfB Stuttgart. Nach Stotterstart war er vergangene Saison, trotz des Abstiegs der Schwaben, unumstrittener Leistungsträger und zog im Sommer für 14 Millionen Euro weiter zum Hamburger SV. Der Deal hatte sich für die Stuttgarter also rentiert. Geht Haller bei der Eintracht einen ähnlichen Weg?

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9 Kommentare

  1. Der Timo spielt bei Borussia Düsseldorf und nicht in Fulda…Das muß ich als alter „Tischtennis-Veteran“ einfach korrigieren 😉

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  2. Top Arbeit Fredi Bobic – Super Deal und das im Verborgenen im Überraschungseffekt – bitte weiter so !!
    Ich bin mir sicher das Haller bei der SGE einschlägt und zum Topspieler wird …..

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  3. “ Schwächen sieht der Insider beim Kopfballspiel…“
    kein Problem, unsere Außenverteidiger können sowieso nicht flanken 😀
    Da hätte man dann ggf. mit Meier und Haller zwei Hünen vorne drin und darf trotzdem nicht aufs Kopfballspiel bauen.

    @3 Den Topspieler wünscht sich glaube ich jeder hier. Dennoch sollten wir die Erwartungen trotz der hohen Ablösesumme etwas dämpfen und dem Jungen die Chance geben sich an die Bundesliga zu gewöhnen.

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  4. Denke auch, dass wir ihn nicht an der Ablösesumme messen dürfen. Er ist mit Sicherheit kein Lewandowski. Sicherlich liegen seine Stärken weniger im Dribbling und im Kombinationsspiel, sondern mehr im Stürmerspiel alte Schule nach dem Motto „Gib mich die Pille, ich mach se rein“! Und das muss für uns nicht schlecht sein.

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  5. @Grantler: Das denke ich mir auch. Ich hoffe, dass wir dann auch mit der entsprechenden Taktik spielen, denn einen ähnlichen Spieler mit den selben Vorschusslorbeeren hatten wir erst kürzlich verpflichtet -> Luc Castaignos. Hier gibt’s auch tolle youtube Videos und der weiß auch wo das Tor steht, nur fand er sich schnurstracks auf der Ersatzbank wieder, weil ihm (auch öffentlich von der sportlichen Leitung) stets vorgeworfen wurde, dass er nicht in unser taktisches Schema passte und sich nicht ins Kombinationsspiel eingebunden hat.
    Wenn wir einen solchen Spielertypen haben müssen wir ihn im 16er auch entsprechend anspielen -> siehe Modeste in Köln.

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  6. @SGESupportBayern

    Genau so ist es, da hast Du vollkommen Recht. Wer nicht flankt kann auch nicht auf Kopfballtore hoffen/setzen. Der Junge scheint Potential zu haben, hoffentlich schafft er unser dringend benötigter Goalgetter/Knipser zu werden.

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  7. Ich glaube ich weiß, wie wir den Haller-Transfer stämmen konnten.
    Der Vertrag von Veh läuft diese Saison aus. Weniger Altlasten. 😉
    Zudem die höheren Einnahmen durch TV Vermarktung.

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