Sportvorstand Fredi Bobic hält die Augen nicht nur nach Spielern, sondern auch nach einem passenden Investor offen.

Für Eintracht-Verhältnisse hat der Verein in diesem Sommer viel Geld in die Hand genommen. Mit Sébastien Haller und Jetro Willems wurden die zwei teuersten Transfers der Klubgeschichte verpflichtet. Gekostet haben sie dem Vernehmen nach zusammen rund zwölf Millionen Euro. Insgesamt haben die Frankfurter in diesem Sommer laut dem Portal „transfermarkt.de“ 15,5 Millionen Euro investiert, was ebenfalls ein Rekord bedeutet. Demgegenüber stehen Einnahmen von 4,5 Millionen Euro. In der Fußballlandschaft sind das, besonders mit dem Hintergrund der jüngsten Entwicklungen rund um den Neymar-Transfer, eher Peanuts. Um konkurrenzfähig zu bleiben, möchte der Verein in Zukunft natürlich mehr Geld generieren. Trotzdem ist Bobic überzeugt von der Kaderzusammenstellung und dessen erneutem Umbruch.

Den sieht der ehemalige Nationalspieler trotz der vielen Ab- und Neuzugänge als gar nicht so groß an, wie er teilweise in den Medien gemacht wird. Das war in seinen Augen letztes Jahr noch anders, wie er am Sonntag im „Sport1-Doppelpass“ verraten hat. Damals wurden nur 2,5 Millionen Euro ausgegeben, es wurden viele Leihen getätigt. Bobic blieb im vergangenen Sommer keine andere Alternative und erklärte am Fußballstammtisch: „Letztes Jahr hatten wir den Druck der Zeit und der Wirtschaftlichkeit.“ Dieses Jahr habe er jedoch nicht das Gefühl gehabt, von vorne anfangen zu müssen. Der Verein sei auf diese Situation vorbereitet gewesen und hat somit Weitsicht bewiesen: „Wir wussten, dass wir diese Spieler wieder verlieren werden und haben so gescoutet, dass wir die Spielertransfers früh fix machen konnten. Daher habe ich den Umbruch als gar nicht so problematisch empfunden.“

Neben den vielen ehemaligen Leihspielern, allen voran Innenverteidiger Jesús Vallejo und Flügelspieler Ante Rebic, hat mit Linksverteidiger Bastian Oczipka ein Stammspieler den Verein verlassen. Zudem ging Stürmer Haris Seferovic, der immer wieder eine Rolle in den Plänen von Trainer Niko Kovac spielte und letztes Jahr seine Einsatzzeiten hatte. Durch Willems und Haller sollen die zwei letztgenannten Spieler adäquat ersetzt werden. Dazu wurde Carlos Salcedo als Vallejo-Ersatz geholt. Jonathan de Guzmán soll die Mittelfeldzentrale verstärken. Mit Luka Jovic und Daichi Kamada wurde die Offensive sinnvoll ergänzt, was für Danny da Costa und Gelson Fernandes in der Defensive gilt. Was die Neuen zu leisten im Stande sind, muss sich freilich noch zeigen, von der Transferphilosophie ist Bobic aber überzeugt und sieht einen entscheidenden Unterschied zum vergangenen Jahr: „Wir haben jetzt wieder Substanz aufgebaut. Das bedeutet: Wir haben Spieler gekauft oder geliehen mit einer realistischen Kaufoption, damit wir im nächsten Jahr nicht mehr so viel Personal austauschen müssen.“

Eine Parallele zur letzten Transferperiode ist jedoch geblieben. Die Eintracht setzt wieder auf Internationalität. Für Spieler aus Deutschland fehlt ihr oftmals weiterhin das Geld, also finden Profis aus aller Herren Länder den Weg in den Stadtwald. Dass die Diskussionen um die Multikulti-Truppe auch im diesjährigen Sommerloch leicht aufflammte, ist eigentlich unverständlich, nachdem alle im Verein letzte Saison gezeigt haben, wie es funktioniert. Es gehe um jeden einzelnen Spieler, da sei es nicht so wichtig, wo dieser herkommt, weiß Bobic aus Erfahrung zu berichten und fügte an: „Wir schauen natürlich immer erst einmal auf dem deutschen Markt. Es ist aber schwierig, junge Burschen für die Eintracht zu gewinnen.“ So setzt die Eintracht auf den Riederwald und die eigene Jugend, wo diese Spieler selbst entwickelt werden sollen. Beispiel: Mittelfeld-Juwel Aymen Barkok.

Zwischen Tradition und Moderne

Der Gewinner der diesjährigen Fritz-Walter-Medaille in Silber ist ein Spieler, der vielleicht in naher Zukunft mal etwas Geld in die klammen Kassen der SGE spülen könnte. Arsenal London hat angeblich bereits seine Fühler nach dem 19-Jährigen ausgestreckt. Anders als durch gewinnbringende Spielerverkäufe werden die Hessen ihre finanzielle Situation vorerst wohl nicht verbessern können – es sei denn, die 50+1-Regel kippt irgendwann oder es wird ein Investor ins Boot geholt. Bei diesem Thema sitzt Bobic zwischen zwei Stühlen. Hier die Werte eines Traditionsvereins pflegen und da im harten Tagesgeschäft der Bundesliga hinterherkommen. Panik verspürt er dabei aber nicht: „Ich verstehe die Angst nicht. Wir wollen den Fußball präsentieren und unsere Tradition wahren.“ 

Zwar sagte Bobic: „Wir hatten ein ordentliches wirtschaftliches Jahr: Wir haben wenig investiert, gleichzeitig aber alle Premiumpartner zusammen und alle Dauerkarten verkauft – es läuft also richtig gut.“ Genug ist das dem Schwaben aber noch nicht: „Wir wollen weiterkommen, dafür brauchst du Kapital.“ Also verschließt sich Bobic auch nicht vor der Idee eines möglichen Investors und hält die Augen offen. So soll die Wahl, sollte es denn mal eine geben, nicht blind auf den „Erstbesten“ fallen, viel mehr müsse der Geldgeber zum Verein und zum Umfeld passen. Der Spagat zwischen Tradition und Moderne wird nicht einfach werden. Die 50+1-Regel ist in der Vereinssatzung festgeschrieben. Gegen diese möchte Bobic auch nicht wirklich vorgehen und hält sie prinzipiell für richtig. Doch in einem „kicker“-Interview ging er unlängst davon aus, dass die Regelung irgendwann aufgehoben werden wird.

Für den Fall will er vorbereitet sein, also hob er am Sonntag hervor: „Du musst dich als Traditionsverein auch mal umstrukturieren, weiterentwickeln und modernisieren. Das ist das, was wir in Frankfurt versuchen.“ Der Sportvorstand möchte dabei verantwortungsbewusst vorgehen, das fremde Kapital dürfe somit nicht nur in „Beine investiert werden.“ Auch die Jugend und die Infrastruktur soll etwas davon haben, denn: „Wir wollen das Fundament für die Zukunft des Vereins schaffen.“ Mit dem Status quo der Eintracht ist Bobic dennoch zufrieden und trotz der bescheidenen finanziellen Mittel lässt er sich seine Lust bei der Arbeit nicht nehmen: „Wir sind total happy mit dem Zuspruch, den wir von außen bekommen. Es bewegt sich etwas in Frankfurt. Das macht mir große Freude.“

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22 Kommentare

  1. @Kai:
    War es in dem Kommentar zum diesjährigen Gewinner der Fritz-Walter-Medaille in Silber nicht möglich, Aymen Barkok auch namentlich zu benennen?

    Siehe hier: Der Gewinner der diesjährigen Fritz-Walter-Medaille in Silber ist ein Spieler, der vielleicht in naher Zukunft mal etwas Geld in die klammen Kassen der SGE spülen könnte. Arsenal London hat angeblich bereits seine Fühler nach dem 19-Jährigen ausgestreckt.

    Ich finde die Nennung seines Namens, hat der Junge durchaus verdient.

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  2. Barkok ist doch im Satz vorher genannt worden. Und der nachfolgende Satz bezieht sich doch unmittelbar auf den voran gegangenen. Ich denke, wer sich nur ein bißchen mit der SGE befasst, weiß doch auch dann, um wen es sich handelt. Für mich ist ganz klar Barkok als Gewinner dieses Preises genannt worden.

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  3. @Strolch:
    Das kann man so sehen wie Du oder aber auch „das dickgeschriebene“: —Zwischen Tradition und Moderne—
    als neues Kapitel erachten, wie ich es lese und dann gab es zum Thema Preisverleihung eben keine differenzierte und explizite Namensnennung.

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  4. @3
    Sorry aber das sehr ich so wie @2
    Außerdem gab es davor schon einige Berichte über Barkok hier. Man muss auch nicht päpstlicher sein als der Papst.

    Ich denke, dass Bobic und Kovac was bewegen in dem Verein und auch alte Strukturen aufbrechen. Das sieht man auch an dem neuen Hauptsponsor. Ich finde es gut, dass die beiden Ideen haben. Ich teile zwar nicht alles von den beiden ( zB die unbedingte Internationalisierung des Vereins) aber die Hauptsache ist, dass man überhaupt Ideen und Visionen hat und den Verein voran bringen will und auch Mal ungewöhnliche Wege geht.

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  5. hessenschau.de:
    +++ Eintracht an Innenverteidiger dran +++

    Meine Meinung: Glaubt man den Medien, soll bald ein IV kommen und Ordonez verliehen werden. Im Ernst, was soll das bringen? Man sollte Ordonez als Backup im Kader behalten.

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  6. Wenn Ordonez wirklich verliehen werden soll, dann doch bitte an einen 2. Ligisten, alles andere macht doch keinen Sinn. In seine Heimat? Wo er her kam? Wie soll er dort besser werden als er ist?

    Ansonsten finde ich ist das schon ganz ordentliche Arbeit von Bobic. Was viele letztes Jahr so derbe bemängelt haben wurde abgeschafft, es gibt kaum Leihspieler, wir haben den einen oder anderen mit Potenzial eingekauft und können jetzt auf „Wertsteigerung“ hoffen.

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  7. Mit Abraham, Russ, Salcedo, Knothe haben schon vier IV. Wenn ein neuer kommt sind es fünf. Wenn Ordonez bleiben soll dann sechs! Im Ernst, was soll das bringen? NK und die sportliche Leitung wägen mit Sicherheit genau ab was zu tun ist. Generell finde ich aber, dass ein Spieler aus Übersee etwas mehr Zeit gegeben werden sollte, wie z.B. bei Fabian.

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  8. Man muss halt dann auch ehrlich zugeben, dass nicht alle Transfers gestochen haben , wie zB Ordonez.
    Ich fand Knothe in der Vorbereitung gar nicht so schlecht. Spielt gute Pässe von hinten heraus. Der eine Fehler gegen den FSV kann Mal passieren.

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  9. @4

    Ich glaube schon, dass die Internationalisierung von Nöten ist, um unseren Verein mittel- und langfristig voran zu bringen. Gerade in deinem „Namen“ klingt doch auch ein wenig Hoffnung auf Europa mit, wie natürlich bei vielen anderen auch. So viel Tradition wie möglich zu „retten“ ist dieser schwierige Spagat, aber das kann man ja an FB`s Aussagen klar verstehen. Ein gutes Management und entsprechende Gelder, auch von internationalen Geldgebern, kann es möglich machen, dass wir uns wieder öfter im ersten Drittel der Tabelle wiedersehen. Natürlich ist es keine Garantie, aber diese Kombi erhöht doch sehr die Wahrscheinlichkeit.

    Bei Ordonez sehe ich es genauso wie Aquila. 2. Liga macht da mehr Sinn. Ansonsten tolle Arbeit von FB, NK, dem Team und dem Team hinter dem Team.

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  10. @6 & @9 Wenn Ordonez mit dem europäischen Fussball nicht klarkommt, macht es eben keinen Sinn, ihn in die 2. Liga zu verleihen. Ich glaube nicht, dass es bei dem Leihgeschäft alleine um Spielpraxis geht. Ich glaube es geht darum ihn an einen Verein zu verleihen, zu dem er schliesslich auch wechseln könnte. Dass in Südamerika geschaut wird, sagt aus, dass man diesen Spieler wohl abgeschrieben hat…

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  11. Ordonez ist momentan nicht BL tauglich zu dem ständig verletzt.Weg mit dem ,richtig so.

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  12. Ich fänds richtig, wenn Bernemer weg wär. Der ist momentan nicht forentauglich.

    Ich hoffe es wird eine gemeinsame Lösung für Ordonez gefunden, falls an der geplanten Verleihe was dransein soll.

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  13. @12
    Sehe ich ähnlich. ‚Weg mit dem‘ benutze ich, wenn ich über einen alten Kühlschrank oder ein altes Auto rede, aber nicht, wenn es um einen Menschen geht. Erinnert mich zu sehr an Zeiten, wo Parolen wie ‚lebensunwertes Leben‘ in aller Munde waren….

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  14. @9
    Darüber kann man natürlich verschiedener Meinung sein. Wirtschaftlich macht es schon Sinn den Verein auch internationaler auszurichten.
    Auf der anderen Seite sehe ich aber, dass Frankfurt ein riesiges Einzugspotential in Hessen und auch in den angrenzenden Bundesländern hat. Wenn man sieht woher die Fanclubs und Zuschauer kommen, dass muss man klar sagen, die Eintracht ist in Hessen die unumstrittene Nummer 1.
    Aber der- wie ich finde – sehr große Bezug zu der Stadt Frankfurt, der Main/Rhein-Region und Hessen droht evtl. etwas zu verwässern (meiner Meinung nach). Meiner Meinung nach sind die wirtschaftlichen Möglichkeiten mit der großen Wirtschaftsmetropolregion im Rücken lange nicht ausgereizt. Und ob man um jeden Preis möglichst viele unterschiedliche Nationalitäten haben muss um „international“ zu sein, stelle ich mal etwas in Frage.
    Es waren meiner Meinung nach eher die „europäischen“ Transfers die erfolgreich waren. Spieler wie aktuell Ordonez oder früher Caio , Hector, Inui oder auch Fabian das erste Jahr benötigen teilweise doch eine lange Eingewöhnungszeit. Man sucht immer das Supertalent, was keiner kennt-aber um so weiter weg die Liga ist, um so größer sind auch die Unterscheide-fussballerisch und auch kulturell… Für mich ist jeder Spieler aus einer anderen Kultur eine Bereicherung, aber manchmal geht man da unnötig ,wie ich finde ein zu großes Risiko mit unseren knappen Finanzmitteln ein. Ich persönlich denke, man sollte wissen wo man her kommt, und auch Talente aus der Region fördern (was wir ja auch teilweise machen) und eine gesunde Mischung in der Mannschaft haben.
    Ich sehe die Gefahr durch die steigende Kommerzialisierung und Internationalisierung, dass der Fussball immer schnelllebiger wird. Spieler die mehr als 2 Jahre bei einem Verein sind, sind ja bald die Ausnahme. Ein Meier oder Nikolov gibt’s bald nicht mehr. Und für mich gehört bei Spielern aber auch die Identifikation mit dem Verein und den Fans dazu. Eintracht Frankfurt ist für mich neben Fussball auch Äppelwoi, Frau Rauscher, Handkäs und der Römer beispielsweise. Bayern München beispielweise hatte noch in den letzten Jahren einigermaßen den Spagat geschafft zwischen Moderne und Tradition, durch Chinareisen um jeden Preis, dem Verkauf von Idolen wie Badstuber, Schweinsteiger und Kroos laufen Sie aber bauch bald in Gefahr , dass viele bayrische Fans auch immer heftiger rebellieren. Genauso wie viele die Kommerzialisierung des Fussballs im Pokalfinale abgelehnt haben, sehe ich die Internationalisierung der Eintracht um jeden Preis auch etwas skeptisch.

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  15. @10

    Wenn man ihn los werden möchte ist klar Südamerika die beste Lösung für ihn (vermutlich, wenn er wieder nach Hause möchte)

    Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass man ihm ein halbes Jahr Eingewöhnung zugesteht und ihn dann „fallen lässt“ und behauptet europäischer Fussball ist nichts für ihn. Dafür hatte er noch nicht genügend Möglichkeiten zu beweisen.

    Aber auch hier denke ich, dass die sportliche Leitung, mit dem Spieler gemeinsam eine gute Lösung findet.

    Und eine Leihe in Liga 2 um Spielpraxis, die ihm ja definitiv fehlt, zu sammeln ist ja ein Versuch ohne Risiko für uns. Klar muss auch Bedarf in Liga 2 bestehen 🙂 aber falls es die Möglichkeit gibt, würde ich persönlich dies vor allen anderen Optionen begrüßen.

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  16. Würde der FSV noch in Liga II spielen, hätte ich gesagt: “ Ordonez, ab nach Bernem! „

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