Fredi Bobic ist mit der Kaderzusammenstellung zufrieden.

48 Transferbewegungen in drei Perioden, obwohl im Sommer noch Ein- und Verkäufe getätigt werden können. Sportvorstand Fredi Bobic hat der Frankfurter Eintracht innerhalb kürzester ein völlig neues Gesicht verpasst. Es waren keine leeren Versprechungen, als der ehemalige Profi im Juni 2016 ankündigte, jeden Stein im Verein umdrehen zu wollen.

Ein Blick auf die Mitarbeiteranzahl im Lizenzspielerbereich zeigt: Auf 31 wurde hier aufgestockt. Ob Scoutingabteilung, medizinischer Bereich, Videoanalysten oder der Betreuerstab, beispielsweise Dolmetscher Stephane Gödde oder Ernährungsberaterin Annemarie Stein – auf allen Ebenen herrscht viel Bewegung bei der Eintracht.

Verletzungspech bleibt der Eintracht treu

Den Verantwortlichen freilich wissen, was bei Misserfolg passiert: Alles das, was zuvor hochgepriesen wurde, wird kritisiert und auseinandergenommen. Eine unangenehme Fragen muss jetzt schon gestellt werden: Warum, obwohl vor allem in Gais unter „Top-Bedingungen“ trainiert wird, gibt es bereits erste Verletzungen? Andersson Ordonez setzte in den vergangenen Tagen aus, auch Neuzugang Jetro Willems zwickte bereits das Knie, beim Training am Donnerstagvormittag fehlten der an den Adduktoren verletzte Jonathan de Guzman, Marco Fabian (Knie-Probleme) und Daichi Kamada (Pferdekuss).

Bereits in der vergangenen Saison musste Kovac mit Abstand am längsten auf Spieler verzichten. Besonders heftig ist die Zahl der Langzeitverletzten auch vor Beginn der neuen Spielzeit: Leon Bätge, Omar Mascarell, Alex Meier, Carlos Salcedo, Marius Wolf und möglicherweise erneut Marc Stendera. Das Lazarett ist bestens gefüllt, die so häufig beschworene „individuelle Trainingssteuerung“ konnte hier bislang keine spürbaren Erfolge aufweisen – so zumindest der Eindruck aus der Ferne. Ob es sonst noch schlimmer aussehen würde? Spekulationen helfen hier nicht weiter.

Bobic mit Kaderzusammenstellung zufrieden

Kommen wir daher zum konkreten: Neun externe Neuzugänge kamen, zehn Spieler verließen den Klub. Wurden mit den neuen Akteuren bislang wirklich alle Lücken geschlossen? Bobic zeigt sich im „kicker“ zufrieden mit der Kaderzusammenstellung: „Wir haben die Spieler bekommen, die wir wollten. Es war klar, dass sehr viel passiert. Aber wir waren viel besser vorbereitet als vor einem Jahr.“ Absolut positiv zu erwähnen ist: Vom Konzept der Leihspieler hat sich die Eintracht weitestgehend verabschiedet. Bei Salcedo gibt es eine Kaufoption, ob Wolf eine besitzt ist nicht sicher.

Einen Massenexodus wie vor drei Monaten, als mit Michael Hector, Heinz Lindner Ante Rebic, Haris Seferovic, Shani Tarashaj, Jesus Vallejo und Guillermo Varela innerhalb kürzester Zeit sieben Spieler verabschiedet wurden, soll es in Zukunft nicht mehr geben. Nachhaltigkeit und Risikominimierung sind dabei die Stichwörter. Das Paradoxe: Um diesen Zustand in Zukunft zu erreichen, gehen die Verantwortlichen in der Gegenwart ins Risiko – 16 Millionen Euro für Neuzugänge stellt die höchste Summe der Vereinsgeschichte dar. Dennoch sind die Baustellen nicht geschlossen: Ein weiterer Innenverteidiger würde dem Kader gut zu Gesicht stehen, zudem wirken die offensiven Flügel nach dem Abgang von Rebic noch nicht ganz optimal besetzt. Und sollte Slobodan Medojevic, der am Donnerstag das Training abbrechen und den Platz mit einem Verband um das rechte Knie verlassen musste, weiterhin so verletzungsanfällig bleiben, könnte es auch im defensiven Mittelfeld Probleme geben. Ein Ende ist wohl noch nicht in Sicht.

Kovac ist mal wieder auf allen Ebenen gefordert.

Kovac von Stärke der Neuzugänge überzeugt

Sofern überhaupt bewertbar: Wie stabil ist das neue Gebilde der Eintracht zum jetzigen Zeitpunkt? Die „Wundertüte“, wie sie im Umfeld bezeichnet wird, bleibt ein spannendes Projekt. Die Mischung aus jungen und entwicklungsfähigen Neuzugängen gepaart mit dem Einkauf der geballten Erfahrung von Gelson Fernandes und de Guzman weckt im Umfeld peu à peu die Lust auf mehr, zudem ist Führungsfigur Makoto Hasebe wieder fit. Der erste Kater nach der Verabschiedung von Rebic und Vallejo und dem 4,5-Millionen-Verkauf von Bastian Oczipka zum FC Schalke 04 ist verflogen. Kovac strahlt Optimismus aus: „Ich bin sicher, dass uns die Neuzugänge weiterhelfen werden. Wenn alle Spieler ihre Qualität abrufen können, bin ich überzeugt, dass wir genauso gut, schön und erfolgreich spielen können wie im letzten Jahr.“

Die Sorgen lassen sich dennoch nicht komplett wegwischen. Schlagen Haller und Willems wie erhofft ein? Kann Kovac in der Defensive wieder die Kompaktheit der vergangenen Hinserie herstellen? Findet Fabian zur alten Stärke zurück? Und – kann der Kader nur durch Abgabe von Ergänzungsspielern verschlankt werden? Ohne Jugendspieler oder Neu-Profis – Renat Dadashov, Noel Knothe und Nelson Mandela Mbouhom können noch bei der U19 mitwirken – beträgt die Anzahl stattlich 29 Akteure. Sollten die Verletzungssorgen tatsächlich zurückgehen und bis zum Herbst, mit Ausnahme von Mascarell, alle Spieler fit sein, würde es eng auf dem Trainingsplatz zugehen. Neben Yanni Regäsel gibt es kaum klassische Verkaufskandidaten, auch Max Besuschkow hat sich deutlich gesteigert und verbessert gezeigt. Gibt es somit doch noch den Verkauf eines oder zweier Stars? Fabian hat durchaus seinen Marktwert, Aymen Barkok wurde zuletzt mit Arsenal in Verbindung gebracht. Die Gerüchte halten sich hartnäckig im Raum.

Wird Fabian womöglich noch zum Thema, wenn es um mögliche Verkäufe geht?

Gibt es noch Abgänge?

Unter Bobic ist klar geworden: Kein Spieler trägt mir das Schild „unverkäuflich“ auf der Brust – zumindest dann, wenn der Preis stimmt oder der Vertrag ein Jahr später ausläuft. Ausnahmen, wie Makoto Hasebe oder David Abraham, die die Eintracht womöglich als ihren letzten Schritt im Profifußball definiert haben, gibt es auch beim Sportvorstand. Bei Fabian und Barkok könnte es hingegen durchaus zu Gesprächen kommen, wenn die sogenannte „Schmerzgrenze“ übertreten wurde. Für Kovac wäre dieser Umstand bitter, ist doch vor allem der Mexikaner Fabian ein absoluter Fixpunkt. Ob 4-2-3-1, 3-4-2-1, 3-3-2-2 oder 3-3-3-1: Der 28-Jährige ist in jedem System ein ganz wichtiger Faktor.

Ob mit oder ohne Fabian – auf den Kroaten wartet die nächste Herkulesaufgabe. Im Stil von „Bob der Baumeister“, der Hauptfigur in einer Kinderserie, ist Kovac in vielerlei Hinsicht gefordert: Kommunikation, Konflikte lösen, soziale Komponente hervorheben, dazu noch den sportlichen Bereich abdecken und das gesamte Umfeld mit ins Boot holen. Das Gebilde Eintracht Frankfurt präsentiert sich wie gewohnt komplex und hochexplosiv, zudem kann sich bis Transferschluss am 31. August noch einiges verändern. Ein guter Start in die neue Saison würde bei dem Prozess, das Gesicht in voller Schönheit erstrahlen zu lassen, natürlich enorm weiterhelfen.

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12 Kommentare

  1. Bitte nochmal durchzählen – die Kadergröße stimmt so nicht. Beyreuther und Cetin wurden wahrscheinlich nicht mit abgezogen.

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  2. @taugewas: Es ist tatsächlich schön, wenn man bei mehrmaligem Zählen durcheinander kommt ;-). Ist aber inzwischen auch eine verwirrende Kadergröße geworden – danke für den Hinweis. Wobei die Zahl von 29 in Summe auch noch viel zu groß erscheint – Verletzungssorgen hin oder her.

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  3. Also für Fabian sehe ich aktuell keinen Grund in zu verkaufen.
    Sein Vertrag geht bis 30.06.2019 und man hat gesehen, dass ohne Fabian nichts im Sturm gelaufen ist.

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  4. Schöner zusammenfassender Bericht über die aktuelle Lage/Sorgen unserer Eintracht.

    In meinen Augen muss das Thema Fabian-Verkauf nicht immer wieder hochgekocht werden. Er hat noch Vertrag bis 30.06.2019 und ist für unser Offensivspiel elementar wichtig. Was hilft mir ein 7 Mio.-Mann wie Haller, wenn er dahinter keine Qualität hat die ihn füttert. Also ich denke die Verantwortlichen sehen das für diese Transferperiode auch so und werden versuchen zu vermeiden, dass noch mehr Umwälzungen und Ungewissheiten im Kader sind. Immerhin müsste ein möglicher Ersatz ja auch erstmal zeigen, dass er die Qualität von Fabian hätte. Noch dazu ist De Guzman erstmal auf Eis… Also in meinen Augen Haken dran!!!

    Bei Barkok muss man abwarten ob das eine Ente war oder tatsächlich Interesse in der genannten Größenordnung besteht. Das wäre dann sicher sinnvoll, da bei Talenten die mal gut spielen die Nachhaltigkeit der Leistungen auch nicht erwiesen ist…. Aber halte die kolportierten 9 Mio. von Arsenal für nicht realistisch.

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  5. Vor kurzem hieß es noch man ist sehr weit mit einer weiteren 4.Und jetzt? Hat Salcedo eine Wunderheilung genommen? Abraham mit Russ oder Ordonez = SOS !!! Weiterhin fehlt der Rebic Ersatz.

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  6. Fabián habe ich schon in meine Stammelf aufgenommen und ist einer mit dem ich mich identifizieren kann. Der spielt Fussball mit Leib und Seele und manchmal sich auch um Kopf und Kragen. Halt eben ein toller Fussballer. Wäre echt schade, wenn wir den verkaufen. Zusammen mit Kamada und Haller sehe ich da ein Offensiv-Dreieck, dass (eingespielt) für einige Tore gut sein kann. Fabián und Kamada als Vorbereiter und Haller als Vollstrecker.

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  7. Bernemer
    ich denke nicht, dass noch ein Rebic Ersatz kommt, in der offensive haben wir eigentlich genug Masse und auch Klasse, Kovac wird wohl auch nicht mit einem klassischen Rechts Außen Spielen (dann lieber noch einen klassischen Stürmer der Tore kann). Was wir aber brauchen, ist ein Innenverteidiger alles andere wäre sowas von Fahrlässig ! Ordonez ist ja wohl verletzt und was machen wir wenn Abraham gesperrt oder verletzt ist, wird dann unser Charly reaktiviert ? Oder stellt sich Kovac in die IV ? 🙂

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  8. Es wurde schon vorsichtig gesagt das einer kommt. Ich denke das dauert nicht mehr lange. Müssen wir uns gedulden.
    Und was Fabian angeht bin ich mir total sicher das er bleibt, weil er ja schon bewiesen hat das er Bundesliga kann. Und jemand muss voran gehen, also bleibt nur er. Das hat man auch bei confederation cup gesehen letztes Spiel wo er Traumtor geschossen hat. Er kann das Spiel beleben. Ich glaube nicht das bobic und Kovac so blöd wären. Es sei denn natürlich man gibt viel Geld für ihm und die haben einen guten Ersatz.
    Aber das glaube ich nicht.

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  9. @6SGECharly
    Ich sehe das auch so. Fabian, ein so feiner Fussballer mit hervorragenden, vielseitigen Qualitäten, kann Denker, Lenker der neuen Eintracht werden, seine Torgefährlichkeit kommt noch dazu. Zudem ist er eine absolute Identifikationsfigur und wird seinen Marktwert noch sehr steigern. Ein Verkauf würde dem Team sehr schaden und auch unter dem materiellen Aspekt wäre es der falsche Zeitpunkt. Fabian muss bleiben!

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  10. Der Kader an sich ist wenn alle gesund sind schon recht groß. Aber da sind viele junge Spieler die sich erst noch beweisen müssen und ja auch sollen. Wenn man einen gestandenen Spieler wie Fabian verkauft, dann geht man ein unkalkulierbares Risiko ein. Auch wenn wir mehrere Spieler haben die diese Position spielen können, aber das eben noch nicht bewiesen haben, auch die Neuen nicht. Ich stimme dir zu henry1899. Noch einen Aussenstürmer verpflichten halte ich auch nicht für erforderlich Adlerherb. Das ist letztendlich auch eine Frage der Taktik, wir haben mit Willems und Chandler zwei offensive Verteidiger die in Verbindung mit den offensiven Mittelfeldspieler genug Druck ausüben können. Meiner Meinung nach sollte Kovacs zusehen, dass die jungen Spieler immer wieder Einsatzzeiten bekommen, dann kann man auch den Einen oder Anderen mit Gewinn verkaufen. Es müssen auch nicht immer die zweistelligen Ablöse Summen sein…

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  11. Guter Artikel. Sehe es bzgl Fabián ähnlich wie die Vorredner. Würd noch hinzufügen, dass er wichtig für die Stimmung ist. Und ich schätze auch wichtig für Ordonez.
    Zudem: dann bleiben wirklich kaum noch Gesichter.
    Monaco sagt selbst bei 180 Mio für Mbappé Non, merci. Im Gegenteil wollen sie verlängern.
    Und bei uns sollte das auch bei manchen Spielern so sein.
    FB sagt zwar, dass jeder Spieler ersetzbar ist .. aber ich halte das für den falschen Weg.
    Ich stimme zu, dass wir neue Gesichter brauchen, die die Mannschaft prägen und wenn einer weg will soll er weg.
    Aber einen Spieler, der sich mit dem Verein identifiziert (lebenslange Mitgliedschaft) und in der letzten Saison unser bester Scorer war, stellt man nicht ins Schaufenster.
    Im Gegenteil sollte es heißen: Solange Fabián nicht auf uns zu kommt und weg will, bleibt er! Y basta!

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