Boateng macht einen revolutionären Vorschlag zum Thema Videobeweis.

Rassismus im Fußball ist kein vereinzeltes Problem und zieht sich durch die jüngere Sporthistorie wie ein roter Faden – mal mehr und mal weniger. Zuletzt sorgte bei deutscher Beteilung vor allem das Länderspiel zwischen Tschechien und Deutschland für Schlagzeilen. Es fing bereits mit der Schweigeminute für zwei tschechische Funktionäre an, die maßgeblich aus dem deutschen Fanlager-Block gestört wurde und zog sich anschließend durch die komplette Partie – sexistische und rassistische Beschimpfungen und nationalsozialistische „Fangesänge“ bestimmten die Außendarstellung. Nicht von einzelnen Personen, sondern von größeren Gruppen.

„Wir werden niemals faschistische, rassistische, beleidigende oder homophobe Schlachtrufe dulden“, erklärte DFB-Präsident Reinhard Grindel im Anschluss des Skandals. Unmissverständlich reagiert hat der Deutsche Fußball Bund im Anschluss im Ligabetrieb der Bundesliga noch nicht. Antonio Rüdiger, deutscher Nationalspieler geboren in Berlin und der Sohn einer Mutter aus Sierra Leone, spricht sich bereits seit Monaten dafür aus, dass härter gegen fremdenfeindliche Beleidigungen vorgegangen wird. „Wir sind im Jahr 2017, da sollte und dürfte es so etwas nicht geben. Ich wurde in mehreren Spielen mit dem Uh, uh, uh ausgebuht – und es ist nichts passiert. Dagegen muss gehandelt werden“, so der 20-malige Nationalspieler im Sommer.

Frankfurts Spieler Kevin-Prince Boateng, der in seiner fußballerischen Vergangenheit selbst bereits Opfer rassistischer und homophober Beleidigungen geworden ist, sprach in einem Interview mit „Focus“ nun über die Probleme in den Stadien und wünscht sich eine technische Neuerung auch in solchen Fällen einsetzen zu können: „Wir haben die Torlinien-Technik und den Videobeweis, dass Boateng im Abseits stand und der Elfer nicht gegeben wurde. Aber warum setzen wir nicht die Technik ein, dass jeder rassistische Schreier identifiziert, rausgeschmissen wird und nie wieder zurück ins Stadion darf?“ So sollen Kamerabilder dafür sorgen, rassistische Situationen im Stadion zu identifizieren und diese im Anschluss auch zu klären. „Solche Maßnahmen helfen nicht nur dem Sport, sondern der Menschheit. In jeder neuen Saison gibt es Vorfälle. Das darf einfach nicht mehr passieren“, bedauerte Boateng.

Der Deutsch-Ghanaer engagiert sich bereits seit mehreren Jahren gegen Rassismus und nahm 2013 nach einer Einladung des Menschenrechtsrats der Vereinten Nationen in Genf an einer Veranstaltung zum Thema Rassismus und Sport teil.

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2 Kommentare

  1. Ich denke (hoffe) doch, dass die Polizei und Strafverfolgungsbehörden und nicht nur der DFB freien Zugang zu TV- und Videoaufnahmen hat, wenn es zu Straftaten und widerwärtigen Rassismus-Vorfällen kommt.
    Das dürfte eigentlich heute kein Problem sein, die wirklichen Verursacher bzw Straftäter dann auch zu ermitteln und persönlich für ihre Handlungen zur Rechenschaft zu ziehen.

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  2. Ich sehs komplett anders als Boateng und auch Kovac (der dieser Idee auf der PK zustimmte)
    Wenn es solch einen Videobeweis geben würde, dann wäre es erst der Anfang. Danach werden die Schmähsänger, Leute die Transparente hochhalten oder böswillig unrhythmisch klatschen, etc auch rausgeworfen.
    Ich halte mich lieber an ‚Verbiete niemand den Mund, wenn du deinen Mund nicht verboten bekommen willst‘ .. man kann ja antworten bspw wie es Boateng in Italien tat.
    Sicherlich ein interessantes Thema mit vielen unterschiedlichen Meinungen..

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