Das Juwel vom Riederwald: Mittelfeldspieler Aymen Barkok
Das Juwel vom Riederwald: Mittelfeldspieler Aymen Barkok

Im Oktober des vergangenen Jahres durfte Aymen Barkok zum ersten Mal bei den Profis von Eintracht Frankfurt gegen den Ball treten – und das ohne vorher auch nur eine Trainingseinheit unter Coach Niko Kovac zu absolvieren. Eingeplant war er als Lückenfüller für die fehlenden Spieler, die in der Länderspielpause für ihre Nationalmannschaften im Einsatz waren. Also durfte er im Testspiel gegen den KSV Klein-Karben die letzten 20 Minuten mittun, in denen ihm drei Treffer gelangen. Am nächsten Tag sollte Barkok dann zum ersten Mal im Schatten des Waldstadions bei den Profis trainieren. Ein paar Tage später stand er im Freundschaftsspiel beim SV Sandhausen erneut auf dem Platz und wusste in einer schwachen Eintracht-Mannschaft als einziger Akteur positiv aufzufallen. Nur gute zwei Wochen danach hatte der 18-Jährige dann die Wahl: Maschinenbau studieren oder versuchen, sich im Profi-Fußball durchzusetzen, denn wenige Tage vor Beginn seines geplanten Studiums legten ihm die Eintracht-Verantwortlichen einen unterschriftsreifen Lizenzspielervertrag vor.

Was danach geschah, sollte den Eintracht-Fans bekannt sein. In einer Hochschule wurde Barkok jedenfalls nicht gesichtet. Dafür kam er einen Monat nach seiner Unterschrift zu seinem ersten Bundesliga-Einsatz im Auswärtsspiel beim SV Werder Bremen, in dem ihm mit dem ersten Torschuss seiner Karriere prompt sein erstes Tor gelang. Es war kein ganz unwichtiges, denn immerhin war es der 2:1-Siegtreffer in der 89. Spielminute. Am 16. Spieltag legte der Mittelfeldspieler nach, beim 3:0-Sieg gegen den FSV Mainz 05 netzte er erneut ein, darüber hinaus bereitete er in dieser Partie einen weiteren Treffer vor. Mittlerweile kommt Barkok auf insgesamt zehn Bundesliga-Einsätze und ein Pokalspiel für die Eintracht.

In der „Frankfurter Rundschau“ sprach der Deutsch-Marokkaner nun über seinen bisherigen Werdegang und sagt dazu: „Es ist immer noch wie im Traum. Vor einem halben Jahr hätte ich damit niemals gerechnet.“ Als vollwertigen Bundesliga-Spieler sieht er sich trotz seines kometenhaften Aufstiegs aber noch lange nicht: „Ich schnuppere immer noch rein und bin dankbar für jede Spielminute.“ Es sei immer noch „gewöhnungsbedürftig“, gleichzeitig aber auch „unglaublich“ mit Spielern wie Alexander Meier, Marco Russ oder Bastian Oczipka zusammenzuspielen. „Ich kannte die Jungs ja nur aus dem Fernsehen. Und in der B-Jugend war ich ja noch Balljunge bei uns im Stadion.“

Aufgewachsen ist Barkok in der Frankfurter Nordweststadt, oft war er dabei auf dem Gummiplatz der Ernst-Reuter-Schule zu finden: „Ich war immer dort, nach der Schule, samstags, sonntags, vor dem Spiel manchmal sogar noch. Da waren meistens viele Ältere dabei, manche waren bis zu fünf Jahre älter.“ Trotzdem habe er sich zu „behaupten gewusst“, schildert der Rechtsfuß seine damaligen Eindrücke. Geholfen hat ihm dabei vielleicht auch die Inspiration eines Weltfußballers, den Barkok sein Vorbild nennt: Zinedine Zidane. „Die Technik, die Ballkontrolle, die Ballmitnahme, seine Torgefährlichkeit. Ein kompletter Spieler, Wahnsinn.“ Als der heutige Trainer von Real Madrid seine Karriere als Spieler beendete, nach dem Finale der WM 2006, war Barkok gerade einmal acht Jahre alt, doch er betont: „Aber da habe ich ihn schon gefeiert. Ich schaue mir zu Hause immer noch oft seine Videos an.“

Barkok hat freilich noch einen langen Weg vor sich, um auch nur annähernd so viel Bedeutung zu erlangen, wie es Zidane geschafft hat. Er besitzt jedoch zweifelsohne die Anlagen, um irgendwann ein guter bis überdurchschnittlicher Profispieler zu werden. In seinen letzten Einsätzen ist das Talent jedoch ein bisschen abgetaucht, leistete sich den einen oder anderen Fehlpass und unnötigen Ballverlust. Es scheint, als habe er ein wenig seine Unbekümmertheit aus den ersten Spielen verloren. Das hat Barkok auch selbst erkannt. „Ich versuche, zielgerichtet zum Tor zu sein. Das hat in den letzten Spielen nicht mehr so geklappt. Aber ich lasse mich nicht entmutigen“, gibt sich der Mittelfeldspieler kämpferisch. In seinem Alter kann man ihm natürlich nicht wirklich etwas vorwerfen. Das weiß auch Kovac, der nach dem Spiel gegen Leverkusen, in dem Barkok beim Gegentreffer zum 0:2 beteiligt war, sagte: „Er ist 18 Jahre alt! Wenn einer Fehler machen darf, dann ist das ja wohl ein 18-Jähriger.“  

„Das alles ist schon ein großer Unterschied“, beschreibt Barkok den Sprung von der Jugend in den Profibereich und führt weiter aus: „Das hier ist Männerfußball.“ Sein Spiel hat er mittlerweile ein wenig umgestellt. In seinen ersten Einsätzen streute er noch das eine oder andere Kabinettstückchen für die Galerie ein, mittlerweile versuche er, „einfacher zu Spielen.“ Zu seinen Ungunsten schaltet sich zudem sein Kopf häufiger ein: „Am Anfang habe ich nicht so viel nachgedacht, jetzt muss ich halt mehr Verantwortung übernehmen.“ Dennoch habe er sich vorgenommen, seine „Unbekümmertheit nicht zu verlieren und weiter ins Vorwärtsdribbling zu gehen.“ Schließlich sei das seine Stärke: „Das hat mir, glaube ich, etwas gefehlt in den letzten Spielen.“ Aber Barkok weiß auch, dass es in erster Linie darum gehe, „meine Aufgaben auf dem Platz zu erfüllen, um mit der Mannschaft möglichst erfolgreich zu sein.“

„Schnelligkeit, Durchsetzungsvermögen, und man muss den Mut haben, etwas zu probieren, auch wenn es vielleicht nicht immer klappt“ – das ist das, was es brauche, um sich durchzusetzen, sagt Barkok. Ganz so weit ist er noch nicht, auch wenn seine ersten Schritte erfolgreich waren. Den Rummel um seine Person und die Lobeshymnen versuche er auszublenden, denn Barkok ist sich im Klaren darüber, wie schnell es gehen kann: „Fußball ist ein Tagesgeschäft. Wenn es läuft, wirst du gefeiert. Wenn es nicht läuft, kriegst du auf den Deckel.“ 30, 40 Spiele müsse ein Spieler in seiner Vita stehen haben, um ein richtiger Bundesliga-Profi zu sein, behauptet er. Davon ist der hochveranlagte Mittelfeldspieler noch ein Stück weit entfernt, was ihn aber nicht davon abhalte, jede Minute Spielzeit zu genießen. Gleichzeitig verspricht er: „Ich versuche, mein Bestes zu geben.“

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4 Kommentare

  1. Der Junge gefällt mir außerordentlich gut und BH hat ja absolut Recht, er ist erst 18 Jahre, Wunderdinge darf man da nicht erwarten. Es hat sich auch gegen Bielefeld gezeigt , dass er noch Schwierigkeiten hat , wenn er von Anfang an spielt und das sieht er doch auch so. trotzdem ein riesen Talent , jetzt auch langfristig gebunden. Möglicherweise wird er mal einer aus unserem neuen Ausbildungsverein.
    Morgen mal sehen, ich glaube NK wird erst mal defensiv sicher stehen wollen, finde ich richtig. Bedeutet aber Startaufstellung ohne AB.
    Wie auch immer, morgen die Punkte im Waldstadion lassen.
    Forza SGE !

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  2. Glaube das ist bei jedem Spieler in so jungen Jahren unterschiedlich. Bei anderen Spielern in seinem Alter kann man schon eine hohe Reife und Abgeklärtheit erkennen. Aber eins eint sie alle und das sind die Leistungslöcher, die völlig normal sind. Aymen braucht nun mal noch Zeit sowie andere auch. Glaube aber bei Aymen ist das Problem das er nicht mehr diese Unbekümmertheit hat und zuviel nachdenkt, behaupte das in seinen Aktionen zu erkennen. Zudem wirkt er teilweise auch sehr hektisch, was einfach daran liegen kann, das er plötzlich von Anfang an spielt und mehr Verantwortung übernehmen muss. Fakt ist: Das Potenzial hat der Junge aber er braucht Zeit und kann uns noch viel Freude in Zukunft bereiten. Muss logischerweise auch erstmal da reinwachsen.

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  3. GrabbiGrabbi
    Das was er kann, darf er nicht zeigen im Moment. Aus Mangel an Mittelfeldspieler, soll er schon das Spiel der Offensive lenken. Soweit ist er noch nicht. Das muss er jetzt lernen und in diese Rolle muss er rein wachsen. Wenn Fabian wieder spielt, sollte auch seine Spontanität wieder zur Geltung kommen dürfen. Wir brauchen dringend Tore.

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  4. Barkok ist stark, wenn er im Angriff einigermaßen frei von taktischen
    Zwängen kombinieren und Dribbeln kann.
    Jetzt soll er im Mittelfeld Räume schließen, Gegner abschirmen und
    eigene Konter aufbauen.
    Man sieht deutlich, dass er nur am Denken ist, was er jetzt machen
    soll. Dazu hat ihm Kovac offensichtlich Dibblings verboten, weil das
    im Mittelfeld gefährlich ist.
    Für diese Rolle ist er verschenkt – das kann der gelernte Besuschkow
    trotz aller Schwächen besser.
    Aber keine Angst, wenn wir nächstes Jahr einen richtigen Angriff haben,
    ist Barkok ganz nahe dran.

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