Axel Hellmann, Vorstand der Eintracht Frankfurt Fußball AG
Axel Hellmann, Vorstand der Eintracht Frankfurt Fußball AG

In einem Interview mit der österreichischen Zeitschrift „Ballesterer“, einem – so die Selbsteinschätzung – „Magazin zur offensiven Erweiterung des Fußballhorizonts“ hat sich der bisherige Finanzvorstand und künftige Vorstand für Marketing und Kommunikation, Axel Hellmann, kritisch zur Einflussnahme von externen Kapitalgebern, zum Wettbewerb in der Bundesliga und zur Finanzpolitik von Eintracht Frankfurt geäußert. Hintergrund für das Interview ist das Schwerpunktthema „Volkswagen. Das Auto. Der Fußball“, dem sich der „Ballesterer“ in seiner jüngsten, sehr lesenswerten Ausgabe widmet.

Die Verbindung von Fußball und Kommerz, von Sportsponsoring und Autovermarktung geht beim Volkswagenkonzern Hand in Hand. Der VfL Wolfsburg ist zu 100 % in Konzernbesitz, darüber hinaus hält VW über seine Tochter Audi wesentliche Anteile an Rekordmeister Bayern München und Aufsteiger Ingolstadt. In einem Editorial weist „Ballesterer“ darauf hin, dass der Konzern direkt oder über Tochterfirmen als Sponsor bei 19 Klubs der ersten oder zweiten Bundesliga aktiv ist und in mehreren Aufsichtsräten sitzt. Hellmann sieht das im Hinblick auf den Wettbewerb durchaus kritisch: „Das ist der wunde Punkt dieser ganzen Angelegenheit. Vorausgeschickt: So wie ich die handelnden Personen kenne, unterstelle ich keinem eine Anfälligkeit, auch nur in die Richtung zu denken, den Wettbewerb zu manipulieren. Aber die Menschen draußen kennen die handelnden Personen und deren Integrität nicht, sie sehen nur die Zusammensetzung der Gremien und mögliche Spielergebnisse. Bei Situationen, die fragwürdig erscheinen können, könnte es zu Spekulationen kommen.“

In sportlicher Hinsicht hat nicht zuletzt die Verpflichtung von André Schürrle in der Winterpause gezeigt, dass dem Autoriesen keine Anstrengung zu gering ist: „Es hat gezeigt, dass es dort eine für Bundesliga-Verhältnisse nahezu unbegrenzte Kapitalkraft gibt, die nicht aus dem laufenden Fußballgeschäft erzeugt wird. Andere Klubs müssen ihren Kader mit dem zusammenstellen, was sie erwirtschaften. Ich bin kein Freund von Asymmetrien, die am Ende den Wettbewerb verzerren. Wir sehen jetzt, wie der englische Markt davonzieht und das gesamte Gefüge durcheinanderbringt.“

Für Hellmann ist es ganz natürlich, dass Autofirmen sich im Fußballgeschäft als Sponsor engagieren: „Fußball und Autos werden in erster Linie mit Männern in Verbindung gebracht, doch so wie der Frauenanteil im Stadion steigt, wächst auch das Interesse der Automobilindustrie am weiblichen Geschlecht. Da passt schon sehr viel. Und Deutschland ist einer der spannendsten Automärkte in Europa, vielleicht sogar der Welt. Für die Vorstellung neuer Marken ist ein Brustsponsoring wie gemalt.“ Eine Zusammenarbeit mit VW war bei der Eintracht auf der Suche nach einem Nachfolger für den langjährigen Hauptsponsor Fraport gleichwohl kein Thema: „Mit FIAT hat es damals einen fließenden Übergang gegeben, das Unternehmen ist an uns herangetreten und hat Interesse an dem auslaufenden Hauptsponsorvertrag gezeigt. Die FIAT-Gruppe ist bis dahin in der Bundesliga nicht tätig gewesen, Alfa Romeo ist eine attraktive Marke – das war für uns keine Frage.“ Dennoch würde sich auch Hellmann Gesprächen mit den Wolfsburgern nicht verschließen: „Es wäre allerdings vermessen zu sagen: ‚Mit einem Konzern wie VW spricht man nicht′ – immerhin ist das einer der größten Sportsponsoren. In der Branche kann und wird sich das keiner erlauben.“

Hellmann ist zwar ein Befürworter der 50+1-Regelung, die verhindern soll, dass Investoren zu großen Einfluss auf die Vereinspolitik bekommen, er weiß aber auch, dass die Regelung juristisch auf tönernen Füßen steht: „Wir sind gut beraten, das System über ein Einverständnis unter allen Mitgliedern des Ligaverbands aufrechtzuerhalten. Die Frage ist nämlich, wie bestandsfähig 50+1 wäre, wenn das jemand wirklich gerichtlich zu Fall bringen wollte.“ Eintracht Frankfurt hatte im März 2015 auch den Beschluss der DFL-Mitgliederversammlung mitgetragen, der eine Mehrfachbeteiligung an Fußballvereinen vorsieht: „Wir haben dem Kompromiss zugestimmt, auch weil wir wissen, dass alles andere in eine endlose juristische Debatte gemündet hätte. Nach deutschem Handels-, Gesellschafts- und Aktienrecht können Sie eine Kapitalbeteiligung bestimmter Institutionen nicht ausschließen. Das heißt, theoretisch wäre auch eine Mehrfachbeteiligung ganz ohne Einschränkungen durchsetzbar.“ Hellmann ist sich darüber im Klaren, dass das hergebrachte Verbandsrecht mit dem Aktien- und Wettbewerbsrecht kaum zu vereinbaren ist: „Wir müssen immer nach Kompromissen suchen, um den Wettbewerb für alle möglichst lange ausgeglichen zu gestalten. Das könnte man als Rückzugsgefecht bezeichnen, aber ich bin dafür, dieses Gefecht so lange wie möglich zu führen.“

1
2
- Werbung -

4 Kommentare

  1. Tja…sein Wort in Gottes Ohr, aber ich glaube DFL und DFB sehen das alles etwas anders. Die haben RB Leipzig ja Tür und Tor geöffnet. Und auch die anderen Konzernvereine geben fröhlich Geld aus, das sie nicht erwirtschaftet haben. Leverkusen muss jetzt elf Mios aus der Teldafax-Pleite zahlen, das scheint die nicht mal sonderlich zu jucken. Ich befürchte leider, dass der Einfluss von Konzernen und „Gönnern“ die Zukunft des deutschen Fußballs ist. Und der gemeine Fan ist dann nur noch die Jubelkulisse für das Marketing.

    0
    0
  2. Na, dass die Autos des FIAT-Konzerns großen Anklang finden, das ist ja klar 🙂
    -> Maserati, Chrysler, Ferrari, Dodge,…

    0
    0
  3. ….. Fiat, Alfa Romeo, Lancia, Ram Trucks, Mopar und Jeep

    Vielleicht finden wir ja doch noch im Winter einen fußballbegeisterten Scheich in Abu Dhabi , hihi

    0
    0

Keine Kommentare mehr möglich.

- Werbung -