Kann Stefan Aigner nach einer schwachen Saison zum Abstiegskampfhelden werden?
Kann Stefan Aigner nach einer schwachen Saison trotzdem zum Helden werden?

Als am 17. September 2014 die Neuigkeit die Runde machte, Stefan Aigner hätte seinen Vertrag bei Eintracht Frankfurt verlängert, war die Freude bei Fans und Verantwortlichen im Frankfurter Umfeld groß. Der von Hannover 96 heftigst umworbene Außenbahnspieler hatte in den zwei Spielzeiten bei den Hessen seinen Wert bewiesen und sagte nach der Erweiterung des Kontrakts bis 2018 im Interview mit Eintracht TV, dass er sich auf die kommenden Jahre bei der Eintracht freue.

In seiner ersten Saison am Main hatte der heute 28-Jährige, der 2012 ablösefrei vom TSV 1860 München kam, mit 9 Toren und 8 Torvorlagen einen großen Anteil daran, dass die SGE als Aufsteiger überraschend in die Europa-League einzog. Auch in seinem zweiten Jahr bei der Eintracht zeigte der Mittelfeldspieler mit 16 Scorerpunkten, dass er eine der wichtigsten Personalien im Offensivspiel der Frankfurter ist. Nach dem Motto „aller guten Dinge sind drei“ zeigte Aigner auch im dritten Jahr, dieses mal unter Thomas Schaaf, mit 9 Toren und 3 Vorlagen starke Leistungen.

Umso größer war dann die Verwunderung über den Leistungseinbruch im Laufe der aktuellen Saison. Vor dem 32. Spieltag standen bei Aigner lediglich 1 Tor und 6 Torvorlagen zu Buche, vor allem ließ er die Effektivität im Spiel vermissen. Einsatzbereitschaft und die Leidenschaft waren zwar vorhanden, aufgrund der starken vorausgegangenen Spielzeiten die Erwartungshaltung bei Fans, Vorstand, Trainerteam und ihm selbst aber entsprechend hoch. Der ehrgeizige Blondschopf sagte in verschiedenen Interviews während der Winterpause, dass er sich selbst zu stark unter Druck gesetzt habe, weil es nicht so gelaufen sei, wie er es sich erhofft habe. Die Hoffnung auf eine Besserung war daher groß, schließlich hatte er in seinen bisherigen Eintracht-Rückrunden immer zu überzeugen gewusst.

Aber: Auch in der Rückrunde lief es nicht wirklich rund beim schnellen Außenspieler. Die Bemühungen in den Partien, mit Ausnahme des fulminanten 3:2-Sieges zum Rückrundenauftakt gegen den VfL Wolfsburg, bei dem er zwei Tore vorbereitete, konnten zumeist unter dem Motto „er war stets bemüht“ zusammengefasst werden (SGE4EVER.de-Durchschnittsnote vom 18.-31. Spieltag: 4,0).

Stefan Aigner kann sein Glück nach seinem zweiten Saisontreffer kaum fassen.
Stefan Aigner kann sein Glück nach seinem zweiten Saisontreffer kaum fassen.

Nachdem er sich am 31. Spieltag gegen Mainz in der zweiten Minute eine Schädelprellung zugezogen hatte, stand Aigner im kommenden Spiel gegen Darmstadt nicht in der Startaufstellung, wohl aber im Kader. Und dies sollte sich noch auszahlen. Nach einer schwachen ersten Halbzeit wurde der Ur-Bayer zur zweiten Halbzeit für Mijat Gacinovic eingewechselt und war kaum wieder zu erkennen. Er brachte viel Schwung in das vorher statisch wirkende Spiel der SGE und krönte eine starke kämpferische Leistung mit dem Siegtor zum 2:1. Der ekstatische Jubel des 28-Jährigen zeigte deutlich, was dieser Treffer für ihn bedeutete – eine Erlösung. Aigner sprach danach von einem ganz wichtigen Tor, nicht nur für ihn, sondern für die ganze Mannschaft.

Dass der Treffer auch das zuvor natürlich nicht allzu große Selbstbewusstsein beim Offensivmann aufputschte, sah man gleich zu Beginn der Begegnung gegen Borussia Dortmund. „Aiges“, wie der Münchener von Mitspielern und Fans gerufen wird, ging extrem weite Wege und keinem Zweikampf aus dem Weg. Immer wieder unterstützte er den hinter ihm spielenden Rechtsverteidiger Yanni Regäsel und stellte die starke linke Seite um Marcel Schmelzer und Marco Reus vor eine schwere Aufgabe. Und dass er seinen Torriecher wieder gefunden hat, stellte er eindrucksvoll in der 14. Minute unter Beweis. Nach einer Flanke von Makoto Hasebe, die eigentlich leicht in seinen Rücken kam, schraubte sich Aigner artistisch nach hinten in die Luft und verwandelte den Ball mit einem sehenswerten Kopfball ins rechte Dortmunder Toreck. Der Jubel, bei dem er sich mehrmals mit der Hand auf die Brust schlug, signalisierte: Stefan Aigner glaubt (wieder?) an sich, Stefan Aigner ist noch da.

Freilich war der Sieg gegen den BVB ein Mannschaftsprodukt, jedoch ist Aigner ein Sinnbild des Teams: Kämpferisch, leidenschaftlich und nie zurücksteckend. Der Rechtsaußen entwickelt sich immer mehr zu einem der Gesichter des Frankfurter Abstiegskampfs.

Am Sonntag, beim Auslaufen der Spieler, war die Laune vom Mittelfeldspieler daher auch blendend: „Das tut natürlich gut. Da brauche ich nicht drumherum reden. Es ist schön, wenn man mal wieder trifft. Vor allem, wenn man ein Tor schießt, das zum Erfolg führt“, sagte er dem „hr“. Auch Bastian Oczipka war voll des Lobes für seinen Mannschaftskollegen: „Aiges hat immer gekämpft, nie aufgegeben, wollte es immer wieder erzwingen. Lange Zeit ist es leider nicht geglückt. Aber jetzt, in der entscheidenden Phase, ist er wieder da, macht die Tore – und das brauchen wir als Mannschaft.“

Ist nun ausgerechnet Aigner, der eigentlich eine für seine Verhältnisse und Erwartungen schlechte Saison spielt, einer der Stützen der Eintracht im Abstiegskampf? Ist er, der immer alles gibt, immer kämpft, kratzt, beißt und sich für keinen Zweikampf zu schade ist, (wieder) einer der entscheidenden Spieler? Kann er sich wieder zu einem Schlüsselspieler im Spiel der Eintracht entwickeln? Es bleibt zu hoffen. Der Ex-Löwe selbst ist sich darüber im Klaren, dass die SGE sich lediglich eine bessere Position verschafft hat, von einer Rettung will er nichts wissen. Er warnt sogar vor einem zu vorsichtigen Auftreten der SGE: „Meistens kassierst du eins, wenn du dich hinten reinstellst und nur wartest, bis das Spiel vorbei ist.“ 

Alle Zuschauer, die es mit der Eintracht halten, hoffen natürlich auf einen Sieg der SGE, egal wie dieser zu Stande kommt. Gegen einen erneuten Torschützen und damit auch Abstiegskampfshelden Stefan Aigner hätte aber sicher niemand etwas. AUF JETZT!

- Werbung -

2 Kommentare

Keine Kommentare mehr möglich.

- Werbung -