Erneut große Enttäuschung nach dem Abpfiff. Trotz starker zweiter Halbzeit stand die Eintracht am Ende mit leeren Händen da.

Nach dem unglücklichen Last-Minute-Unentschieden in Hoffenheim wollte die Eintracht vor heimischer Kulisse unbedingt einen Heimsieg einfahren. Mit Bayer 04 Leverkusen erwarteten die Hessen einen starken Gegner, der vor allem technisch stark ist und zudem brandgefährlich über schnelle Konter agiert. Eintracht-Trainer Niko Kovac erwartete bereits im Vorfeld der Partie einen Abnutzungskampf und ein knappes Spiel. Die Frankfurter mussten sich am Ende mit 0:1 geschlagen geben und erwischten im Vergleich zu den letzten 6 Spielen ohne Niederlage keinen so starken Tag. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal für euch analysiert:

Ohne Makoto Hasebe hakt es im Spielaufbau
Der Coach der SGE schickte zu Beginn dieselbe Mannschaft wie gegen die TSG 1899 Hoffenheim in die Partie. Es war nur insofern verwunderlich, als dass man bereits in Sinsheim gemerkt hat, dass der Spielaufbau mit drei Innenverteidigern, sprich David Abraham, Simon Falette und Carlos Salcedo, hinten raus nicht gut funktionierte. Keiner der drei Verteidiger hat seine Stärken im Aufbau und so wunderte es nicht, dass es vor allem wieder die langen Bälle waren, die hinten raus gespielt wurden. Sollte der Japaner noch immer nicht wieder hundertprozentig fit sein, so bleibt zu hoffen, dass er es bald ist, denn mit ihm in der Mitte der Dreierkette hat die Eintracht in der Regel deutlich besser hinten raus gespielt und sich auch spielerisch in die Hälfte des Gegners kombinieren können. Zudem ist das Stellungsspiel von Hasebe von enormer Wichtigkeit, da er mit seiner Erfahrung sehr viele Löcher stopft und viele Bälle abläuft. Mit dem kämpferisch starken Marc Stendera und Kevin-Prince Boateng hatte man zwar wieder zwei sehr ballsichere Sechser im Mittelfeld aufgeboten, allerdings fehlt es in den Aktionen doch häufig an Tempo. Eine weitere Schwachstelle im Defensivverbund stellte zudem erneut Marius Wolf dar: Wie bereits gegen Hoffenheim, als er Serge Gnabry kurz vor Schluss nicht mehr einholen konnte, kam er auch diesmal nicht mehr rechtzeitig zurück. Wolf, der sich in den vergangenen Monaten prächtig weiterentwickelt hat, ist eben auch kein gelernter Rechtsverteidiger wie Timothy Chandler, der es gewohnt ist, sowohl offensiv als defensiv zu funktionieren.

Gacinovic steht neben sich
Was sich bereits in den letzten Wochen immer wieder andeutete, erreichte gegen die Leverkusener wohl seinen vorzeitigen Höhepunkt. Mijat Gacinovic ist in den letzten Partien zunehmend mehr ein Schatten seiner selbst. Er reibt sich auf, er ackert und wirft alles in die Waagschale und trifft doch immer häufiger die falschen Entscheidungen. Mal dribbelt er sich fest, mal spielt er einen katastrophalen Fehlpass. Und dann kam dieser eine Moment, in dem die Eintracht in einer 3:2-Überzahlsituation auf das Leverkusener Tor lief und der junge Serbe den Ball leichtfertig hergab und im Gegenzug das entscheidende 0:1 fiel. Das Tor geht natürlich nicht alleinig auf seine Kappe und die Klasse von Gacinovic ist unbestritten – vielleicht ist es auch eher der Fehler von Niko Kovac der die Vorzeichen der letzten Wochen nicht richtig deutete und es verpasst hat, diesem jungen Spieler eine kleine Pause zu gönnen, um dann wieder frisch und ausgeruht neu anzugreifen.

Die eigenen Standards sind gefährlich – aber nur im Hinblick auf ein mögliches Gegentor
Was seit Jahren nicht funktioniert, funktionierte auch diesmal nicht. Die SGE hat seit Jahren ein großes Problem mit den eigenen Standards. Die Freistöße und Ecken sind nicht nur ungefährlich und oftmals leichtfertig ausgeführt, sie führen auch immer wieder zu großen und gefährlichen Gegenstößen der Gegner. In dieser Partie wurde dieses Manko einmal mehr sehr offensichtlich. Hier muss der Hebel im Training dringend angesetzt werden, denn wenn es spielerisch mal nicht läuft, sollte man zumindest über Standards gefährlich werden können. Bis auf wenige Ausnahmen sind die Standards der Frankfurter allerdings eher eine Einladung zum Konter für den Gegner.

Manchmal fehlt es noch an Mut
Nach einer zunächst kontrollierten Anfangsphase, in der man die Leverkusener gut im Griff hatte, verlor man im Verlauf der ersten Halbzeit immer mehr den Zugriff auf die Partie. Die Leverkusener hätten bei besserer Chancenverwertung gut und gerne mit einer 0:2-Führung in die Kabine gehen können. Die sonst so sattelfeste Abwehr der Eintracht bot dem Gegner dieses Mal viele Möglichkeiten. Nach der Halbzeit zeigten die Hessen dann ein gänzlich anderes Gesicht und bei besserer Chancenverwertung hätte man sicherlich auch in Führung gehen können, jedoch verpasste man es auch, nach dem Gegentreffer noch einmal alles nach vorne zu werfen. Wieso Eintracht-Trainer Niko Kovac nicht sofort reagierte und mit Luka Jovic und/oder Branimir Hrgota einen weiteren Stürmer für einen Innenverteidiger brachte, ist unerklärlich. Manchmal fehlt es der SGE in dieser Hinsicht an Mut, insbesondere in Heimspielen. Man hätte nichts mehr zu verlieren gehabt und sich mit einer Schlussoffensive einen aufgrund der zweiten besseren Hälfte durchaus verdienten Punkt holen können.

Blick nach vorne
Natürlich ist auch diese Niederlage bei dem aktuellen Punktekonto kein Beinbruch. Die Eintracht steht im Rahmen ihrer Möglichkeiten voll im Soll und trotzdem ist es schade, dass man am Ende mit leeren Händen dasteht. Bereits in der letzten Woche hat man kurz vor Schluss zwei Punkte verloren. Nun warten mit Hertha BSC auswärts und Bayern München zu Hause zwei schwere Spiele und die Mannschaft wird aufgrund dieses Spiels erneut einen wichtigen Schritt in ihrem Lernprozess gemacht haben. Es war ein Tag an dem nicht alle Spieler ihre Topform erreichen konnten und die SGE ist eine Mannschaft, die davon lebt, dass die Mannschaft im Kollektiv funktioniert. Vielleicht sieht das aber in der kommenden Woche schon wieder ganz anders aus.

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9 Kommentare

  1. Ich hab ein Spiel zweiter erstklassiger Mannschaften gesehen und die Bessere hat gewonnen. Das muss man neidlos anerkennen. Finde daher die Analyse im Aufzeigen wer wo schlechter oder besser war zutreffend. Die Bewertung aber, dass unsere Spieler alle mehr oder weniger nur schlecht, mutlos u.s.w. seien, finde ich aber völlig überzogen. Diese Bewertung wird diesem, in meinen Augen von 2 Spitzenteams geführtem Spiel, nicht gerecht.

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  2. Finde die Analyse sehr treffend! Vor allem die Standards waren einfach viel zu schwach. Wenn man 9 Ecken hat (Leverkusen nur 2) kann man schonmal erwarten, dass zumindest eine Gefährliche dabei ist.
    Das Gegentor geht meiner Meinung nach zu großen Teilen auf Fallettes Kappe. Zuerst geht er nicht beherzt genug gegen Havertz zum Ball und anschließend übersieht er Volland komplett.

    Wo ich widersprechen muss ist die Kritik an Kovacs Coaching in diesem Spiel. Sowohl die Einwechslungen fand ich zu dem Zeitpunkt passend (im Nachhinein ist man immer schlauer) als auch die Kabinenansprache hat ja wahre Wunder gewirkt.

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  3. @1 SGECharly
    Sehe ich ähnlich wie Du. Es ist auch keine Schande gegen Leverkusen
    zu verlieren. Unsere Mannschaft hat ein gutes Niveau erreicht und es
    ist jetzt an der Zeit uns in den Nuancen zu verbessern, die oft den Unterschied
    ausmachen können.
    Da wäre das Spiel ohne Ball: Bei Ballbesitz des Gegners sind wir hellwach
    und laufen und sprinten die Lücken zu – haben wir dann den Ball bleibt
    alles irgendwie stehen, oder bewegt sich ganz gemächlich.
    Dadurch steht kaum jemand wirklich frei, wird der Ball dann noch ungenau
    gespielt, ist er weg.
    Ballannahme: Haller und Rebic nehmen oft Bälle im Stehen an. Das zu
    verteidigen, ist für unsere Gegner sehr einfach.
    Willems wird mittlerweile konsequent gedoppelt und damit aus dem Spiel
    genommen. Erst wenn ein Spieler weggezogen wird, hat er wieder Wirkung.
    Aber das schaffen wir taktisch (noch) nicht.
    Rebic hilft Willems, aber der arme Wolf ist auf seiner Seite ganz allein. Das
    kann er nicht leisten, im Gegenteil, er hilft offensiv nicht wirklich und lässt
    aber auch seine Seite offen. Das muß Kovac dringend ändern, weil alle Gegner
    das nutzen werden. Gacinovic sollte da helfen, aber er rennt planlos durch
    das Mittelfeld. Er ist in seiner Entwicklung auf keinem guten Weg. Schade.
    Bleiben noch die Standards: Warum steht keiner von uns am kurzen Pfosten,
    um Bälle zu verlängern, oder Unruhe zu schaffen. Jeder Ball, der zu kurz
    kommt, wird nicht nur mühelos abgewehrt, sondern oft in einen gefährlichen
    Konter für uns umgewandelt.
    Also viele kleine Dinge, aber mit großer Wirkung.

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  4. @1

    Sorry, dann hast du wohl ein völlig anderes Spiel gesehen. Die Eintracht hat nach meiner Meinung alles andere als erstklassisch gespielt. Leverkusen war vor allem in Halbzeit 1 klar überlegen. Die 2. Halbzeit begann für uns relativ hoffnungsvoll und man merkte, dass man mindestens einen Punkt retten will. Nur leider reichen halt 15 gute und druckvolle Minuten nicht aus. In der 2. Hälfte der 2. Halbzeit kam man wieder in den alten Trott der ersten Hälfte. Fahrig und einfallslos. Die Einwechslungen von Kamada und Branimir konnte wohl niemand verstehen und das war eine klare Schwächung der Eintracht.
    In der ersten Halbzeit und auch in der zweiten Hälfte fiel auf, dass Fallette und auch Salcedo extrem viele Fehlpässe produzierten und Wolf das eine oder andere Mal seinen Gegenspieler komplett aus den Augen verlor. Sie waren extrem schwach und waren somit oft schuld daran, dass Leverkusen so gut ins Spiel kam.Dank der Schnelligkeit von Abraham konnte dieser immer wieder Bälle ablaufen und so einen höheren Rückstand verhindern.
    Zu unserem Schlussmann Lukas mussten wir wieder mal feststellen, dass er sicherlich ein guter Torwart ist, aber auch seine Spieleröffnung ist eine Katastrophe. Er macht das Spiel einfach langsam, weil ihm einfach die Übersicht und das Spielverständnis fehlt. Es gab unzählige Situationen, wo nach einem Angriff ein halbhoher schneller Abschlag gereicht hätte, um das Spiel schnell zu machen. Rebic und Haller haben wie oft versucht ihm anzuzeigen, dass er doch bitte mal lang spielen soll, aber nichts ist passiert. Haller ist top im Mann gegen Mann und Rebic ist schnell. Das hätte man nutzen können. Die Leverkusener waren teilweise so weit aufgerückt, dass sie einen solchen Tempogegenstoß schlecht hätten verteidigen können. Manchmal sollte man einfach zu solchen Mitteln greifen, wenn das Mittelfeld spielerisch so tot ist, wie bei uns. Da können einem die Stürmer nur noch leid tun. Das gilt ebenso für die Standards. Ich habe noch nie eine Mannschaft gesehen, die nicht mal in der Lage ist einen Eckball geschweige einen Freistoß vernünftig auszuführen.

    Alles in Allem ist es so eingetroffen, wie ich es erwartet hatte. Immer, wenn wir mal einen Schritt nach vorne machen könnten, fehlt es uns einfach an der individuellen und fußballerischen Klasse. Das war letzte Woche schon so, auch, wenn hier die erste Hälfte klar an uns ging. Wir sind einfach zu harmlos und vor allem zu langsam im Spielaufbau. So machst du keinem Gegner ernsthaft Probleme. Ich habe diesmal auf der Haupttribüne gesessen und wir hatten einen perfekten Blick aufs Spiel. Teilweise spielten die Leverkusen Pässe mit Ansage in die Tiefe und ließen unsere Fünferkette ziemlich alt aussehen. Dafür, dass wir angeblich einen solch breiten Kader haben, muss man einfach feststellen, dass anscheinend ein Großteil davon nicht genug Klasse für die Startelf besitzen. Man sollte diese Träumereien von Europa besser sein lassen, denn dafür braucht es einfach mehr Qualität.

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  5. Laura hat es für meine Begriffe sehr gut analysiert. Ich finde die schlechte Bewertung von Bild völlig überzogen und die vom HR in die andere Richtung überzogen.

    Jeder Spieler hat seine Stärken, aber eben auch seine individuellen Schwächen. Deswegen spielen sie ja auch in Frankfurt und nicht bei einem der Topvereine. Die Kunst des Trainers ist es die Schwächen des Einzelnen mit den Stärken anderer Spieler auszugleichen und die richtige Balance zu finden. Ich denke, das da Kovac sich auch noch entwickeln muss und manchmal mutigere Entscheidungen treffen sollte.

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  6. Spiel war OK. Zweite HZ war nach der schlechten ersten HZ gut. Ergebnis war nicht gut dann – That’s life.

    Yep, es lief ärgerlich. Analyse hier find ich an sich auch in Ordnung. Ich würde es jedoch nicht unbedingt an Fehlleistungen einzelner Spieler festmachen wollen.

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  7. Zu @7 Pot
    Sehe ich auch so

    Zu @4 Thomas
    nach deiner Analyse kannst du alle 9 Spiele als schwach bezeichnen. Denn alle Mannschaften spielen nicht in deinem Sinne perfekt und alle Mannschaften haben Schwachstellen. Sehe nicht das unsere SGE schwächer ist als der Durchschnitt der Liga. Und ich habe tatsächlich ein erstklassiges Spiel 2er guter Mannschaften gesehen. Wenn ein Spiel gut war und wir knapp gegen eine bessere Mannschaft verloren haben, dann ist das ärgerlich, aber nicht schwach. Mir hat mein Besuch im Stadion gefallen und ich war vom Mittelfeld der Leverkusener beeindruckt. Und ich kenne nicht viele Mannschaften die diesem Mittelfeld zur Zeit etwas entgegenzusetzen haben. Aber nicht jeder erkennt das. Sorry ich sehe halt Spiele anders als du.

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  8. @8
    Erstklassig war es bestimmt nicht. Wir hatten keine einzige Torchance in Halbzeit 1, das sagt schon alles über unser “ erstklassiges“ Spiel.
    Insgesamt war es auch nicht doll, kaum herausgespielte Aktionen, eher ein Gestocher im Strafraum

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