Ervin Skela (li.) und Du-Ri Cha gelang gegen Wolfsburg eine grandiose Aufholjagd.

Mini-Etat, No-Name-Transfers, von den Experten belächelt. Nein, es dreht sich nicht um Eintracht Frankfurt in der Saison 2016/17. Es geht um die SGE vor 14 Jahren. Damals war der Jubel nach der Fast-Insolvenz und dem Wunder-Aufstieg gegen den SSV Reutlingen groß, als es zurück in die Bundesliga ging. Die Voraussetzungen dazu waren allerdings überhaupt nicht gegeben. Finanziell fehlte es an allen Ecken und Enden. Das Waldstadion war im Zuge des Umbaus für die WM 2006 eine riesige Baustelle. Der Kader war nur bedingt erstligatauglich. Trainer Willi Reimann versuchte daher mit Defensivfußball die nötigen Punkte für den Klassenerhalt zu sammeln. Nur selten wich er von seiner zurückhaltenden Grundausrichtung ab. So zum Beispiel im Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg am 14. Spieltag.

Die Eintracht war an diesem 29. November 2003 bereits zum Siegen verdammt. Gerade einmal zwei Erfolge hatte die SGE bis dato verbucht. In der Tabelle drohte das rettende Ufer außer Reichweite zu geraten. Gegen Reimanns Ex-Klub, den er einst in die Bundesliga geführt hatte, gab es keine Alternative zu einem Sieg. Entsprechend offensiv legten die Hessen los. Nicht nur die Wolfsburger Mannschaft, trainiert vom heute fast schon vergessenen Jürgen Röber, zeigte sich überrascht. Auch die lediglich 15.000 Zuschauer auf der Frankfurter Baustelle trauten ihren Augen kaum. Die Eintracht spielte mutig!

Die erste halbe Stunde des Spiels sollte jedoch eher zur Bestätigung des Defensivfans Reimann taugen. Trotz ordentlicher Ansätze und einiger Chancen, gab es Tore nur für die Gegner. Nach einer zu kurz geratenen Rettungsaktion von Alexander Schur traf Miroslav Karhan für die Gäste zum 1:0 (13.). Den zweiten Fehler legte Torhüter Okay Nikolov nach. Einen Abschlag des Ewigen Oka fing der VfL ab. Die Abwehr der SGE war nicht im Bilde, Diego Klimowicz legte nach – 0:2 (25.).

Was für ein Fehlstart der Hausherren, die sich aber weiter versuchten aufzubäumen. Der erste Erfolg für so viel Courage stellte sich noch vor der Pause ein. Schur verlängerte einen Eckstoß von Markus Kreuz auf Christoph Preuß, der zum Anschluss einnetzte (33.). Es war der psychologisch wichtige Treffer, der den Glauben noch vor der zweiten Halbzeit zurückkehren ließ.

Nach dem Seitenwechsel drehte die Eintracht regelrecht auf. Wolfsburg versuchte, den knappen Vorsprung nach Hause zu mauern, vergaß dabei aber sich zu entlasten. Nach einem Foul an Ervin Skela gab es schließlich Elfmeter, den der Albaner selbst zum 2:2 verwandelte (56.). Dass auch 15.000 Zuschauer auf einer zugigen Baustelle Stimmung entfachen können, zeigte sich im weiteren Spielverlauf. Angetrieben von den Fans legten die Adlerträger nach. Eine Flanke des eingewechselten Stefan Lexa fand schließlich Markus Beierle, der höher stieg als seine Wolfsburger Gegenspieler und zum entscheidenden 3:2 einköpfte (73.).

„Jenes Spiel gegen Wolfsburg gehörte zu den Höhepunkten der Saison. Es war eine riesige Energieleistung“, sagt Beierle heute. Gebracht hat dieser Erfolg im Endeffekt wenig. Die Eintracht konnte ihrer krassen Außenseiterrolle in der Liga nicht trotzen und stieg am Ende nach nur einem Jahr wieder ab.

Tore: 0:1 Miroslav Karhan (13.), 0:2 Diego Klimovicz (25.), 1:2 Christoph Preuß (33.), 2:2 Ervin Skela (56./FE), 3:2 Markus Beierle (73.).

Eintracht Frankfurt: Nikolov – Bindewald, Chris (60. Günther), Wiedener, Preuß, Schur, Skela, Kreuz, Möller (23. Lexa), Cha (80. Puljiz), Beierle. Trainer: Reimann.

VfL Wolfsburg: Jentzsch – Sarpei, Franz, Schnorr, Rytter, Karhan, Biliskov (83. Hrgovic), Thiam (77. Baiano), Menseguez, Klimovicz, Topic (58. Petrov). Trainer: Röber.

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