Naohiro Takahara war bei den Eintracht-Fans sehr beliebt - auch dank wichtiger Tore im Abstiegskampf.
Naohiro Takahara war bei den Eintracht-Fans sehr beliebt – auch dank wichtiger Tore im Abstiegskampf.

Naohiro Takahara kam im Juni 2006 als Chancentod verschriener Angreifer für rund 750.000 Euro vom Hamburger SV zu Eintracht Frankfurt. Der inzwischen 37-Jährige Japaner, der noch immer seine Fußballschuhe in der Heimat für den selbst gegründeten Verein Okinawa SV schnürt, schaut noch immer genau auf das Geschehen seiner Ex-Vereine. Wie sehr er sich zu dem Land verbunden fühlt, zeigt die Tatsache, dass die Worte „SV“ für Sport-Verein stehen. In einem Gespräch auf „wettmax.com“ erzählt Takahara, was seine Ziele mit dem Klub sind: “Wir wollen in die erste japanische Liga aufsteigen und auch dazu beitragen, dass der regionale Breitensport durch unseren Fußball verbessert wird. Ich tue mein Bestes als Manager und Spieler des Teams.“

Es ist vor allem der letzte Satz, der die Einstellung des fleißigen Japaners ausdrückt. Takaharas Tun in der Bundesliga war dennoch lange Zeit geprägt von einer unglücklichen Szene: Am 5. April 2003 lief der Stürmer – damals noch im Dress des Hamburger SV – gegen Arminia Bielefeld auf das leere Tor zu und schaffte es, den Ball links am Pfosten vorbeizuschieben. Heute kann er darüber lachen und erklärt, wie es dazu kam: “Ich erinnere mich natürlich an die Szene. In dem Moment, als ich den Torhüter ausgespielt habe und aufs Tor schießen wollte, versprang der Ball und prallte an mein Schienbein. Als ich nach dem Spiel nach Hause kam, dachte ich, dass mich der Fußball-Gott nicht mehr mag.“ Immerhin konnten die Hanseaten die Partie 1:0 gewinnen, weshalb der Fehlschuss nicht weiter ins Gewicht fiel.

Die Skepsis in Frankfurt war zunächst dennoch groß, die Diskussionen bezüglich seiner „Bundesligatauglichkeit“ verfolgten ihn in seiner Zeit in Deutschland immer wieder. Und doch gab es im Waldstadion die Halbzeitpause am 20. Spieltag gegen den 1. FSV Mainz 05. Im Nachbarschaftsduell, welches torlos Unentschieden endete, sahen die Fans viel Magerkost, sodass sich der Anhang das Highlight für die Halbzeitpause aufhob. „Freed from Desire“ von „Gala“ dröhnte durch die Boxen und wurde erst leise – dann immer lauter werdend – von „Naohiro Takahara Shalalalala“ ersetzt. Mit „Will Griggs on fire“ – der Gassenhauer der nordirischen Fans bei der EM 2016 in Frankreich – wurde einem Spieler wieder ein Song mit dieser Melodie, zumindest öffentlichkeitswirksam, gewidmet.

Takahara selbst – der für große Euphorieausbrüche nicht bekannt war – kann sich nicht erklären, weshalb er so beliebt war und sogar einen eigenen Song gewidmet bekam: “Ich war sehr glücklich, als die Fans für mich gesungen haben. Es ist eine meiner wertvollsten Erinnerungen, dass ich meine Freude nach dem Spiel mit den Fans durch singen und tanzen teilen konnte, auch wenn ich wegen meiner Schüchternheit vielleicht etwas verdutzt geschaut habe.“ Für die Eintracht erzielte er zwölf seiner insgesamt 25 Bundesligatore und war einer der Garanten für den letztendlich geglückten Klassenerhalt in der Spielzeit 2006/07. Nach einem weiteren halben Jahr im Trikot der Hessen verließ er den Klub im Januar 2008 in Richtung Heimat und pendelte dort – nur von einem Kurzaufenthalt in Südkorea unterbrochen – von Verein zu Verein.

Der dritte Japaner in der Geschichte der Bundesliga nach Yasuhiko Okudera (1977 bis 1986/1. FC Köln, Hertha BSC, SV Werder Bremen) und Kazuo Ozaki (1983 bis 1990/Arminia Bielefeld, Fortuna Düsseldorf, FC St. Pauli) war der Türöffner für den Weg vieler Akteure von Fernost nach Deutschland. Takahara sieht sich dafür allerdings nicht alleine verantwortlich: “Ich weiß nicht, ob ich ein Pionier war, aber ich denke schon, dass ich den Weg für japanische Fußballer nach Deutschland mit geebnet habe. Ein großer Dank muss aber Thomas Kroth gelten, der sich mit seiner Agentur sehr um die japanischen Spieler bemüht hat. Ohne ihn hätten es nicht so viele Spieler nach Deutschland geschafft.“ Inzwischen ist es nicht mehr unnormal, dass Japaner in den Vereinen mitspielen. Makoto Hasebe in Frankfurt, Yuyu Osako beim 1. FC Köln, Yoshinori Muto für den 1. FSV Mainz 05 oder Shinji Kagawa im Trikot von Borussia Dortmund sind nur einige Beispiele dafür, dass sich Fußballer aus Fernost inzwischen auch auf europäischem Boden gut zurechtfinden. Takahara wünscht sich lachend, dass sie ähnlich gut angenommen werden, wie es bei ihm der Fall war: „Abschließend bitte ich alle Fans die japanischen Fußballer in Deutschland zu unterstützen, sie sind genauso cool wie ich.“

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9 Kommentare

  1. Ein ganz großer. Wird immer in unseren Gedanken bleiben…

    Mal ne frage an die Community hier.. und zwar suche ich seit Jahren das Heimtrikot von damals oder das ganz schwarze auswärtstrikot mit fraport drauf mit Takahara drauf gedruckt mit der nummer 19 (am besten in L oder XL). Ich suche seit Jahren und finde es leider nicht.. Hoffentlich gibt es hier Leute die mir weiterhelfen können 😉

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  2. Die Melodie dieses Fangesangs kommt in dieser Form doch gar nicht in „Freed from Desire“ vor, gibt es ggf doch eine andere Entstehungsgeschichte?

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  3. Ich kann mich noch genau an das Gänsehaut-Feeling erinnern, als alle Takahara mit dem Song gefeiert haben………. Schee war’s. Spaß hat’s gemacht.

    Takahara, Inui, Hasebe – man muss sie einfach lieb haben!

    Forza SGE!

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  4. von den 7 möglichen Spielen war er 3x nicht im Kader – 2x nicht eingewechselt worden und 2x fast durchgespielt. komische Nummer auf jeden Fall – am ersten Spieltag hat er gespielt, dann 3 x nicht – dann wieder und jetzt nicht mehr.

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  5. Danke, King8.
    Ja, hört sich eigenartig an.

    Hab gerade gelesen, das Eibar recht gut in die Saison gestartet ist. Sie haben auch gegen Real vor kurzem unentschieden erreicht. Ich wünsche jedenfalls dem Inui, dass er es dort packt, im Stammkader zu sein.

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  6. Die Melodie der Fans passt perfekt über den Song – viele Noten sind auch gleich, aber die Rhythmik ist eine ganz andere als alles, was in „Freed from Desire“ gesungen wird. Hier wurde also scheinbar kreativ umkomponiert…

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  7. Also ich war damals im Stadion dabei, wie es auf dieses Lied gesungen wurde ;). Alles andere würde auch wirklich recht wenig Sinn machen. Aber das Naohiri Takahara shalalalala passt genau auf den Refrain. Also mich würde es sehr wundern, wenn da wirklich etwas anderes dahintersteckt…

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